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15-Jähriger rastet verbal aus und schlägt zu / Polizei: Kein fremdenfeindlicher Hintergrund "Was mischst du Schlampe dich hier ein, ich hau dir was auf die Fresse!"

Von Thomas Linßner 09.02.2013, 02:16

Den vergangenen Montag Nachmittag wird Marion Schütte nicht so schnell vergessen: Als sie drei Kinder, deren Eltern aus Vietnam stammen, vor einem pöbelnden 15-Jährigen beschützen wollte, schlug der zu und verletzte sie.

Barby/Schönebeck l Marion Schütte kümmert sich seit Jahren um die Kinder einer vietnamesischen Familie, die in Barby ein Restaurant betreibt. Am vergangenen Montag machte sich die 44-Jährige mit Linh Chi (11) und deren Zwillingsbrüdern Duc Viet und Nhat Minh (8) einen "schönen Tag" in Magdeburg. Deren Eltern hatten geschäftlich in Berlin zu tun.

Im Kino lief der Film "Ritter Rost", zum Mittagessen gingen die Vier in ein Fastfood-Restaurant. Kinderspaß pur.

Danach beeilte sich der kleine Trupp, die S-Bahn nach Schönebeck zu erreichen, wo um 17.05 Uhr der Bus nach Barby abfährt.

"Er hat mir mit der Faust auf das linke Auge geschlagen, sodass ich das Gleichgewicht verlor und mich an ihm festkrallte"

"Wir standen an der Bushaltestelle am Bahnhof, als plötzlich drei Jugendliche aus Richtung Bahnbrückental auf uns zukamen", erinnert sich Marion Schütte. Einer von ihnen sei "auffällig laut" gewesen. Die Kinder schauten neugierig zu ihm hin, was dem Krakeeler nicht verborgen blieb. Er sei zielgerichtet auf die kleine Gruppe zugesteuert und hätte sie beschimpft: "Was guckst du so blöd, guck weg!"

"Dann ließ er Schimpfworte folgen, die kann man gar nicht wiederholen", sagt Marion Schütte, die sich vor ihre Schützlinge gestellt hatte. "Ich habe gesagt, dass er uns in Ruhe lassen und verschwinden soll, aber da wurde er noch aufgebrachter." Der 15-Jährige hätte sie angebrüllt: "Was mischst du Schlampe dich hier ein, ich hau dir was auf die Fresse."

Kurz nach dieser Drohung hätte er sie in die Tat umgesetzt. "Er hat mir mit der Faust auf das linke Auge geschlagen, sodass ich das Gleichgewicht verlor und mich an ihm festkrallte", tippt die Barbyerin an ihre Brille. Die beiden Begleiter des Schlägers hätten versucht, ihn wegzuziehen, was ihnen letztendlich auch gelang. Danach zogen die Drei ab.

Diese Szene spielte sich vor dem Schönebecker Bahnhof ab, wo gegenwärtig eine Behelfs-Bushaltestelle ist.

Wie Marion Schütte zu Protokoll gibt, sei die lautstarke Auseinandersetzung einem Mann nicht entgangen, der im Bahnhofsgebäude ein Geschäft betreibt. "Er ist den Jugendlichen in einem Affenzahn hinterher gelaufen und hat den Schläger beherzt in den Polizeigriff genommen", berichtet die 44-Jährige. Der habe daraufhin ein noch größeres Geschrei gemacht. "Ich bin mir sicher, dass der betrunken war oder unter dem Einfluss von Drogen stand", sagt Marion Schütte, die hervor hebt, wie dankbar sie dem couragierten Mann ist, der die Verfolgung aufnahm.

Die Polizei nahm den 15-Jährigen in Gewahrsam, die Barbyerin musste zur Notaufnahme ins Krankenhaus gebracht werden. Die erschreckten Kinder Linh Chi, Duc Viet und Nhat Minh wurden von Marion Schüttes Freundin abgeholt und nach Barby gefahren.

Wie sich bei Anzeigenaufnahme heraus gestellt hätte, sei der Schläger polizeibekannt.

Einen ausländerfeindlichen Hintergrund schließt die Polizei aus. Das bestätigte Pressesprecherin Katja Loichen-Kurth auf Volksstimme-Anfrage. "Der Täter wurde auf das Revierkommissariat gebracht, weil seine Wutanfälle nicht aufhörten und auch eine Eigengefährdung bestand", erklärt die Beamtin.

Es handelte sich übrigens um einen der beiden Jugendlichen, die in der Nacht zum Sonntag die Filiale der Salzlandsparkasse an der Pfännerstraße verwüsteten (die Volksstimme berichtete).

Laut Polizei wurde der 15-Jährige dem Sozialpsychiatrischen Dienst des Salzlandkreises übergeben.

Laut Aussage Pressestelle-Salzlandkreis sei der Fall zwar kurzzeitig bei der Rufbereitschaft des Sozialpsychiatrischen Dienstes gelandet, wurde aber an den Bereitschaftsdienst des Jugendamtes weitergegeben. "Der Fall ist insoweit nicht beim Sozialpsychiatrischen Dienst bekannt", hieß es auf Volksstimme-Anfrage.

Da das Jugendamt gestern Nachmittag nicht mehr erreichbar war, werden wir in der kommenden Woche nachhaken, was geschieht, um die Öffentlichkeit vor dem 15-Jährigen zu schützen.