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Arbeitsmarkt Zukunftssichere Verwaltung in Staßfurt

Bis 2030 könnten 59 Stellen bei der Staßfurter Verwaltung durch Renteneintritte frei werden. Das stellt die Stadt vor Herausforderungen.

13.06.2020, 23:01

Staßfurt l Die Stadt Staßfurt ist für ihre Kindertageseinrichtungen derzeit auf ständiger Suche: „Dauerausschreibung Staatlich anerkannte Erzieher (m/w/d)“, heißt es auf der Homepage. „Dieser Ausschreibung liegt kein tatsächlicher Stellenbedarf zu Grunde. Initiativbewerbungen werden von uns für befristete Stellen im Rahmen von Vertretungen sowie für zukünftig frei werdende Stellen, die der Qualifikation der sich bewerbenden Person entsprechen, herangezogen“, so steht es in der Stellenausschreibung.

Hat die Stadt in den Kitas Personalprobleme? „Derzeit sind grundsätzlich alle Stellen in den städtischen Kindertageseinrichtungen besetzt“, informiert Oberbürgermeister Sven Wagner (SPD). Durch die Dauerausschreibung solle jedoch zum Einen das vorhandene Personal entlastet und zum Anderen ein zukünftiger Bedarf gedeckt werden (zum Beispiel durch altersbedingtes Ausscheiden).

Nein, händeringend werden bei der Staßfurter Stadtverwaltung keine Arbeitnehmer gesucht. „Nach wie vor ist die Stadtverwaltung ein recht attraktiver Arbeitgeber“, sagt Riccardo Achilles, Leiter der Serviceeinheit Verwaltungssteuerung und Service. Nein, die Stadt Staßfurt hat kein Personalproblem. Derzeit sind 3,25 Stellen unbesetzt. Die Kernverwaltung hatte 2015 121 Beschäftigte, Stand 1. Mai 2020 sind es 122 Beschäftigte. In den Kitas arbeiten zudem 100 Beschäftigte, dazu kommen nachgeordnete Bereiche wie Museum oder Bibliothek mit 22 Beschäftigten.

„Immer wieder gibt es im Verwaltungsbereich offene Stellen. Diese resultieren aus noch nicht durchgeführten oder noch nicht abgeschlossenen Stellenbesetzungsverfahren“, sagt Wagner. „Aufgrund des Altersdurchschnitts der Beschäftigten der Stadt Staßfurt und den damit verbundenen vermehrten Renteneintritten werden natürlich zahlenmäßig auch mehr Stellen frei. Die freien Stellen konnten bisher immer neu besetzt werden.“ Sollte eine Nachbesetzung nicht nahtlos gewährleistet sein, werden die Aufgaben auf andere Beschäftigte verteilt.

Und doch muss sich Staßfurt Gedanken machen, wie der sich ändernde Arbeitsmarkt auch in der Bodestadt auswirkt. „In der Kernverwaltung werden bis 2030 insgesamt 45 Stellen durch Erreichen der Regelaltersgrenze frei. Durch die Inanspruchnahme weiterer/anderer Rentenregelungen könnte die Zahl im genannten Zeitraum auf 59 Stellen steigen“, teilt Sven Wagner mit.

Es zeichnet sich dabei ab, dass nicht alle Stellen passgenau wieder besetzt werden. Durch die Digitalisierung und vereinfachte Programme haben sich Arbeitsprozesse verschlankt und vereinfacht. Dadurch kann Personal eingespart werden. Nicht jede Stelle wird neu besetzt. „Vor jeder Neubesetzung einer Stelle erfolgt eine Stellenbemessung und auch die Aufgabenzuordnung wird überprüft. Durch eine entsprechende Prozessoptimierung können dann gegebenenfalls auch Stellen oder Stellenanteile eingespart werden“, so Wagner.

Eine Möglichkeit, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, ist selbst auszubilden. Seit 1996 wurden und werden einschließlich 2020 33 junge Menschen bei der Stadt zum Verwaltungsfachangestellten ausgebildet. Dabei gab es zwischen 2003 und 2009 keine neuen Auszubildenden. In den Jahren danach waren es meist ein oder zwei neue Azubis. 2018 und 2019 waren es sogar drei. 2020 werden wieder im August zwei neue Azubis ihre Ausbildung beginnen. „Verglichen mit 1996/1997 sind die Bewerberzahlen rückläufig, aber seit einigen Jahren auf einem stabilen Niveau“, sagt Riccardo Achilles. „So gelingt es auch immer gute und motivierte Auszubildende zu gewinnen.“

Gerade bei freien Lehrerstellen wird immer wieder darüber gesprochen, Seiten- und Quereinsteigern den Zugang zu erleichtern. Ist das auch ein Modell für die Verwaltungen? „Die Einstellung von Quereinsteigern in der Verwaltung und deren Teilnahme an dem Beschäftigtenlehrgang I wird sicherlich zwingend notwendig sein“, meint Sven Wagner. Der Beschäftigtenlehrgang I ist dabei eine Art Weiterbildung bei Verwaltungsangestellten, die keine Ausbildung als Verwaltungsfachangestellter haben.

Quereinsteiger bei Kitas? Das ist dann doch nicht so einfach. „Im Bereich der Kindertageseinrichtungen ist dies aktuell nicht so einfach umsetzbar. Durch das KiföG ist eine bestimmte pädagogische Ausbildung erforderlich. Aus diesem Grund wird hier weiterhin auf staatlich anerkannte Erzieher/innen gesetzt“, meint Sven Wagner. „Jedoch soll zukünftig auch die berufsbegleitende Ausbildung zum/zur staatlich anerkannten Erzieher/in ein Thema sein.“

Daneben ist es in manchen Bereichen der Verwaltung teilweise nicht erforderlich, dass der Angestellte eine Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten durchlaufen hat. „Das kommt ganz auf die entsprechende Stelle an“, erläutert Achilles und fügt beispielweise an: „In Bereichen wie der Wirtschaftsförderung oder auf bestimmten Stellen im Fachbereich Bauen sind andere Qualifikationen entscheidender. Dafür ist beim Sitzungsdienst oder im Bürgerservice eine Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten eine unbedingte Voraussetzung.“

Generell gilt: „Die angestrebte Digitalisierung der Verwaltung wird sich zukünftig auch auf den Personalbedarf auswirken. Inwieweit kann heute noch nicht beurteilt werden“, so Wagner. Initiativbewerbungen sind daher immer gern gesehen. Zu jeder Zeit.