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Ziegenhof Glinder Eier mit Sonnensymbol

Auf dem Glinder Ziegenhof gibt es jetzt eine Eierklappe.

Von Thomas Linßner 05.07.2016, 16:36

Glinde l Normalerweise kamen die Glinder Landwirte Gitte und Steffen Kutschbach bislang ruhig und bescheiden daher und hatten keine große Klappe. Doch jetzt ist das anders: Jetzt haben sie eine - zwar nicht allzu groß, aber unübersehbar. Am Haus. Zum Keller. Aus Holz. Mit weißen Buchstaben auf schwarzem Grund. Es ist eine Eierklappe ...

Dort kann man jederzeit einfach Eier entnehmen und sein Geld hinterlassen. Nach dem Prinzip: Kasse des Vertrauens. Also können die Kunden auch kommen, wenn sich Gitte und Steffen Kutschbach in den Tiefen der Ställe oder Elbwiesen um ihre Braunen Harzziegen kümmern, die Milch für Käse geben, der allerdings im Hofladen verkauft wird.

„Das mit der Kasse des Vertrauens klappt ganz gut, mal sind ein paar Cent weniger, mal mehr drin“, erzählt Gitte Kutschbach, die sich mit dem lieben Hühnervieh auf dem Ziegenhof ein zweites Standbein aufgebaut hat.

Am Ortseingang von Glinde haben die „mobilen Weidenhühner“, wie Kutschbach in einem Flyer schreibt, Quartier bezogen. Was kein Werbegag ist, sondern Tatsache. Ihr umgebauter Wohnwagen zieht nach alter Cowboy-Art weiter, wenn die Weide abgefressen ist. „Die Hühner fühlen sich dabei so richtig gut. Sie können im Grünen picken, scharren, nach Futter suchen oder ein Sandbad in der Sonne nehmen“, erzählt die Glinderin.

Diese glücklichen Gackerer zählen zur französischen Rasse „Les Bleus“, weil sie blaue Beine haben. Sie tragen zudem den Status „Zweinutzungshuhn“: Eine Hühnerrasse, bei der die weiblichen Tiere als Legehennen und die männlichen als Masthähnchen Verwendung finden. Ein Thema, mit dem sich die Forschung im Ökolandbau seit einiger Zeit beschäftigt. Nach zwei Jahren Eierlegerei landen die Hennen im Topf. Nach glücklichen Monaten in den Glinder Auenweiden.

Und weil Gitte und Gatte Steffen auch etwas von Vermarktung verstehen (so ein Hofladen im Flusswinkel mit nur einer Zufahrtsstraße muss schließlich erstmal gefunden werden ...), haben sie für ihre Eier einen Markennamen ausgedacht, der authentisch und zugleich einprägsam ist: Sonneneier!

Was doppelsinnig auf der Hand liegt: Erstens scharren die französischen Gackerer unter Gottes freiem Himmel, wenn sie nicht gerade zur Siesta im Bauwagen sind. Zweitens hat das Dörfchen Glinde eine besondere und fast schon - wie die alten Pharaonen - kultische Beziehung zur Sonne. Zur Lichtmess wird das besonders deutlich, wenn ein Mann in Frack und Zylinder das Sonnensymbol (wie ein Priester die Monstranz) feierlich dem Umzug voran trägt. Was liegt da näher, als jedes Kutschbach-Bio-Les-Bleus-Ei mit einem Sonnensymbol zu bestempeln?! Quasi als Zertifikat. Die gibt‘s in der Klappe, wobei wir wieder beim Anfang der Geschichte wären.

Doch sei aus brandaktuellem Anlass noch etwas angefügt: Die französische Fußballnationalmannschaft hat mit den Glinder Hühnern eine Gemeinsamkeit! Sie wird wegen ihrer traditionell blauen Trikots auch „Les Bleus“ bezeichnet. So kann es gehen, dass man vom  Glinder Federvieh zur Europameisterschaft der Kicker kommt. Mal sehen, wer morgen Abend am lautesten gackert. Die Welt ist jedenfalls klein ...