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Freibad Wie geht es weiter, Albertinesee?

2018 hatte Staßfurt den Albertinesee übernommen. Nach den Notmaßnahmen wird ein Konzept erstellt. Es gab eine erste Verständigung.

04.07.2019, 05:13

Üllnitz l Da lagen die Badegäste also. Handtuch an Handtuch. Der kleine Sandstrand war rappelvoll. Dahinter gibt es am Albertinesee einen mit Gras überwachsenen Bereich Richtung Volleyballfeld, der viel im Schatten liegt. Auch hier war kein freies Plätzchen mehr auszumachen. 600 Badegäste gab es am Albertinesee in Üllnitz am 30. Juni, dem bisher heißesten Tag des Jahres. „Und wenn schon 350 Menschen da sind, ist fast jeder Platz belegt“, sagt Bademeister Frank Kowalzik.

Definitiv muss sich die Stadt Staßfurt, die den See seit 2018 selbst betreibt, über ausbleibenden Andrang nicht beschweren. Weil eben auch die Temperaturen einfach mitgespielt haben. Es zeigt aber auch: Der Albertinesee ist noch immer beliebt. Und sogar mehr als im vergangenen Jahr. Trotz viel Ärger und Geschrei.

Wie geht es weiter? Viel wurde im vergangenen aber auch in diesem Jahr über das kleine Naturfreibad im kleinen Dörfchen Üllnitz diskutiert. Zur Erinnerung: Die Stadt Staßfurt hatte das Bad 2018 vom privaten Betreiber übernommen, danach gab es auf der Plattform schwimmbadcheck.de so etwas, was man neudeutsch als „Shitstorm“ bezeichnen würde. Weil einige gewohnte Sachen verschwunden waren. „Ein trauriger Anblick“, ist noch eine der harmlosesten Bemerkungen. Das war 2018.

Und 2019? Still ruht der See, still ruht das Portal. Zwei negative Beiträge gibt es aus dem Juni, einen aus dem Januar. Was ist passiert? Nach den Umstrukturierungen wird das Bad angenommen. „Das merke ich auch an den Rückmeldungen“, sagt Kowalzik. Die Gäste merken, dass erste Arbeiten gemacht wurden. Es tut sich etwas am Albertinesee. Es braucht einen langen Anlauf, aber der Start ist geglückt. Vor knapp zwei Wochen gab es eine Beratung mit Ortsbürgermeister Peter Rotter (CDU) sowie Ina Siebert, Hans-Georg Köpper und Ines Kunert von der Stadtverwaltung. 10.000 Euro sind im Haushalt für das Konzept eingeplant. „Es ist gut, dass wir mit einbezogen werden“, sagt Rotter.

Das Konzept wird in Ruhe erstellt, Anregungen zur Ertüchtigung fließen ein. Es wird die grundsätzliche Frage geklärt, was mit dem Albertinesee passiert. „Soll es ein Spaßbad oder ein Erholungsbad werden? Was kann für junge Leute getan werden? Was ist mit Imbiss und dem Spielplatz?“, fragt Ina Siebert. „Wir gehen neutral ran, sammeln Ideen und erstellen ein Leistungsverzeichnis“, sagt sie. Das wird einige Wochen dauern. Bis zum fertigen Konzept werden einige Monate vergehen. Dann wird es eine Ausschreibung geben, die Planer werden kontaktiert, die Kosten für die Aufhübschung taxiert. Nachhaltig und zukunftsorientiert sind die wichtigen Oberbegriffe. „Wenn die Ausschreibung raus ist, wird auch der Ortschaftsrat informiert“, so Siebert.

Was braucht es konkret? „Ich stelle mir ein Familienbad für Jung und Alt vor“, sagt Peter Rotter. „Wir können und wollen nicht in Konkurrenz treten mit anderen Bädern wie dem Löderburger See, das ist auch nicht gewünscht.“ Der Charme als ruhig gelegenes Naturfreibad soll erhalten werden.

Immer wieder gab und gibt es dabei aber den Wunsch, dass die Schwimminsel wieder hergestellt wird in der Mitte des Sees. Die alte unverankerte aus Holz musste aus Sicherheitsgründen entfernt werden. Der Steg rechts vom Eingang ist seit 2018 gesperrt, ebenfalls aus Sicherheitsgründen, weil das Wasser links und rechts nicht tief genug ist. Früher gab es Tretboote, eine überdachte Terrasse und teilweise Öffnungszeiten des privaten Betreibers bis 22 Uhr. Ob das alles wiederkommt? Nicht alles ist leistbar. Es muss umsetzbar und finanzierbar sein. Und auch gewünscht.

Vielleicht kann auch der Strandbereich vergrößert werden? „Man könnte das Schilf zurückschneiden, ein bisschen ausbaggern und Sand verlegen. Dann würde man den Liegebereich vergrößern und ich hätte bessere Sicht“, sagt Bademeister Frank Kowalzik. Derzeit ist vor allem der Kinderbereich etwas versteckt. Peter Rotter wünscht sich, dass der Weg zum Strand barrierefrei ist.

Notmaßnahmen gab es dabei schon im vergangenen Jahr. Ohne diese wäre das Bad vielleicht überhaupt nicht mehr tragbar gewesen. Peter Rotter hat dabei einen bildlichen Vergleich zur Hand. „Das ist wie beim Auto. Ich brauche erstmal einen Tüv, bevor ich die Polsterung der Sitze machen lasse“, sagt er. Sicherheit geht also vor Komfort. Und so wurden 2018 bereits 50.000 Euro in die Ertüchtigung gesteckt. Elektrik wurde ausgebessert, ein vom Wasser beschädigter Raum auf Vordermann gebracht, dazu wurde der Gastrobereich neu gefliest und zukunftsfest gemacht. Dinge also, die notwendig sind, damit das Bad überhaupt weiter betrieben werden kann. Auch die Pappeln hinter dem Eingang wurden zurückgeschnitten.

Anregungen kamen am Dienstag auch aus dem Ortschaftsrat Förderstedt. Mathias Cosic (CDU) regte an, die Öffnungszeiten bis 20 Uhr zu verlängern. Das ist schon ab heute der Fall, wenn die Sommerferien beginnen. Dann haben der Albertinesee und auch das Strandsolbad in Staßfurt von 9 bis 20 Uhr geöffnet. Sven Schneider (FDP) bemängelte, dass es für Kinder zu wenig Attraktionen gebe. Neumitglied Detlev Kiel (SPD) wünschte sich außerdem mehr Badeattraktivität für ältere Menschen. „Ein Geländer fehlt, damit ältere Menschen gefahrlos ins Wasser steigen können“, meinte dieser.

Eigentlich hatte die CDU auch für 2019 50.000 Euro für die Ertüchtigung einstellen wollen. Der Stadtrat gab auch sein Ok. Die Kommunalaufsicht spritzte allerdings dazwischen und forderte zuerst ein Konzept. Aber hier gilt: Aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben. „Vielleicht sind auch Fördermittel drin“, sagt Rotter. Alles kann. Nichts muss. Alles kommt auf den Prüfstand.