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Gesundheit Poliklinik in Warteschleife

Im Herbst 2019 stellte Ameos die Vision Poliklinik in Staßfurt vor. Wegen der Corona-Pandemie kann Ameos die Zeitschiene nicht einhalten.

12.08.2020, 23:01

Staßfurt l Wenn Prioritäten verrutschen, werden Dinge, die vor einiger Zeit noch als unaufschiebbar galten und unbedingt diskutiert werden sollten, auf Eis gelegt. Im Sommer 2019 wurde die Notaufnahme im Staßfurter Krankenhaus geschlossen, weil bundesweit neu geregelte Bedingungen in Staßfurt nicht (mehr) vorzufinden sind. Politiker waren aufgebracht, der Oberbürgermeister verärgert.

Um zu beweisen, dass der Standort Staßfurt trotzdem in den Plänen von Ameos eine wichtige Rolle spielt, stellte der Krankenhausbetreiber im November 2019 einen Plan zur Umgestaltung und Neuausrichtung des Staßfurter Krankenhauses vor. Eine Poliklinik sollte installiert werden. Am Krankenhaus-Standort sollten also fest angesiedelte Ärzte Wege für Patienten verkürzen. Dazu wollte Ameos den Standort Staßfurt stärken, in dem die medizinischen Angebote Geriatrie, Geriatrische Tagesklinik oder Schmerztherapie ausgebaut werden sollten. Die Plätze sollten für alle drei Bereiche ausgeweitet werden.

Was ist daraus geworden? „Die Vision einer Poliklinik für Staßfurt ist nach wie vor aktuell. Es gibt einen inhaltlich definierten Entwicklungsprozess. Die im vergangenen Jahr ausgegebenen Zeitschienen sind jedoch durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie bei der fortlaufenden Umsetzung unter Druck geraten“, teilt Ameos-Sprecher Thomas Neubert mit. Heißt also: Die Zeitpläne sind nicht haltbar. Schon 2020 wollte Ameos erste Ärzte ihre Praxen im Krankenhaus herrichten lassen. Daraus wird wohl nichts.

Für die Erweiterungen in Geriatrie, geriatrische Tagesklinik und Schmerztherapie gibt es ebenfalls keine unmittelbaren Erfolgsmeldungen von Ameos. „Aktuell laufen für die von Ihnen angesprochenen Bereiche Machbarkeitsstudien. In diese sollen mit der Vorgabe der räumlichen und personellen Erweiterung auch die Auswirkungen der Corona-Pandemie einfließen“, erklärt Thomas Neubert.

Ganz untätig war Klinikbetreiber Ameos dann aber doch nicht. Zumindest für die geriatrische Tagesklinik kann Ameos verkünden: „Nichtsdestotrotz ist etwa in der geriatrischen Tagesklinik bereits die nötige Infrastruktur geschaffen worden, um den Ausbau auf 20 Plätze im Zeitraum 2020/21 umzusetzen“, so Neubert. „Zudem ist geplant, dass die Tagesklinik ins Hauptgebäude zieht,so dass die einzelnen Therapieeinheiten optimalere räumliche Voraussetzungen vorfinden.“

Und wie läuft die Suche nach Ärzten, die den Umzug ins Krankenhaus in der Bodestraße wagen wollen? Schon im Herbst 2019 hatte Ameos unter dem damaligen Regionalgeschäftsführer Lars Timm verkündet, dass es erste lose Gespräche mit Ärzten gegeben hätte. Das Interesse wäre bei dem einen oder anderen Mediziner vorhanden. Gerade von älteren Ärzten sollten Arztsitze aufgekauft werden. Nun heißt es von Ameos: „Im Landkreis werden nach wie vor Gespräche mit Niedergelassenen bezüglich einer Ansiedelung in den Räumlichkeiten des Klinikums geführt. Parallel dazu bilden wir natürlich auch Mediziner, mit der Perspektive als niedergelassener Arzt im zukünftigen Poliklinikum zu arbeiten, aus.“

Eine Medizinerin hatte Ameos dabei für ein Staßfurt-Stipendium im Auge. Die junge Frau sollte im Mai 2020 ihre Facharztprüfung ablegen. „Die von Ihnen angesprochene Medizinerin hat sich leider für eine administrative Tätigkeit entschieden“, erklärt Ameos-Sprecher Thomas Neubert dazu.

Wie es nun mit der Vision Poliklinik weiter geht, möchte unterdessen auch die Stadt Staßfurt wissen. Nachdem im vergangenen Jahr die neu gegründete Arbeitsgruppe (AG) Ameos zweimal getagt hatte, drängt die Verwaltung jetzt auf einen weiteren Termin zusammen mit Krankenhausbetreiber und Kommunalpolitikern. Ursprünglich war am 16. März ein Treffen der AG vereinbart worden. Das musste damals wegen der Corona-Krise abgesagt werden. Fünf neue Terminvorschläge hat die Stadt Staßfurt dem Klinikbetreiber vorgelegt: 7. September, 30. September, 1. Oktober, 5. Oktober und 8. Oktober. Folgende Themen hat die Stadt auf die Agenda gesetzt: „Vorstellung des neuen Regionalgeschäftsführers Ost, Frank-Ulrich Wiener“ sowie „die Etablierung poliklinischer Strukturen bei Ameos: aktueller Stand“. Auch weitere aktuelle Themen könnten besprochen werden. „Oberbürgermeister Sven Wagner ist es wichtig die Arbeitsgruppe fortzusetzen“, heißt es von der Stadt Staßfurt.

Was beinhaltet die Etablierung poliklinischer Strukturen und die Erweiterung des medizinischen Angebots? Die Ideen sind ziemlich konkret. Die Geriatrie soll von 80 auf 120 Betten ausgebaut werden. Die geriatrische Tagesklinik soll im zweiten Obergeschoss von zehn auf 20 Plätze ausgebaut werden. In der Schmerztherapie gibt es derzeit eine Gruppe mit acht Patienten. Eine zweite Gruppe soll aufgebaut werden. Im zweiten Obergeschoss soll das Zentrum für Physio- und Ergotherapie etabliert werden, das bisher in einem Nebengebäude beheimatet ist. Im ersten Obergeschoss, das leer steht, sollen Praxen für die Poliklinik entstehen. Sechs bis acht Praxen wären dabei von den Räumlichkeiten her möglich. Dazu braucht es mindestens zwei Fachabteilungen, damit sich das Staßfurter Krankenhaus die Plakette Poliklinik an die Brust heften darf.

Vorangetrieben hatten die Idee der ehemalige Regionalgeschäftsführer Lars Timm und der ehemalige stellvertretende Krankenhausdirektor Florian Dietrich, der beim Ameos-Krankenhaus Aschersleben-Staßfurt für den Staßfurter Standort zuständig war. Florian Dietrich ist aber nun seit dem 1. April Krankenhausdirektor am Ameos-Klinikum Bernburg. Die weitere Umsetzung der Vision Poliklinik liegt nun in den Händen von Matthias Strauß, Krankenhausdirektor beim Ameos-Klinikum Aschersleben-Staßfurt.

Zudem soll die Spezialisierung innerhalb der Ameos-Kliniken vorangetrieben werden. Am Staßfurter Standort soll dabei das Zentrum für Altersmedizin entstehen.