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Weltmeisterschaft Aufgeben kennt Klaus-Dieter nicht

Klaus-Dieter Albrecht aus Calbe wird bei der Senioren-Weltmeisterschaft in Málaga einer von 25 Speerwerfern in seiner Klasse sein.

Von Susann Salzmann 13.08.2018, 04:33

Calbe l Aufgeben? Das ist ein Wort, das Klaus-Dieter Albrecht zwar schon gehört, aber sich nicht weiter darum gekümmert hat. Genauso wenig wie um „sportlichen Ruhestand“. Wenn man unnötig Energie verschwenden möchte, dann damit, sich über‘s Aufgeben von vornherein Gedanken zu machen. Der taffe Calbenser kann mit Fug und Recht als wahrhaftiges Stehaufmännchen bezeichnet werden. „Man muss sich Ziele setzen, sie vorbereiten, durchführen, auswerten und abhaken“, erklärt der sportaffine 78-Jährige.

Die nächste sportlich relevante Stunde bricht für ihn am Montag, 10. September, um 13 Uhr an. Eine halbe Stunde später schon wird Klaus-Dieter Albrecht die Senioren-WM im Speerwerfen in der Altersklasse der 75- bis 79-Jähren als Erster einleiten. Durchhalten will er. Die drei Würfe bestmöglich absolvieren. Die besten Acht bekommen drei weitere Würfe zugestanden. „Mal sehen, ob ich darunter bin“, meint er nachdenklich. Nicht der Platz, sondern die Teilnahme zähle. Wer bei der Aussage Kampfgeist vermisst, bekommt beim Blick in seinen Trainingsplan einen genauen Eindruck vom Engagement, die Albrecht in seine Disziplin steckt. Letzte Woche erst hielt er sich mit Radfahren fit. 200 Kilometer binnen einer Woche. Ab heute beginnen die finalen Vorbereitungen.

Das nach seiner Ansicht notwendige sportliche Idealgewicht von 62 Kilogramm besitzt er bereits. Dazu wartet ab heute ein tägliches Aufwärmen und Fitnesstraining mit 50 Liegestützen, 100 Kniebeugen - in lediglich 15 Minuten. Dazu werden die Steigerungsläufe - der Anlauf kurz vor dem Speerabwurf - trainiert. „Derzeit liege ich bei 28 Metern“, spricht er über den Trainingsstand. Zum Vergleich: Der derzeit führende Senioren-Speerwerfer kommt aus Finnland und glänzt mit einer Weite von 41 Metern. Aufgeben kommt trotzdem nicht infrage. Das Wort und alle Synonyme sind einfach nicht in seinem Vokabular vorhanden. „Ich bin wahrscheinlich auch der einzige auf der Welt, der ein Sportnotenbuch führt“, plaudert er aus dem Nähkästchen. Darin bewertet er seine Übungseinheiten selbst. Zwei - gut. Drei - mäßig. Vier - schlecht. Weitere Auf- und Abstufungen gibt es nicht. Derzeitiger Stand: Mäßig. Erkrankungen, gesetzte Herz-Stents erleichterten ihm das Training in den zurückliegenden Monaten nicht.

Aber: Er wird antreten in Málaga. Einer unter 25 wird Albrecht dann sein. Darüber hinaus einer von insgesamt sieben Deutschen, aber als einziger Teilnehmer aus der ehemaligen DDR. Darauf ist er doch etwas stolz. Via Flugzeug geht es nach Spanien. Insgesamt 710 Euro kostet die Reise. Die rund 30 Kilometer vom Stadion entfernte Unterkunft bereitet Kopfzerbrechen. Doch trotz allem und vor allem auch in Anbetracht fehlender englischer oder gar spanischer Sprachkenntnisse lächelt Albrecht. Er blickt dem Spanien-Aufenthalt zuversichtlich entgegen. Irgendwie werde er sich auch dort verständigen - notfalls auch mit Händen und Füßen.