In Ruinen des Industrieparks Calbe (IPC) treten Airsoftspieler an Wochenenden gegeneinander an Wenn der Häuserkampf am alten Kraftwerk tobt
In Ruinen am nördlichen Stadtrand herrscht eine Art Häuserkampf. An Wochenenden pilgern Dutzende Anhänger des sogenannten Airsoftspiels in Tarnfleckuniformen und mit Luftdruckwaffen auf das ehemalige MLK-Gelände.
Calbe l Das einstige Kraftwerksgebäude im Industriepark Calbe (IPC) gleicht einem riesigen Betonskelett. Umgeben von hohem Gras- und Strauchbewuchs wirkt die verfallene Halle fast gespenstig. Seit ungefähr einem halben Jahr dient die Kulisse als Schauplatz für Veranstaltungen mit einem ganz eigenen Charakter.
In Videos, die auf die Internet-Plattform youtube gestellt wurden, wird auf den ersten Blick der Eindruck vom bewaffneten Häuserkampf im entfernten Afghanistan oder Syrien erweckt, unterlegt mit teils martialischer Musik. Dutzende Teilnehmer, darunter auch aus anderen Bundesländern, durchstreifen mit Tarnfleckanzügen, Helmen, Schutzvisiren, Pistolen, Maschinenpistolen und Sturmgewehren die Etagen des großen Gebäudes und der umliegenden Freifläche. Die Ausrüstung ist im Internet oder entsprechenden Geschäften in Schönebeck oder Magdeburg zu bekommen.
"Bautechnisch bedingt bietet das Gebäude sehr viele Deckungsmöglichkeiten, dunkle Gänge und Ecken und große Räume vor einem einmaligen Ambiente": So wirbt die Internetpräsenz eines Geländebetreibers namens "Phoenix Plant". Verantwortlich zeichnet Fabian Jenßen aus dem niedersächsischen Dettum. Teilnehmer ab 14 Jahren können mit schriftlicher Erlaubnis eines Erziehungsberechtigten, einschließlich einer Ausweiskopie zur Überprüfung der Unterschrift, an der Veranstaltung teilnehmen. Kostenpunkt: 15 Euro pro Tag.
Auch Konrad Schierenberg aus Calbe, dem das Gelände nach eigenen Aussagen gehört, wirbt auf seiner Internetpräsenz mit diesem Sport. "Wir schauen uns jeden Teilnehmer vorher ganz genau an. Es ist ein Sport an der frischen Luft, bei dem sich viel bewegt werden muss", argumentiert er. Bis zu 100 Teilnehmer spielen an Wochenenden mit Luftdruckwaffen Räuber und Gendarm.
"Angesichts der ungesicherten meterbreiten Öffnungen, die bis zu zehn Meter tief sind, mehrere Stockwerke hohe Treppenaufgänge ohne Geländer, Hochebenen auf 15 Meter ohne Geländer, Schutt und Betonreste von der Demontage, die umherliegen, fragt man sich dann doch, ob das nicht illegal ist, was dort vor sich geht", kritisiert Volksstimme-Leser Markus Waldmann. Beide Betreiber erlauben eine Teilnahme nur, wenn ein Haftungsausschluss unterschrieben wird. Demzufolge kann der Anbieter für Personen- und Sachschäden nicht zur Rechenschaft gezogen werden.