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Wohnungsmarkt  Ansprüche haben sich geändert

„Altes und Neues wird aufpoliert“, hieß es bei der Wohnungsbaugesellschaft in Schönebeck vor 20 Jahren. Was ist aus den Plänen geworden?

Von Olaf Koch 05.12.2016, 20:30

Schönebeck l Nicht kleckern, sondern klotzen. Das war in den Jahren nach der Wende die Devise, wohl auch, weil auf vielen Gebieten jede Menge nachzuholen war. Die Städtische Wohnungsbau GmbH Schönebeck (SWB) als größter Vermieter der Elbestadt nahm sich vor zwei Jahrzehnten vor, 25 Millionen D-Mark für besseres Wohnen in die Hand zu nehmen. Auf einer ganzen Seite der Volksstimme wurden die einzelnen Projekte vorgestellt, die – davon darf man ausgehen – heute inzwischen abgearbeitet sind.

„In den vergangenen 25 Jahren bis heute hat sich der Wohnungsmarkt drastisch verändert“, berichtete auf Aufrage der Volksstimme die Geschäftsführerin der SWB, Sigrid Meyer. Mussten die Wohnungsverwalter in den Jahren nach der Wende mit einer akuten Wohnungsnot zurechtkommen, wobei bei den Mieter alle Wohnungen angesehen waren, die halbwegs bewohnbar waren, hat sich das Bild heute um 180 Grad gedreht. „Die Ansprüche haben sich total geändert“, so die Geschäftsführerin.

Bis zum Jahr 1997 verzeichnete die SWB in ihren Akten einen Lehrstand unter zehn Prozent. Von da an stieg die Zahl der leeren und unvermieteten Wohnungen Jahr für Jahr an. „Das hatte einerseits damit zu tun, dass viele junge Leute und dann die Familien von Ost nach West zogen, andererseits ein Jahrzehnt nach dem Umschwung nicht mehr jede vermietbare Wohnung einen Interessenten fand. „Ein gewisser Stil und Komfort sollte schon vorhanden sein“, erinnert sich die Geschäftsführerin.

Im Jahr 2002 verzeichnete die Schönebecker SWB den höchsten Leerstand an Wohnungen: nämlich 21 Prozent. „So konnte es nicht weitergehen, wir mussten dringend gegensteuern“, so Meyer. „Gegensteuern“ war eindeutig der Abriss. Heute im Jahr 2016 ist die SWB auf einen Leerstand von 16,8 Prozent gemessen an ihren Gesamtwohnungen angekommen, von denen Sigrid Meyer aber rund 11 Prozent als „nicht vermietbar“ einstuft.

Seit nunmehr fünf Jahren spüren die Mitarbeiter der SWB einen neuerlichen Wandel. Viele Mieter suchen direkt nach „ihrer Wohnung“ und sprechen bei der SWB auch mit ihren Vorstellungen konkret vor. Zudem sind die Mieter von heute wieder gern bereit, etwas mehr zu bezahlen, wenn sie Wohnungen nach ihren Vorstellungen und Wünschen bekommen. Zudem setzen die Schönebecker auf den Markt: Wohnungen für Familien, Wohngemeinschaften für Generationen, Wohnungen, die komplett barrierefrei sind, Wohnungen mit individuellen Querschnitten, Wohnungen im Grünen und mitten in der Stadt. Ältere Leute aus dem Dorf ziehen wegen der besseren Infrastruktur in die Stadt. Umgekehrt sind es meist junge Familien, die mobil sind und den Weg aufs Land suchen.

Und in Zukunft: Will die SWB weiter zurückbauen? „Nein, das haben wir nicht vor. Neubau und Abriss werden sich die Waage halten“, so Sigrid Meyer. In den nächsten neun Jahren plant die SWB rund 53 Millionen Euro in die Bestandssanierung und in den Neubau zu investieren – eben nicht kleckern.