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Wohnungsbau Erstmals Abriss und Neubau

Ein Novum: Zum ersten Mal werden Häuser der Gemeinnützigen Schönebecker Wohnungsbau-Genossenschaft abgerissen und neu gebaut.

Von Heike Liensdorf 19.01.2020, 00:01

Schönebeck l Wenn das kein Grund zum Feiern ist: Die Gemeinnützige Schönebecker Wohnungsbau-Genossenschaft (GWG) begeht im kommenden Jahr, 2021, ihr 100-jähriges Bestehen. 1921 ist die Genossenschaft gegründet worden. In diesem Jahr wurde mit dem Bau der ersten Häuser begonnen. Bis auf eines sind dann alle Gebäude der GWG vor 1939 errichtet.

Das Jubiläumsjahr wird ein besonderes werden. „Im Prinzip führen wir nach 100 Jahren bestehender Genossenschaft das fort, was die Gründer angefangen haben“, sagt GWG-Vorstandsmitglied Uwe Nachsel und meint damit das Bauen von Häusern. Denn in all den Jahren, ja Jahrzehnten ist immer nur in den Bestand investiert worden – mit Sanieren und Modernisieren, soweit es möglich ist.

Abriss und Neubau sollen im Wohngebiet Karl-Liebknecht-Straße und Rosa-Luxemburg-Straße passieren – in fünf Bauabschnitten, angelegt auf 15 Jahre. Die 17 Häuser mit den insgesamt 180 Wohnungen seien einst für die Mitarbeiter der Junkerswerke mit einer Bewirtschaftungszeit von etwa 30 Jahren errichtet worden. Aufgrund der Mangelwirtschaft der DDR seien nur dringend notwendige Instandhaltungen vorgenommen worden. Die Objekte sind mittlerweile in einem stark sanierungsbedürftigen und alles andere als zeitgemäßen Zustand. Ein umfassendes Sanieren sei nötig – jedoch wirtschaftlich nicht darstellbar. Der finanzielle Aufwand, um gesetzlichen Anforderungen zum Beispiel bezüglich der energetischen Modernisierung zu entsprechen, sei nicht vertretbar. „Daraus würde ein Mietpreis resultieren, den wir unseren Mietern nur schwer erklären könnten“, ist sich GWG-Vorstandsmitglied Manuela Preuße schon jetzt bewusst.

Aus diesem Grund habe man sich entschieden, diese Häuser abzureißen und neu zu bauen. Die Mieter von Liebknecht- und Luxemburg-Straße sind bereits im vergangenen Jahr informiert worden – über das Vorhaben und die zeitliche Planung der einzelnen Bauabschnitte.

Den Beginn machen die Blöcke Karl-Liebknecht-Straße 26 bis 46 (gerade Hausnummern). In den 42 Wohnungen leben aktuell 34 Mietparteien. Die GWG sei bemüht, den Mietern aus dem eigenen Bestand ein Angebot zu machen – sozusagen als Übergangsdomizil oder auch dauerhaft. Zwei Umzüge seien bereits passiert. „Wir sind positiv überrascht, dass einige Mieter schon so zeitig die Initiative ergriffen haben“, so Manuela Preuße. Extra für das Vorhaben hat die GWG intern ein Umzugsmanagement eingerichtet. „Jeder, der von dem Projekt in dem Bereich betroffen ist, kann sich an uns wenden und wir helfen gern weiter“, betont sie, „sicherlich kostet das einen guten Schein. Aber hinterher freuen wir uns, wenn wir die Mieter behalten haben – entweder in den neuen Wohnungen oder im Bestand generell.“

Bis zum 31. Dezember 2020 sollen die Blöcke des ersten Bauabschnitts leergezogen sein. Dass das vielen Mietern trotz maroder Gebäudesubstanz nicht leicht fällt, kann sich Manuela Preuße gut vorstellen: „Einige sind dort groß geworden und wohnen jetzt immer noch dort.“ Die lange Wohnzeit erkläre auch, warum die GWG so viel Vorlauf einplant. Denn einige Mieter hätten eine Kündigungsfrist von neun Monaten. Da das Vorhaben aber mit und nicht gegen die Mieter gelingen solle, so die beiden Vorstandsmitglieder, lasse man sich gern die Zeit.

Im Frühjahr 2021 soll dann der Abriss erfolgen. Die Neubauten für den Bereich Karl-Liebknecht-Straße 26 bis 46 soll 2024 stehen, so die Grobplanung der Zeitschiene. Es entstehen zwei Viergeschosser mit je 15 Wohnungen und zwei Dreigeschosser mit je elf Wohnungen. Aus den jetzt 42 werden dann 52 Wohnungen. Barrierefrei, mit Aufzug, 2- bis 4-Raum-Wohnungen, alle mit Balkon.

Für dieses Vorhaben sind insgesamt 9,5 Millionen Euro eingeplant – verteilt über die kommenden Jahre. Der fünfte und letzte Bauabschnitt – Rosa-Luxemburg-Straße 2 bis 16 – ist für die Jahre 2031 bis 2035 anvisiert. 2020 fließt eine gute halbe Million Euro in Planung, Umzüge, Leerziehen, Baugenehmigung  ...

Doch auch in den Bestand wird investiert. 1,5 Millionen Euro sind in diesem Jahr verplant für Sanierungsarbeiten und das Herrichten zur Wiedervermietung.

Rückblickend auf 2019 sind Uwe Nachsel und Manuela Preuße zufrieden: Der Umsatz lag bei 3,8 Millionen Euro. Die Leerstandsquote habe zum Jahresende 9,3 Prozent betragen. Das Durchschnittsalter der Mieter liege bei 53 Jahren. Ist eine Wohnung leer geworden, sei sie auch wiedervermietet worden. Erstmals seit der Wende habe es eine Mieterhöhung über den gesamten Bestand gegeben – um maximal 30 Cent pro Quadratmeter. Somit stieg die Durchschnittsmiete von 4,48 auf 4,73 Euro pro Quadratmeter.

Die GWG verwaltet 953 Wohnungen, 89 stehen leer, davon 50 gewollt aufgrund des anstehenden Vorhabens.