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Wasserwehr Ärger um Terminabsprache

Die Wasserwehr der Stadt Barby sagt die geplante Versammlung kurzfristig ab. Die Ursache sieht der Chef im Rathaus.

Von Thomas Höfs 26.10.2018, 11:13

Barby l Kurzfristig hat der Barbyer Stadtwasserwehrleiter Detlev Lorbeer eine Mitgliederversammlung für den Sonnabend abgesagt. Als Begründung gab er an, dass der Bürgermeister seine Teilnahme abgesagt habe. Ohne ihn mache die Versammlung wenig Sinn, sagte er. Die Wasserwehr treffe sich nicht oft, fuhr er fort. Da wäre es schön, wenn der Bürgermeister zu den ehrenamtlich organisierten Mitgliedern der Wasserwehr auch komme und sich die Sorgen anhöre, sagte er.

„Ich bin sauer. Ich wäre gern gekommen“, sagt Barbys Bürgermeister Torsten Reinharz auf Nachfrage der Volksstimme. Nur leider habe der Leiter der Wasserwehr den Termin einfach kurzfristig festgesetzt, ohne ihn vorher mit ihm abzustimmen, fügt er hinzu. An dem Sonnabend könne er wirklich nicht, da er einen anderen wichtigen Termin habe, versicherte der Stadtchef.

Die Anliegen der Wasserwehr seien ihm wichtig, er wolle jetzt das Gespräch suchen, mit Detlev Lorbeer reden und einen neuen Termin finden, kündigte er an. Denn die Wasserwehr ist für die Bürger der Einheitsgemeinde eine wichtige Einrichtung. Dass sich die Wasserwehr über den Stand der Hochwassermaßnahmen in der Einheitsgemeinde informieren wolle, freue ihn. Auch über die Planungen und Bauvorhaben des Landesbetriebes für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft (LHW) seien die Mitglieder immer gut informiert.

Mitunter hätte die Wasserwehr sogar die Informationen zu geplanten Bauvorhaben aus dem LHW früher als sie der Stadtverwaltung vorliegen, sagte er weiter.

Deiche mit einer Gesamtlänge von rund 60 Kilometer durchziehen die Kleinstadt an Saale und Elbe. Im Hochwasserfall muss die Kommune die Deiche der Flüsse je nach Hochwasserwarnstufe regelmäßig kontrollieren. Das geht nur mit vielen Ehrenamtlichen. 95 Männer und Frauen sind in der Wasserwehr organisiert. Trotzdem reicht die Zahl kaum aus, um den Patrouillendienst bei länger dauernden Hochwassers abzusichern, weiß Detlev Lorbeer. Sorgenkind ist bei ihm vor allem die Ortschaft Lödderitz. Hier habe es beim letzten großen Hochwasserereignis bereits eine enge Zusammenarbeit mit Aken gegeben, erinnert er sich.

Die Stadt müsse auch in Zukunft die Bürger für eine Mitarbeit in der Wasserwehr begeistern und sie dabei unterstützen, fordert er. Nur so seien die Kontrollaufgaben abzusichern. Die durch die Saale geteilte Einheitsgemeinde besitzt zwei Stützpunkte der Wasserwehr, in denen die Ausrüstung aufbewahrt werde, schildert er.

Um zukünftig mit ausreichend Personal bei Hochwasserereignissen reagieren zu können, wünscht sich der Chef der Wasserwehr mehr Mitglieder in den kommenden Jahren. Je mehr Menschen sich in der Wasserwehr engagieren, desto geringer ist der Aufwand für den Einzelnen.

Anders als es der Name vermuten lässt, besteht die Hauptaufgabe der Wasserwehr vor allem in der Überwachung der Hochwasserschutzanlagen im Ernstfall. Da die Mitarbeiter des LHW nicht permanent die Deiche beobachten können, ist die Aufgabe im Wassergesetz den Kommunen übertragen worden. Hier heißt es: „Gemeinden, die erfahrungsgemäß von Hochwasser- und Eisgefahr bedroht sind, haben zur Unterstützung der Wasserbehörden bei der Erfüllung von deren Aufgaben nach Paragraf 11 Satz 2 dafür zu sorgen, dass ein Wach- und Hilfsdienst für Wassergefahr (Wasserwehr) eingerichtet wird. Sie haben die hierfür erforderlichen Hilfsmittel bereitzuhalten. Die Aufgaben der Wasserwehren können von Freiwilligen Feuerwehren mit deren Zustimmung wahrgenommen werden.“

Wird die Lage an den Deichen bei Hochwasser kritisch, stehen der Wasserwehr die Mitarbeiter des LHW zur Seite. Die Experten schätzen dann ein, was getan werden muss. Dass die Situation bei einem Hochwasser brenzlig werden kann, haben die Barbyer 2013 miterlebt. Ein Saaledeich hielt der Belastung nicht stand und gab nach. In der Folge wurden weite Teile der Stadt überflutet. Mit den Folgen kämpft die Verwaltung noch heute und arbeitet die verschiedenen Projekte ab, um die öffentliche Infrastruktur wieder herzustellen.

Um im Ernstfall gut reagieren zu können, hat das LHW viel investiert. Neue Wege wurden an den Deichen angelegt, um die Schutzbauwerke im Ernstfall schnell zu erreichen. Über den Stand der Wege wollte sich Detlev Lorbeer ebenfalls informieren, sagte er.

Nun strebt Bürgermeister Torsten Reinharz ein Treffen mit dem Stadtwasserwehrchef an. Gemeinsam, schlägt er vor, solle ein neuer Termin gefunden werden. Dann wolle er auch die Fachleute mitnehmen und die Themen mit der Wasserwehr besprechen. Das sei der beste Weg und sollte in der Zukunft immer so gehandhabt werden, wolle er sich einsetzen, sagte er. Es sei besser miteinander als gegeneinander zu arbeiten, sei er der Überzeugung, freue er sich auf die Abstimmung.