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Ärger mit Müll Couch im Feld kein Einzelfall

Der Staßfurter Sicherheitsbeirat spricht über illegale Müllentsorgung.

02.08.2018, 14:44

Staßfurt l Spaziergänger und Fahrradfahrer, Landwirte oder Jäger ärgern sich, wenn sie in der Natur eine alte Couch, Schutt, Plastikreste und Co. finden. Manche Zeitgenossen meinen, sie hätten einen Freifahrtschein und könnten ihren Müll einfach im Freien entsorgen. Diejenigen, die ihn finden, verständigen meist die Behörden.

In Staßfurt ist das 2018 bereits 68 Mal passiert. Zum Vergleich: Im Jahr 2017 mussten Aufräumtrupps 105 Mal ausrücken. Diese Zahlen nennt Susanne Henschke während der Sitzung des Staßfurter Sicherheitsbeirates. „Sie beziehen sich allein auf die Gemarkungen der Salzstadt und ihrer Ortschaften“, sagt die die Fachdienstleiterin für Sicherheit und Ordnung im Rathaus.)

Sie erklärt die Zuständigkeiten, nämlich dass alle Müllfunde im Stadtgebiet Angelegenheit des Ordnungsamtes seien. Das regele das Straßengesetz. Verschmutzungen müssten demnach von der Kommune beseitigt werden, damit niemandem etwas passiere. Würden Leute eine Verunreinigung an das Amt oder den Bürgermelder angeben, müsste die Behörde raus und kontrollieren. Gefährliche Gegenstände gilt es sofort zu beräumen, wenn zum Beispiel Menschen durch chemische Stoffe gefährdet sind oder Gegenstände den Verkehrsraum - Wege, Straßen und Plätze - beeinträchtigen. Ist die Situation überschaubar, dann löst das Ordnungsamt einen Auftrag aus. Mitarbeiter des Stadtpflegebetriebes kommen, räumen alles weg und kümmern sich um die fachgerechte Entsorgung. „Das ist teuer. Die Stadt bezahlt die Aufträge und damit jeder Steuerzahler hier“, so die Behördenchefin.

Anders sieht es aus, wenn Müll wild in der Natur abgeladen wird. Dann nämlich ist der Landkreis zuständig. Das wiederum fällt in die Bereiche Naturschutz und Abfallentsorgung. Dementsprechend sehen die Verfahrenswege aus. Die Stadt müsse der Unteren Naturschutzbehörde im Landkreis den Müll anzeigen. Das Amt wiederum beauftragt nach eigener Begutachtung den Kreiswirtschaftsbetrieb mit der Reinigung.

Das solle innerhalb von vier Wochen passieren, beschreibt Susanne Henschke ein vereinbartes Ziel. Allerdings dauere die Beräumung durch den Landkreis oft länger, erklärt die die Ordnungsamtsleiterin im Sicherheitsbeirat. „Es kann dann sein, dass die Leute alles noch einmal melden und wir einen doppelten Vorgang zu einer Angelegenheit haben.“ Der Aufwand sei groß und die Müllverkippung nehme nicht ab.

Das bestätigt auch Ralf Felgenträger. „Die Anzahl der Fälle ist gleichbleibend hoch.“ Auf die Kritik aus Staßfurt angesprochen, beschreibt der Leiter die Arbeitsweise seines Kreiswirtschaftsbetriebes. „Wir fahren nicht wegen jedem Müllberg einzeln raus.“ Vielmehr habe das kommunale Unternehmen einen eigens dafür abgestellten Lkw. Der besitze einen Ladekran, damit er alles aufnehmen könne. Und er fahre nach einem Tourenplan. „Wir fassen hier Regionen zusammen“, so Ralf Felgenträger. So könne es auch vorkommen, dass manches länger als vier Wochen dauere.

Maßgabe ist aber der Auftrag durch die Naturschutzbehörde des Landkreises. Erkenne sie Gefahr im Verzug, werde sofort gehandelt. „Das ist zum Beispiel so, wenn Ölbehälter gefunden werden“, nennt der Betriebsleiter ein Beispiel.

Eine andere Verfahrensweise kann sich Ralf Felgenträger nicht vorstellen. Die Touren – der Einsatz von Personal und Fahrzeugen – müssten so effektiv wie möglich geplant und gefahren werden. Das sei ein Grundsatz des kreiseigenen Betriebes – übrigens in der Abfallentsorgung insgesamt. „Alles andere schlägt sich sofort auf die Müllgebühren nieder.“

Wieder sind das Geld und die Allgemeinheit Thema. Ralf Felgenträger sagt, dass er die Müllentsorgung im Grünen in keiner Weise nachvollziehen kann. Der Sperrmüll im Landkreis werde kostenlos abgefahren. Die Müllgebühren seien moderat. Die Wertstoffhöfe seien vielfältige Annahmestellen. „Trotzdem finden wir Kühlschränke genauso wie Verpackungen für die gelbe Tonne.“

Das alles sei ein Frevel an der Natur. Der Leiter des Kreiswirtschaftsbetriebes wird aber ganz deutlich, befragt nach den in seinen Augen „subjektiv empfundenen langen Abfahrzeiten“ von illegal entsorgtem Müll. „Schuld ist nicht der Kreiswirtschaftsbetrieb. Wir haben den Auftrag alles zu entsorgen. Die Frage nach den Verursachern ist zu stellen. Sie sind Auslöser des Problems. Alle, die das decken, machen sich mit schuldig. Und die Allgemeinheit muss dafür bezahlen. Immer wieder.“