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Berufsorientierung Der Nachwuchs ist heiß begehrt

Unternehmen, Hochschulen und Organisationen präsentierten sich am Mittwoch beim Studien- und Berufsorientierungstag in Staßfurt.

Von Franziska Richter 21.09.2016, 17:04

Staßfurt l „Die erfolgreichen Unternehmen sind meistens jene, die auf die Jugend zugehen“, meint Christian Schüler. Der Leiter der städtischen Wirtschaftsförderung der Stadt Staßfurt ist Hauptorganisator des Studien- und Berufsorientierungstages (SBOT) Staßfurt, der jedes Jahr immer größerer Resonanz findet. Heute habe sich der Trend umgekehrt: Unternehmen, die ihren Personalbestand langfristig sichern wollen, müssen sich um den Nachwuchs bemühen, nicht umgekehrt. „Es ist harte Arbeit, überall präsent zu ein“, so Christian Schüler über Nachwuchswerbung und Öffentlichkeitsarbeit bei Unternehmen. Dennoch sei die Suche nach geeigneten Auszubildenden letztendlich eine Investition in die Zukunft.

Der Studien- und Berufsorientierungstag ist ein solches Instrument zur Nachwuchssuche. Bezifferbar ist eine Erfolgsquote jedoch kaum. Immerhin waren am gestrigen Mittwoch 802 Schüler aus Gymnasium, Sekundarschulen und weiteren Einrichtungen des Altkreises Staßfurt im Salzland Center, um sich über Betriebe und ihre Ausbildungsgänge zu informieren, um ins Gespräch zu kommen und eventuell die eine oder andere Bewerbung ins Auge zu fassen.

„Zwei Bewerbungen, die sich konkret auf diese Messe bezogen, hatten wir vergangenes Jahr“, sagt etwa Antje Kollmann von der Wesling Mineralstoffe GmbH & Co. KG. Der Staßfurter Lieferant von Mineralstoffen, die vor Ort abgebaut werden, bildet aktuell sieben junge Menschen bei rund 80 Mitarbeitern aus. Öffentlichkeitsarbeit ist wichtig: „Woher sollen die Jugendlichen auch wissen, dass es uns gibt und welche Ausbildungen wir anbieten?“, versetzt sich Antje Kollmann in die Lage der Schüler. Während ihr Unternehmen die Ausbildungsplätze „Kaufmann für Büromanagement“ und „Industriekaufmann“ meist schnell vergeben kann, wird es bei der Ausbildung zum Berufskraftfahrer zunehmend schwieriger, vor allem weil dazu der Führerschein für die heute hochtechnisierten Lkw notwendig ist.

Dass Unternehmen aus ihrer passiven Haltung vor wenigen Jahren noch herauskommen müssen, hat die Doppstadt Calbe GmbH lange erkannt: „Heute bewerben sich die Unternehmen bei den Schüler“, so Marco Mende von der Personalabteilung. Sein Unternehmen unternimmt weitreichende Anstrengungen, um Nachwuchs zu gewinnen und Mitarbeiter langfristig zu halten - eine komplett modernisierte Lehrwerkstatt, Kooperationen mit Schulen und Hochschulen, häufige Teilnahme an Messen, Girls- und Boysday, Fitnessraum, Ernährungsberatung und Gesundheitsmanagement für die Mitarbeiter.

„Wegen des demografischen Wandels müssen wir frühzeitig handeln, um Nachwuchs zu generieren und Fachpersonal zu finden“, so Marco Mende. Der Aufwand lohnt sich, wenn man die Auszubildenden des Calbenser Unternehmens befragt: „Unser Lehrmeister weiß genau, worauf es ankommt“, sagt Tim Knopf, der zur Zeit seinen Industriemechaniker macht. „Man lernt jede Menge, weil in unserer Lehrwerkstatt einfach alles an Werkzeug und Maschinen vorhanden ist und man kann viele Zusatzqualifikationen, wie etwa Staplerfahrer, absolvieren kann.“

Dass Unternehmen ihre Auszubildenden heute auch mehr und mehr „verwöhnen“, können auch Max Petersik und Andreas Heyer bestätigen. Sie schwärmen geradezu davon, was ihnen Novelis in Nachterstedt, das sie an dem Tag präsentieren, alles bietet: „Unsere Ausbildung wird gut bezahlt und die Rahmenbedingungen stimmen. Wir bekommen Sozialleistungen wie Urlaubsgeld oder Weihnachtsgeld“, sagt Andreas Heyer (24) aus Unseburg, der zu den 42 Auszubildenden bei Novelis gehört. „Außerdem bekommen wir die Bücher für die Ausbildung, Fahrtkosten erstattet und werden besser bezahlt als andere Lehrlinge.“ Das Topargument ist für Max Petersik: „Es macht Spaß, es ist ein tolles Team und man bekommt alle Grundlagen vermittelt.“

Neben den Firmen präsentierten sich bei dem Staßfurter Studien- und Berufsorientierungstag gestern Hochschulen, Anbieter von Au-pair-Aufenthalten oder das Deutsche Rote Kreuz mit Freiwilligendiensten. „Ein Jahr Auszeit zu nehmen, ist heute ein Trend unter den Jugendlichen“, erklärt Christian Schüler die Beliebtheit solcher Angebote. Neu in Staßfurt dabei waren in diesem Jahr auch Schüler des Carolinums Bernburg, die Schiess GmbH Aschersleben, die Steuerberaterkammer und das Ausbildungsmagazin „Nachwuchsfinder“.