Heiligabend Jetzt noch ganz anders

Auch Christvespern vor den Kirchen wird es Heiligabend nicht geben. Jetzt wird in Staßfurt und Umgebung übers Internet gefeiert.

Von Falk Rockmann 18.12.2020, 07:28

Staßfurt/Güsten/Hecklingen l Christvespern unter freiem Himmel. So hatten sich zuletzt einige Kirchengemeinden Heiligabend vorgestellt, weil sich zu viele Menschen zurzeit nicht in Räumen – auch in so großen wie in einer Kirche – nicht versammeln dürfen. Aber auch aus dieser Alternative wird nun nichts.

„Die Christvesper auf dem Kirchplatz in Leopoldshall müssen wir leider absagen“, erklärt der für den Pfarrbereich Hecklingen zuständige Pfarrer Kornelius Werner gestern auf Nachfrage. Gleichlautend am Telefon die Nachricht von Pfarrer Arne Tesdorff für den geplanten Festgottesdienst an der Güstener St.-Vitus-Kirche.

Eine nötige Einlass-Kontrolle für die Besucherzahlen wäre nicht zu leisten, so Pfarrer Werner. „Außerdem wäre es kein gutes Zeichen nach außen, wo doch jetzt erst recht jede Menschenansammlung vermieden werden soll.“

Arne Tesdorff, seit 15. November übrigens in häuslicher Quarantäne, und sein Kollege haben sich nun mit den Kirchgemeinden wieder etwas Neues einfallen lassen, damit Heiligabend trotz aller Umstände nicht völlig ins Wasser fällt.

„Es wird ein Internet-Gottesdienst aus allen Kirchen der beiden Pfarrbereiche übertragen“, lädt Pfarrer Tesdorff ein. Ab 15 Uhr beispielsweise über die Internet-Adresse www.kirche-guesten.de

Oder auch über www.kirche-leopoldshall.de/aktuelles ergänzt Kornelius Werner. Für diese digitale Christvesper hat sich der Staßfurter Mario Dingethal im Vorfeld in alle Gotteshäuser der beiden Pfarrbereiche begeben und bestimmte Szenen aufgezeichnet, wie beispielsweise in Hecklingen ein Orgelspiel von Jana Rindermann, in Leopoldshall das Krippenspiel und Gesang vom Chor. Da werden die Glocken von St. Severin Ilberstedt und St. Pauli Rathmannsdorf läuten. Begrüßungen und Psalme kommen aus Güsten und Amesdorf, Pfarrer Werner hält die Ansprache zum Teil in Neundorf, Arne Tesdorff und dessen Frau Gabriele lesen von zu Hause aus.

„Ich glaube, es ist eine sehr gute Alternative und nicht nur eine Notlösung. Und ich bin sehr gespannt“, meint Kornelius Werner. Dieser digitale Heiligabend werde wohl dennoch die „Not unserer Zeit unmittelbar anschaulich machen“.

Wie mit allen anderen Gottesdiensten umgegangen werde, zu denen erfahrungsgemäß nicht so viele Menschen zu erwarten sind, wird mit den einzelnen Kirchengemeinden noch beraten, so Pfarrer Werner für seinen Bereich. Sie seien jedenfalls noch nicht generell abgesagt für den 1. und 2. Weihnachtsfeiertag.

Für den in Güsten geplanten am 2. Feiertag ist das allerdings der Fall als „Weihnachtslieder-Wunschkonzert“ wie Pfarrer Tesdorff das ausdrückt. „Weil Singen ja verboten ist.“

Der ökumenisch geplante Gottesdienst Heiligabend auf dem Karlsplatz in Bernburg fällt übrigens ebenfalls aus. Auch in anderen Kirchengemeinden und Pfarrbereichen werden sich solche Informationen ähneln. Wie beispielsweise von Gemeindekirchenrat Marco Kunze in Förderstedt: „Zur Eindämmung der Ausbreitung des Coronavirus‘ wird es in diesem Jahr keinen Gottesdienst zu Weihnachten geben! Denn wir müssen alles dafür tun, dass von diesem Weihnachtsfest keine gesundheitlichen Gefahren ausgehen.“ Allerdings werde in Förderstedt eingeladen zur „Offenen Kirchentür“ Heiligabend zwischen 15 und 18 Uhr, sowie Silvester zwischen 17 und 18 Uhr. „Alle können selbst bestimmen, wie lange sie – bei Einhaltung der Corona–Regeln – in der Kirche verweilen mögen.“

Ob in Löbnitz der Weihnachtsgottesdienst wie geplant Heiligabend, 18.30 Uhr, stattfinden kann, steht noch in den Sternen. Ein Stern leuchtet derweil vom Türmchen der kleinen St.-Andreas-Kirche. „Der Gedanke, diesen Stern in diesen Zeiten als einen Hoffnungsträger besonders zu Weihnachten erstmalig aufzuhängen, ist ein sehr schöner und möge all diejenigen erreichen und helfen, die über die Weihnachtstage in Heimen und Krankenhäusern sind“, bemerkt Xenia Bartmer von der Löbnitzer Kirchgemeinde, „auch allen Einsamen, die nicht die Menschen um sich haben können, wie sie es sich gewünscht haben.“