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Weihnachtsmarkt Rasierverbot für den Weihnachtsmann

Gleich zwei Weihnachtsmänner waren am ersten Advent im Calbenser Stadtgebiet mit seinen Ortsteilen unterwegs.

Von Susann Salzmann 03.12.2017, 23:01

Calbe/Schwarz l Getrost könnte der Weihnachtsmann seine Rute in seinem Quartier vergessen, denn im Calbenser Stadtgebiet und den zwei Ortsteilen leben doch nur liebe Leute. Das versichern zumindest diejenigen, die um den Rauschebart herumschleichen. Gleich zwei Weihnachtsmänner haben zum ersten Advent im hiesigen Bereich Kinderaugen zum Funkeln gebracht. Der Weihnachtsmann schon auf Stippvisite? Da heißt es erst einmal: Abstand halten und sich herantasten, zum Beispiel für die zweijährige Maya. Unter dem rot-weißen Samtmantel mit Goldverzierung inklusive der samtweichen Bommelmütze steckt Martin Rossdeutscher.

Auf dem Calbenser Marktplatz zieht er seine Runden. Im Hintergrund der übergroße Lichterbogen, eine prachtvolle Weihnachtspyramide und natürlich ein geschmückter Weihnachtsbaum. „Besser könnte es gar nicht sein“, schwärmt der 59-Jährige, der seit zwei Jahren in der Saalestadt beheimatet ist. Sein Kompliment zielt auf die schneeige Anmut des Calbenser Marktplatzes, der durch die vorangegangenen Schneefälle in ein zartes Weiß getaucht wurde. Rossdeutscher, der aus Wolfen stammt, hatte sich in Calbe bereitwillig für den „Weihnachtsmannposten“ gemeldet. In seine Rolle ist er seit Jahren ganz und gar hineingewachsen. Angefangen habe alles mit dem Sohn seiner ehemaligen Physiotherapeutin, für den er in einen Neun-Euro-Mantel geschlüpft sei. Mittlerweile sei alles ausgeklügelter. Das Samtgewand sei sogar 300 Euro wert. Wer überzeugend einen Weihnachtsmann mimen möchte, muss auf das äußere Erscheinungsbild achten. Heißt kurzum: Es kommt der Tag im Jahr, wo das individuell festgelegte Rasierverbot in Kraft tritt - jedenfalls bei Rossdeutscher.

„Bei mir ist Ende Juli, Anfang August Rasierstopp“, zieht der demonstrativ seine Barthaare in die Länge. Alles echt. Der Vorteil: Ungläubige Kinder hat er daran schon ziehen lassen - sozusagen als Echtheitsnachweis. Selbst Zwölfjährige überzeugt es. „Sie nehmen mich als Weihnachtsmann wahr, weil mich manche Kinder auch ohne Kostüm mit Zwirbelbart im Sommer wiedererkennen und ansprechen“, plaudert er aus dem Nähkästchen.

Kindern, die nach dem Barttest immer noch skeptisch sind, gibt der Musiklehrer in vorwitziger Manier eine passende Antwort. Wer die fehlenden Rentiere vermisst, dem führt er Plusgrade als Begründung an. Obwohl es sehr wohl einen (menschlichen) Chauffeur gibt, wie er einräumt. Weihnachtsmann zu sein sei ihm schon wichtig, damit die Kinder ihren Glauben an den Heiligen Nikolaus beziehungsweise den Weihnachtsmann im Kindesalter leben könnten. Der Weihnachtsmann von Schwarz, Harald Heinecke, stimmt dem zu. Dort erscheint der Rauschebart am Wochenende punktgenau mit der Sirenenprobe um 16 Uhr. In rot-weißer Tracht entsteigt der 60-Jährige dem vorfahrenden Feuerwehrauto. Mit einem Ruck landet das rund fünf Kilogramm schwere Naschereiensäckchen auf dem Rücken. Es ist Tradition, dass Heinecke in das Kostüm schlüpft. Die Erwachsenen wissen es; die Kinder schauen gespannt wie gebannt zu dem vermeintlichen Mann vom Nordpol auf. Selbst wenn auch bei ihm die Rute fehlt - bei den guten Kindern im Calbenser Ortsteil Schwarz ohnehin unnütz, verteilt er die Süßigkeiten zum Weihnachtsmarkt auf dem Gelände der Schwarzer Feuerwehr nicht ohne Gegenleistung. Ein Weihnachtslied oder gar ein -gedicht wird charmant eingefordert. Sind die Kinder schüchtern, wird gemeinsam mit dem Weihnachtsmann gesungen und gereimt. Mit dieser Devise fordert Harald Heinecke Tradition ein. „Im Vergleich zu den letzten Jahren ist es besser geworden“, lobt er das Wissen der Kinder um Weihnachtsweisen.

Das Gedankenspiel des Feuerwehrmitgliedes geht sogar noch weiter: Leben die Traditionen auf, schaffe dies ein besseres Zusammengehörigkeitsgefühl. Letzteres wiederum führe zu mehr (gesellschaftlicher) Stabilität, findet er. Eben ein Gegentrend zum Phänomen der Entfremdung, die es heutzutage gebe.

Des Weihnachtsmannes liebstes Lied: Ganz klar „Stille Nacht, heilige Nacht“, da dieses Lied die christlichen Werte für ihn am besten übermittle. Etwa 20 Akteure der freiwilligen Feuerwehr und des Fördervereins in Schwarz haben den siebten Weihnachtsmarkt zu einem Erfolg gemacht, meint die Vorsitzende Martina Ede.

Für den Wahl-Dresdner Matthias Maier eine gelungene Angelegenheit. Das Beste in Schwarz: „Ich kann meine Kinder hier ohne Angst frei herumlaufen lassen – im Gegensatz zum Dresdner Strietzelmarkt“. Klein und behaglich – so komme Familienweihnachtsstimmung auf. Diese Gemütlichkeit herrscht seit gestern auch in der Calbenser Heimatstube. Dort hat die Weihnachtsspielwiese eröffnet. Spielmöglichkeiten bieten sich dort bis zum 3. Januar, erklärt Uwe Klamm vom Heimatverein.