1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Schönebeck
  6. >
  7. Wie Gründer unterstützt werden

Wirtschaft Wie Gründer unterstützt werden

Im Kreis sind Unternehmensgründer gern gesehen. Beraten werden sie von der Wirtschaftsförderungsgesellschaft in Bernburg.

Von Jörn Wegner 03.03.2017, 17:18

Bernburg l „Der Vorbesitzer sagt immer, er gibt das Lokal aus gesundheitlichen Gründen ab.“ Holger Naumann kennt sich aus, wenn es um den Start in das eigenen Unternehmen geht. In Bernburg berät er Menschen, die ein eigenes Geschäft aufbauen wollen. Gastronomie gehört zu den Top-Branchen, die angehende Selbständige ins Auge fassen, gleichzeitig gibt es dort aber auch die meisten Pleiten. Viele Fallstricke erwarten die Neu-Gastronomen. Neben Vorbesitzern, die ein schlecht laufendes Lokal mit blumigen Worten anpreisen sind es Knebelverträge mit Brauereien oder schlicht „unüberlegtes und spontanes Handeln“, wie Naumann sagt. Wer dann noch am Koch spart oder dessen kulinarisches Konzept über Schnitzel und Pizza nicht hinausreicht, hat schlechte Karten.

Aber Naumann und die Wirtschaftsförderungsgesellschaft im Salzlandkreis (WFG) beraten nicht nur Gastronomen. Und auch das Scheitern gehört zwar dazu, ist aber keinesfalls der Regelfall bei Neugründungen.

117 Interessierte haben im vergangenen Jahr die Gründerberatung der WFG genutzt. Gelernt haben sie vieles, über Steuern, Bürokratie, Fördermöglichkeiten und vieles mehr. 30 von ihnen wagten schließlich den Schritt in die Selbständigkeit. Der größere Teil gründete aus einem Angestelltenverhältnis heraus, 27 Prozent aus dem Arbeitslosengeld-I-Bezug, 20 Prozent aus Hartz IV. Gründer aus der Erwerbslosigkeit können bei der Arbeitsagentur bzw. im Jobcenter Hilfen beantragen. Hartz-IV-Bezieher können bis zu 24 Monate Einstiegsgeld erhalten, für Empfänger von Arbeitslosengeld I gibt es den Gründungszuschuss. Auf beide Hilfen haben die Gründer allerdings keinen Rechtsanspruch. Es handelt sich um Ermessensleistungen, die Entscheidung über die Gewährung treffen die Sachbearbeiter in den Ämtern.

Immer mehr Gründungen gibt es von typischen Freiberuflern, erklärt Marion Kallas von der WFG. Das sind zum Beispiel Ingenieure und Menschen aus kreativen Berufen, wie Journalisten oder PR-Fachleute.

„Der größte Teil kommt zum reinen Orientierungsgespräch“, sagt Marion Kallas. Oft stellt sich dann heraus, dass die Geschäftsidee noch zu vage ist, der Businessplan nicht ausreicht.

Die Zahl der Gründer ist dennoch rückläufig. Das hänge mit der anziehenden Konjunktur zusammen, erklärt Naumann. Das sichere Angestelltenverhältnis zögen viele der risikoreichen Selbständigkeit vor.

Sabine Burghausen gehört zu den Gründerinnen, die von der WFG beraten wurden. In Schönebeck betreibt sie ein Kosmetikstudio. Zuvor war sie 40 Jahre lang in derselben Branche angestellt, wurde dann allerdings gekündigt. „Ich kann jedem nur ans Herz legen, das mitzumachen“, sagt sie über die Beratung. Geholfen hätten vor allem die Einblick ins Steuerrecht. Ihr Geschäft lief schon kurz nach der Gründung gut an, sagt sie. Allerdings konnte sie auch viele Stammkunden aus ihrem früheren Angestelltenverhältnis in die Selbständigkeit mitnehmen.

Für die WFG ist die Beratung vor Ort noch einmal eine ganz besondere Herausforderung, erklärt Naumann. „Wir begegnen den Leuten täglich beim Einkaufen.“ Soll heißen, dass die Berater für wirtschaftliches Scheitern schnell verantwortlich gemacht werden.

Für die Gastronomiegründer, die größte Risikogruppe der angehenden Selbständigen, hat Holger Naumann noch ein paar Tipps: „Es ist immer wichtig, anders als die anderen zu sein. Man braucht ein Alleinstellungsmerkmal.“ Auch beim Koch sollten keine Kompromisse eingegangen werden. Wer einen Hobbykoch oder gar einen blutigen Anfänger einstellt, habe bereits schlechte Karten. „An guten Köchen mangelt es hier oftmals. Wenn man am Koch spart, kann man es schon vergessen.“

Interessenten können mehr unter (0 34 71 )30 12 08 oder per E-Mail an m.kallas@wirtschaft-salzlandkreis.de erfahren.