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"Eiszeit" So lebt Staßfurt mit der Kälte

Staßfurt hat kalte Tage hinter sich. Die Volksstimme hat sich umgehört, welche Auswirkungen der Frost hat.

Von Daniel Wrüske 02.03.2018, 15:49

Staßfurt l „Auf einmal knallt es ganz laut, und die Seltersflasche explodiert regelrecht“, erzählt Siegmut Piel am Lesertelefon. Er hatte sein Getränk über Nacht im Kofferraum seines Autos gelassen - bei den eisigen Temperaturen war es natürlich eingefroren. Wieder im Keller seines Hauses in Güsten gab es einen großen Knall. „Mein Nachbar drei Häuser weiter hat gleich gefragt: Was ist denn bei dir los?“ Eine kleine, witzige Anekdote aus der „Staßfurter Eiszeit“, die glücklicherweise gut ausgegangen ist, weil kein Splitter unseren Leser verletzt hat. Aber wie gehen Staßfurt und die Region eigentlich mit der Kälte um? Die Volksstimme hat sich umgehört.

Das Obdachlosenheim der Stadt Staßfurt ist an diesen kalten Tagen auch tagsüber für die Wohnungslosen geöffnet, während es bei „normalen Temperaturen“ nur für die Abend- und Nachtstunden zur Verfügung stehen soll. Das teilt das Ordnungsamt der Stadt auf Nachfrage mit. Generell stehen die Räume nicht nur bei extremen Minustemperaturen, sondern auch bei Schlechtwetterlagen oder bei anderen gewichtigen Situationen, wie der Krankheit eines Obdachlosen, offen. Die Betroffenen werden bereits bei der Einweisung in die Unterkunft über diese Möglichkeiten informiert.

Die Krankenhäuser sind voll mit Grippe-Patienten (Volksstimme berichtete). Sind dadurch die Notaufnahmen der Kliniken im Salzland auch sehr belastet. Sprecherin Alexa von Dossow antwortet auf die Frage der Redaktion und spricht exemplarisch für die Ameos-Häuser in Staßfurt, Aschersleben und Schönebeck. „In der Notaufnahme können wir derzeit keine außergewöhnliche Zunahme an kältebedingten Vorfällen beobachten. Die Zahl der Patienten entspricht denen der Vorwochen.“ Die Patienten, die in den Krankenhäusern haben es drinnen schön warm, während draußen die Eisblumen an den Fenstern „blühen“. Alexa von Dossow: „Grundsätzlich sind unsere Kliniken wärmetechnisch so ausgestattet, dass uns die derzeitigen Temperaturen keinerlei Probleme bereiten.“ Die Stadtwerke seien ein „absolut zuverlässiger Lieferant von Heizungswärme“, so dass auch bei länger anhaltenden Minusgraden keine Beeinträchtigungen erwarten werden würden

Wärme als wertvolles Gut schätzen wohl alle, die es sich in diesen Tagen in ihren heimischen Stuben gemütlich machen wollen. Die Stadtwerke Staßfurt als Versorger sagen, dass die Mitarbeiter sich täglich für die sichere und ausreichende Fernwärmeversorgung einsetzen. „Um das zu gewährleisten, sind neben den technischen Anlagen, auch das menschliche Können und systemische Unterstützung notwendig“, so Sprecherin Nicolle Diener. „Die Versorgung für die Stadtgebiete Ost und Süd wird von eigens dafür errichteten Blockheizkraftwerken (BHKW) übernommen. An besonders kalten Tagen kommen Spitzenlastkessel zum Einsatz, die für diesen Fall in Reserve gehalten werden. Sie gehen im Bedarfsfall vollautomatisiert ans Netz.“ Neben dem BHKW Ost mit 658 Kilowatt Wärmeleistung und dem BHKW Süd mit 1600 Kilowatt Wärmeleistung, die zum Beispiel das Krankenhaus sowie die großen Wohngebiete „Am Tierpark“ und den „Friedensring“ mit Wärme versorgen, betreiben die Stadtwerke Staßfurt außerdem zwei Mini-BHKW in Hecklingen und Löderburg, die unter anderem den unmittelbaren Bedarf von Schulen und Kindertagesstätten abdecken. „Sollte es doch einmal zu einem Ausfall eines Bhkws kommen, wäre die Wärmeproduktion für Staßfurt nicht gefährdet. Für diesen Fall werden redundante Kesselanlagen vorgehalten, wodurch jederzeit eine zuverlässige Versorgung mit Fernwärme gewährleisten“, sagt die Sprecherin.

Die Fernwärme sei ein weiterer Baustein im Rahmen der Wärmeversorgung, deren Quelle ein industrielles Gas-und-Dampfturbinenkraftwerk bildet, so Nicolle Diener. „Die in diesem Kraftwerk neben den industriellen Bedarf entstehende Wärme wird von Stadtwerken abgeleitet und an Verbraucher in der Stadt verteilt.“

Die unterschiedlichen Erzeugungsquellen, eine engmaschige Verteilung und eine sichere Versorgung zu managen, sei eine Herausforderung für den kommunalen Versorger. Sie werde über moderne Technik gemeistert, nämlich in der Fernwärme-Leitwarte der Stadtwerke. Durch ein Live-Monitoring von Anlagen und eine schnelle Reaktionsfähigkeit werden kritische Abweichungen in der Versorgung meistens frühzeitiger behoben, als deren Auswirkungen spürbar werden.

Bei der Stromversorgung wird die Kälte nur zum Problem, wenn Eis und Schnee sich auf den Anlagen festsetzen, vor allem bei Leitungen. Doch der Winter zeigt kaum Niederschläge, geschweige denn echte weiße Flockenpracht.

Andreas Beyer, Geschäftsführer des Wasser- und Abwasserzweckverbandes „Bode-Wipper“ in Staßfurt sagt, dass der Winter jetzt die Wasserversorgung und Abwasserentsorgung nicht beeinträchtige. „Bisher waren die Temperaturen mild, und wir haben erst seit wenigen Tagen die zweistelligen Minusgrade in der Nacht. Die Leitungen für die Trinkwasserversorgung liegen nach Vorschrift mindestens 80 Zentimeter tief im Boden. In manchen Bereichen sogar bis zu zwei Meter tief. So tief ist der Frost noch nicht in der Erde.“ Beim Abwasser sehe es ähnlich aus, so der Verbandschef. „Vorteil ist hier, dass die Abwässer warm sind.“ Die Kanäle lägen bis zu fünf Metern und tiefer im Untergrund.

Der Geschäftsführer hat noch eine Empfehlung für Hausbesitzer in punkto Wasserzähler. „Zu Hause sollten die Wasserzähler frostfrei gehalten werden. Denn sind sie einmal eingefroren, müssen sie unbedingt ausgetauscht werden.“ Das gelte auch für die Zähler in Gartenanlagen. Günstig sei es, die Zähler einzupacken, in der Nähe von Heizungsanlagen aber nicht mit brennbaren Materialien, und die Räume, in denen sie sind, zu beheizen.