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Zertifikat Streitschlichter der Grundschule

Eine besodnere Aufgabe erfüllen ab dem neuen Schuljahr ein paar Kinder der Grundschule in Barby: Sie sind Streitschlichter.

Von Thomas Linßner 01.07.2016, 01:01

Barby l Es ist während einer großen Pause auf dem Schulhof. Zwei Zehnjährige kriegen sich wegen einer Nichtigkeit in die Haare. Besonders Leon tritt als Wortführer auf und schubst Marcel zur Seite. Dieser schiebt zurück, es kommt zu einem Gerangel, Tritte werden ausgeteilt. Plötzlich schlägt Leon Marcel mit der Faust ins Gesicht. Der Zehnjährige hat große Angst vor Leon, der einen halben Kopf größer ist und er will am nächsten Tag nicht zur Schule gehen ... Dieser Vorfall ist konstruiert, könnte sich aber im Schulalltag so abgespielt haben.

„Schüler-Streitschlichtung und Möglichkeiten gewaltfreier Konfliktbearbeitung sind zentrale Elemente der Gewaltprävention und der Verbesserung des Schulklimas“, heißt es dazu in einem Text des Institutes für Friedenspädagogik.

In Barby dürfen Yanis Funk, Mike Baier, Daria Krafczyk, Lea Siedekum, Ida Baier und Caitlyn Pakendorf seit wenigen Tagen diesen Titel tragen.

Nach einem Jahr Ausbildung – einmal pro Woche – durch die Schulsozialarbeiterin Doreen Döring dürfen sie sich nun Streitschlichter nennen. „Im neuen Schuljahr werden sie ihren Mitschülern zur Verfügung stehen und auf Wunsch deren Auseinandersetzungen schlichten“, erklärt Doreen Döring, die Mitarbeiterin des Diakonievereins Heimverbund Burghof in Schönebeck ist. Die Neunjährigen wurden im dritten Schuljahr ausgebildet und können nun in der 4. Klasse tätig werden. „Wichtig ist zu sagen, dass es nicht die Aufgabe der Kinder ist, bei eskalierenden Streitigkeiten auf dem Schulhof einzuschreiten, sondern sie bieten ihre Hilfe zur Schlichtung an“, sagt die Schulsozialarbeiterin.

Dieser Dienst sei immer freiwillig. „Die Streithähne vereinbaren einen Termin mit ihren Schlichtern, die sie sich aussuchen können. In der Mediation wird erfragt, was passiert ist, welche Gefühle bei jedem aktuell zu spüren sind, was vor dem Streit war und anschließend suchen sie eine gemeinsame Lösung“, so Döring. („Mediation“ ist das lateinische Wort für „Vermittlung“.)

Die Lösung sehe so aus, dass jeder der Streitenden Ideen auf einen Zettel schreibt, was er selbst tun kann, um den Streit zu beenden beziehungsweise damit sich beide in Zukunft besser verstehen. Im Anschluss einigt man sich auf zwei Lösungen (von jedem eine) und diese werden in einem Vertrag festgehalten.

Was zeigt, dass der gesamte Prozess Tiefe hat und nicht einfach so im Vorbeigehen geregelt wird. Nach zwei Wochen treffen die Akteure erneut, um zu schauen, ob die Ideen umgesetzt werden konnten und der Streit beendet ist. „Ist das nicht der Fall, kann eine erneute Streitschlichtung angeboten werden“, so Doreen Döring.