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Berufsmesse Weißbach: "Wir wollen in die Köpfe"

Die Volksstimme besuchte neben 1000 Schülern die Staßfurter Studien- und Berufsmesse.

04.09.2018, 23:01

Staßfurt l „Wir wollen in die Köpfe, wollen uns zeigen“, beschreibt Romy Weißbach offen, warum die Firma Selectline von Magdeburg ins Staßfurter Salzlandcenter gekommen ist.

Die Personalmanagerin des Software-Entwicklers und ihre Kollegin Elisa Arnold können sich über mangelndes Interesse nicht beklagen. Sie werden gerade regelrecht gelöchert mit Fragen von einer Gruppe Neuntklässler des Dr.-Frank-Gymnasiums aus Staßfurt. Die notieren fleißig – die Messe wird Nachhall im Unterricht finden.

Auch die Frage nach dem Lehrlingsgeld bleibt nicht aus. Und auch darauf hat Romy Weißbach eine Antwort: „Das geht mit 800 Euro in der Ausbildung los. IT-Leute sind sehr gefragt.“ Die Personalmanagerin ist derweil aber überzeugt, dass nicht die Höhe des Gehalts die Hauptrolle bei der Berufswahl spiele. In erster Linie müsse die Arbeit im Interessenbereich der jungen Leute liegen.

Dass sie von der Messe einen unterschriebenen Ausbildungsvertrag mitnimmt, diese Erwartung hielte sie für übertrieben.

Robert Konze, ein Gymnasiast, hätte sich gern noch mehr solcher IT-Angebote auf der Messe gewünscht. Die Handwerksberufe würden überwiegen, findet der junge Mann. Doch insgesamt sei es schon interessant, was alles für Möglichkeiten hier vorgestellt werden.

Sophie-Helena Kühne hebt hervor, dass sie hier persönliche Eindrücke von Unis und Fachhochschulen gewinnen und Fragen stellen kann – eben nicht nur über die Webseiten, erklärt die Schülerin der Adam-Olearius-Schule Aschersleben, nachdem sie sich am „Hau-den-Lukas“ des Staßfurter Federnwerks Bischoff versucht hat.

Die Mitmachangebote sind mehr geworden auf der Messe. Ob beim Rosen-Schmieden des Beruflichen Bildungs- und Rehabilitationszentrums Aschersleben e.V. oder an den Glücksrädern der Ameoskliniken oder der Freiwilligen Feuerwehr der Stadt Staßfurt. Den „Lukas“ haben übrigens Auszubildende vom 1. Lehrjahr gebaut, erklärt Ausbilder Nico Götzel nicht ohne Stolz auf seine Jungs. Für sie sei das schon nach wenigen Tagen ein Erfolgserlebnis, für die fast gleichaltrigen Nutzer nun eine praktische Bekanntschaft mit Gesetzen der Physik.

Nico Götzel ist überzeugt: „Das motiviert unsere Leute, zu zeigen, was man innerhalb kürzester Zeit erreichen kann – und das motiviert auch andere.“ Er sei jedenfalls zuversichtlich, im nächsten Jahr wieder einen Schwung neuer Lehrlinge begrüßen zu können.

58 Firmen, Hochschulen und Universitäten, Vereine und Initiativen buhlten am Dienstag um etwa 1000 Schüler, die sich über die Schulen zwischen Egeln und Güsten, Belleben und Nachterstedt für den Staßfurter Studien- und Berufsorientierungstag (SBOT)angemeldet haben.

Der Staßfurter Oberbürgermeister Sven Wagner ist begeistert, welche Entwicklung der SBOT genommen hat, der mittlerweile zum achten Mal stattfindet: „Die Unternehmen haben gemerkt, dass das eine Chance für sie ist, Nachwuchs zu gewinnen.“ Inzwischen müssten sich eben die Arbeitgeber bewerben. „Am wichtigsten ist aber für alle Beteiligten, dass die jungen Leute hierbleiben und ihnen zu zeigen, dass sie hier lernen und auch studieren können“, so Wagner.

„Der Kampf um die Schüler hat begonnen. In den Jahren zuvor war das andersrum“, bemerkt Anja Huth, Geschäftsführerin der Agentur für Arbeit Bernburg, „Wir haben erstmals mehr Ausbildungsstellen als Bewerber.“ Knapp 200 gebe es momentan immer noch im Salzlandkreis. Und deshalb würden die Firmen die Schüler auch „abholen“.

Viele Unternehmen haben dazu ihre Azubis mitgebracht, die mit den fast gleichaltrigen Besuchern eben fast die gleiche Wellenlänge bei der Kommunikation finden.