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Amiga-Schau „Amtshilfe“ aus Museumskeller

70 Jahre Amiga heißt eine Sonderausstellung auf Schloss Bernburg vom 14. Oktober 2017 bis 28. Januar 2018.

09.08.2017, 23:01

Staßfurt/Bernburg l Für seine geplante Sonderausstellung „Mythos und Kult des ersten deutschen Schallplattenlabels“ anlässlich 70 Jahre Amiga in Bernburg ist Torsten Sielmon nicht nur auf der Suche nach originellen Exponaten. Der Mitarbeiter des Schlossmuseums will vom 14. Oktober 2017 bis 28. Januar 2018 auch authentische Geschichten, die in Zusammenhang mit dem 1947 gegründeten Schallplatten-Verlags stehen, präsentieren.

In Staßfurt waren Dienstagnachmittag einige Amiga-Freunde der Einladung in den Museumskeller gefolgt. Für Hausherr Michael Scholl war es natürlich selbstverständlich, seinen Kollegen aus der Kreisstadt zu unterstützen, der auch schon Aussteller im Staßfurter Museum war.

Sielmon hatte einige Exemplare von Amiga-Schallplatten aufgebaut: Helga Hahnemann und die Puhdys, aber auch Herbert Grönemeyer und die Beatles waren vertreten. Ja, auch Künstler aus dem „nichtsozialistischen Ausland“ fanden den Weg in DDR-Läden, wenn auch in völlig unzureichender Auflage. Und so erinnerte man sich in der Runde sogleich an die „sozialistischen Wartegemeinschaften“ vor den Geschäften, wenn es mal wieder eine neue Platte bekannter Künstler aus dem Westen gab. Immerhin 2000 an der Zahl seien es gewesen, erinnert Torsten Sielmon.

Ihn interessierten nun die persönlichen Erinnerungen mit den beliebten Vinyl-Scheiben. Mit Eckhard Jahn aus Tarthun fand Sielmon gleich einen Plattenfreund, der ihm sogar einen Amiga-Schallplattenkatalog aus dem Jahr 1950 mitbrachte. Der wird als Leihgabe auf jeden Fall Teil in der Ausstellung neben LP-Covern und „Goldenen Schallplatten“ mit Original-Widmungen zu finden sein.

Der Aussteller erzählte natürlich auch aus dem Nähkästchen und von mühsamen Vorbereitungen für die Amiga-Schau, wofür Torsten Sielmon letztendlich auch auf Referenzen des letzten Amiga-Geschäftsführers bauen kann.

So erklärte der Gast beispielsweise, warum auf dem Platten-Inlet von Herbert Grönemeyers „Bochum“, Ausgabe Ost, der Schlagzeuger nicht abgebildet war. „Detlef Kessler war abgehau‘n“, so die Begründung, die jeder Anwesende hier verstand. Sielmon erzählte noch, dass er in Radio-Archiven kramt, um beispielsweise ein legendäres Gespräch zwischen Pankow-Frontmann André Herzberg und Radio Bremen präsentieren zu können. Und – wie fasziniert er beim Besuch des Museums der RFT-Freunde in Staßfurt war. Dort habe er einen Musikschrank entdeckt, der 1961 für Walter Ulbricht gebaut worden war. „Den werden wir auch von Staßfurt wegholen“, so Sielmon. Natürlich ebenfalls nur für die Zeit der Bernburger Sonderausstellung, in die der Schrank bestens passe.

Die erste Amiga-Platte im von Ernst Busch gegründeten Musikverlag wurde im Mai 1947 herausgegeben: „Capri-Fischer“ mit Kurt Reimann.