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Ablagerungen Landesamt will weiter forschen

Wegen undefinierter Ablagerungen in Staßfurt wurden Betriebe kontrolliert, im betroffenen Wohngebiet Friedensring aber nichts gefunden.

16.08.2020, 23:01

Staßfurt l Nachdem Stadtrat Matthias Büttner (AfD) und weitere Anwohner vom Friedensring mit der Staßfurter Volksstimme bei einer Begehung des Umfelds etliche Autos mit rauem und gesprenkeltem Lack gefunden hatten (Volksstimme berichtete am 5. August), war das Landesverwaltungsamt zwei Tage später zu eigenen Erkundungen vor Ort. Die oberste Landesbehörde, zuständig für Industrieüberwachung, Emissionen und Umweltschutz, schickte aufgrund des Volksstimme-Artikels am Freitag, 7. August, zwei Mitarbeiter nach Staßfurt. Auch ein Anwohner hatte eine Beschwerde wegen der rostigen Ablagerungen eingelegt, deren Ursache wie 2015 bisher nicht definitiv bekannt ist.

Die Mitarbeiter begannen am 7. August mit einer ersten unangemeldeten Vor-Ort-Begehung auf dem Anlagengelände der Gießerei in der Atzendorfer Straße, die nicht mehr unter dem Name „Emde“, sondern unter „Gießerei Staßfurt GmbH GSF“ firmiert. Ergebnis: „Zum Zeitpunkt der Kontrolle wurde die Anlage genehmigungskonform betrieben“, so Denise Vopel, Sprecherin des Landesverwaltungsamts. Die firmeneigenen Unterlagen zur Eigenüberwachung der letzten Jahre hätten keine Hinweise auf Havarien oder besondere Vorkommnisse enthalten. An den möglichen Quellen für Emissionen im Betrieb seien keine Staub- und Rostablagerungen zu sehen gewesen.

„Dennoch werden weitere kurzfristige und unangemeldete Kontrollen der Gießereianlage erfolgen“, so die Sprecherin. Hierbei habe die Behörde besonders das Abgasreinigungssystem im Gießereibetrieb und die Auswirkungen des Schmelzbetriebes im Fokus und werde eventuell auch Messungen im Betrieb anordnen.

Innerhalb ihrer Kontrolle seien die Mitarbeiter des Landesamts auch im Friedensring gewesen und hätten „mehrere Autos, Bänke und Abfallbehälter auf unnatürliche Staubablagerungen oder Rostflecke“ hin untersucht. Allerdings wurden sie nicht fündig. Sie konnten „zu diesem Zeitpunkt keine Ablagerungen“ feststellen, heißt es. Daher seien „weitergehende Untersuchungen und Vor-Ort-Begehungen notwendig.“

Das Landesamt zieht seine Ermittlungen in Sachen Staßfurter Staub dieses Mal viel größer als 2015 auf: „Sämtliche Anlagen, die im besagten Industriegebiet ansässig sind“ werden „einer umfangreichen Prüfung durch die zuständigen Behörden unterzogen“, so die Sprecherin.

Die Behörde hat alle möglichen Verursacher der rostigen Ablagerungen definiert: Es kommen insgesamt 16 Betriebe beziehungsweise Produktionsanlagen in Betracht. Es geht also nicht mehr nur um Firmen in der Atzendorfer Straße, sondern auch im Athenslebener Weg und in der Löderburger Straße. Während das Landesamt elf dieser Betriebe in seiner Zuständigkeit hat, unterliegen fünf dem Salzlandkreis. Der Kreisverwaltung wurde daher angeordnet, bei den umfangreichen Überprüfungen der Unternehmen mitzuwirken und seine Überwachungsergebnisse der obersten Behörde zu übergeben. Ergebnisse müssen noch mitgeteilt werden. Auch das Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt wird hinzugezogen und soll die Messstelle für Emissionen im Industriegebiet Staßfurt-Nord, die dauerhaft installiert ist, „auf Auffälligkeiten in Bezug auf einen Staubeintrag untersuchen“.

Auch die Salzlandkreisverwaltung gehe „den aktuellen Hinweisen aus Staßfurt nach“, heißt es von der dortigen Sprecherin Marianne Bothe. „Die Sachlage wird derzeit immissionsschutzrechtlich überprüft.“ Allerdings seien nach den Vorfällen von 2015/16 von Bürgern noch keine Meldungen zu neuen Ablagerungen im Landratsamt eingegangen.

Man habe damals durch eigene Untersuchungen von Obst und Boden aus den betroffenen Gärten die Befürchtungen der Anwohner ausräumen können, dass der Umgang oder das Einatmen der unbekannten Substanz schädlich sei.

2015 hatte ein Fernsehsender die Ablagerungen im Labor analysieren lassen und Eisen als Hinweis auf die Metallverarbeitung gefunden. Die Behörden hatten nie einen Verursacher gefunden. Wichtigste Erkenntnis war damals, dass die Ablagerungen nicht gesundheitsschädlich seien. Dennoch hatte das Landesverwaltungsamtes 2015 bei den Betrieben der Umgebung vorsorglich Maßnahmen angeordnet, zum Beispiel Filteranlagen auszutauschen.