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Ätzende Substanzen Mysteriöser Staub ist wieder da

Eine unbekannte Substanz in Staßfurt frisst sich zum zweiten Mal in den Lack von Autos und verursacht hohe Schäden.

04.08.2020, 17:14

Staßfurt l Nachdem fünf Jahre lang Ruhe war, scheint es seit etwa einem halben Jahr wieder loszugehen. Das bis jetzt ungeklärte Phänomen des „Staßfurter Staubs“ von 2015 ist wieder da. „Seit einigen Wochen sind die roten Rostflecken wieder aufgetaucht“, sagt Matthias Büttner heute.

Der Stadtrat und Landtagsabgeordnete (AfD) gehörte schon 2015 zu den Betroffenen in der Förderstedter Straße, deren Besitz nachhaltig beschädigt wurde. „Die Substanz frisst sich in die Gegenstände und ist nicht mehr zu entfernen“, sagt Büttner. Oberflächen werden löchrig und rau, es entstehen unzählige rote Flecken.

Er zeigt in seinem Garten Plastikteile von Skimmer, Filter und Poolreiniger. Auch Fensterbänke, Türrahmen und Mülltonnen sind betroffen. 2015 hatten Landesämter sogar eine „Staubsammelstelle“ in seinem Garten aufgestellt. Nie wurde eine Ursache gefunden.

Sein Vater, Uwe Büttner, holt den Reiniger aus seinem Pool: „Hier sieht man es ganz frappierend“. Am weißen Filterteil haben sich etliche kleine rötliche Flecken abgesetzt. „Das Gerät ist die ganze Zeit unter Wasser, also muss das Zeug sogar durchs Wasser gelangen“, meint Uwe Büttner.

Auch Büttners schwarzes Auto ist wieder voller Flecken. Auf dunkler Oberfläche erscheinen diese übrigens hell bis weiß. „Wenn das Phänomen vermehrt auftritt, quietschen die Scheiben beim Herunterlassen.“ Der Scheibenwischer verteilt alles über die Frontscheibe, Schlieren entstehen.

Büttner wurde bereits von Frank Winkler angesprochen. Der wohnt in der Förderstedter Straße gegenüber im Wohngebiet am Friedensring. „Ich habe die Flecken an meinem Auto schon im Herbst festgestellt, da ich jedes Jahr wachse“, sagt er.

Winkler hat sich einen Kostenvoranschlag von zwei Werkstätten geben lassen. Denn durch normales Putzen gehen die Flecken nicht weg, sie sind tief eingefressen.

Zwischen 320 und 500 Euro würde es in einer Werkstatt kosten, die gesamte Oberfläche des Autos grundhaft zu behandeln und neu zu versiegeln. Es handele sich laut Winkler um eine chemische Speziallösung, die zur Aufbereitung von Neuwagen entwickelt wurde, die per Zug unter Bahnoberleitungen transportiert werden und Flugrost ausgesetzt sind.

„Aber ich lasse das nicht machen, wenn das immer wieder auftritt. Ich will, dass der Verursacher gefunden wird, denn das hier ist Sachbeschädigung“, sagt Frank Winkler. Dass 2015 kein Verursacher zu ermitteln war, ist für ihn ein Unding. „Andere fliegen auf den Mars, und hier ist es nicht möglich, das herauszukriegen?“

Winkler und Büttner schauen sich auch die Autos an, die in der Nähe parken. Einer Nachbarin mit einem blauen Auto war die Sache auch schon aufgefallen, sie wollte sich an ihre Werkstatt wenden. Bei einer weiteren Nachbarin ist der Lack ihres Autos überall zerfressen. Büttner reagiert entsetzt, als er über die Motorhaube des fremden Autos streicht: „Die Oberfläche ist ganz rau.“

Die Besitzerin des Autos kann durch eine Nachbarin herausgeklingelt werden. Sie schaut sich den Lack zum ersten Mal genauer an: „Das ist mir noch nie aufgefallen. Ich fahre immer in die Waschanlage.“ Die Frau streicht immer wieder über ihr Auto und muss die Sache erst realisieren.

Büttner läuft unterdessen los und geht den Friedensring Richtung Calbesche Straße ab. Als er wiederkommt, sagt er: „Fast alle Autos sind betroffen“. Niemand weiß, wie weit der Umkreis des Phänomens geht. Einige Schlussfolgerungen hat Frank Winkler schon: „Mein Auto scheint weniger betroffen, da es im Windschutz der Bäume steht. Das Auto der Frau steht frei auf der Straße, daher ist es bei ihr vielleicht schlimmer.“

Winkler und Büttner können nur mutmaßen: Das Phänomen muss etwas mit der Windrichtung zu tun haben, mit der Wetterseite. Der Verdacht fällt wie vor fünf Jahren schon auf Firmen im Industriegebiet Atzendorfer Straße. „Ich fordere die Firmen, ganz speziell die Gießerei, auf, einen Nachweis zu führen, dass sie nicht für die Schäden an Autos und anderen Gegenständen verantwortlich sind.“

Beim Betrachten der Autos liegt wieder ein metallischer Geruch in der Luft, der schon 2015 aufgefallen war. „Ich möchte mal wissen, ob das gesundheitsschädigend ist“, sagt Winkler. Er, die Nachbarin und Büttner klagen über Reizhusten, verstopfte Nasen und Niesen am Morgen.

Dieses Mal will Büttner weitergehen. Er sammelt und organisiert nicht nur die Anzeigen der Anwohner gegen Unbekannt bei der Polizei. Er will, dass die in Frage kommenden Verursacher Stellung beziehen: „Sie sollen Proben zur Verfügung stellen, die die Ursache ausschließen können.“

Büttner meldete das Problem am Montag der Staßfurter Stadtverwaltung, wo bisher noch nichts bekannt war. Auch die Salzlandkreisverwaltung hatte noch „keine Kenntnis“ über das neue Auftreten. „Dennoch werden wir der Sache nachgehen“, so ein Sprecher. Das Landesverwaltungsamt will sich „in Kürze bei einem Vor-Ort-Termin ein Bild von der Lage machen und über das weitere Vorgehen entscheiden“, so eine Sprecherin.