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Jubiläum Der Gutenachtkuss ist immer Pflicht

Seit 1959 sind die Staßfurter Heino und Rita Gregoire verheiratet. Zum 60. Hochzeitstag erzählt das Ehepaar, wie es sich kennen und lieben gelernt hat.

20.03.2019, 23:01

Staßfurt l Großes Tohuwabohu hat sich in der Heimstraße in Staßfurt angekündigt. Das Ehepaar Gregoire feiert seinen 60. Hochzeitstag. Da wird der Oberbürgermeister wohl mit einem Strauß Blumen vorbeischauen, das Telefon wird kaum still stehen und überall wird es freundliche Glückwünsche geben. 60 Jahre Ehe? Wer schafft das schon in der heutigen Zeit?

Die große Liebe der Gregoires nahm seine Anfänge in den 1950er Jahren. Dabei kennen sich Heino und Rita schon „seit der Sandkasten-Zeit“, wie Heino Gregoire lachend erzählt. Beide wohnten als Kinder im Staßfurter Stadtteil Leopoldshall in der gleichen Straße (Eigene Scholle), spielten also auf der Straße miteinander, bevor sich die Wege vorerst trennten. Heino zog in die Schillerstraße in Staßfurt.

Wieder näher kamen sie sich 1957. Rita absolvierte eine Ausbildung als Friseurin, als da der junge hübsche Mann vor der Tür stand und hineinspähte. „Da habe ich meinen Mann gesehen“, sagt Rita Gregoire. „Ich habe gedacht: Das ist doch der Heino. Er hat mich beobachtet und ich war fasziniert von diesen braunen Augen.“ Vielleicht war es nicht die Liebe auf den ersten Blick, aber für Heino war eigentlich klar: „Das ist diejenige welche.“ Eine andere wollte er nicht mehr.

Und doch dauerte es noch ein Weilchen, bis die beiden ein Paar wurden. Rosenkavalier Heino stand öfter mit einem Strauß Blumen vorm Laden, später trafen sich die beiden dann bei Tanzabenden im Konzerthaus Klingsch. Und spätestens da hat es dann irgendwann gefunkt im Jahre 1958. „Das war wie ein Blitz aus heiterem Himmel“, sagt Heino Gregoire und lächelt dabei auch noch über 60 Jahre später.

Wie das so damals in der Zeit war, ging es dann relativ fix. Nach der kirchlichen Hochzeit im März 1959 wurde im August 1959 die erste Tochter geboren, im Dezember des gleichen Jahres ging es in die gemeinsame Wohnung in der Güstener Straße. Es folgten viele gemeinsame glückliche Jahre, auch wenn es freilich nicht immer leicht war. Auch beruflich.

Nachdem die beiden mehrmals den Beruf wechselten, waren beide in den 1970er Jahren in einer HO-Gaststätte angestellt. Rita als Köchin, Heino als Objektleiter. Neue Wege ging das Paar nach der Wende. Rita Gregoire wurde Geschäftsführerin beim Speiseservice „RiRo“. Heino war als Kraftfahrer Fuhrparkleiter. Anfangs hatte die Firma 15, später dann 30 Angestellte. Diese Firma ging aber insolvent, heute ist der Betrieb als „Salzlandküche“ bekannt. Für die Gregoires war der aufkeimende Kapitalismus nach 1990 nicht so einfach zu händeln. Immer mehr Firmen sprossen aus dem Boden, das Konkurrenzdenken verschärfte sich. „Wir waren es nicht gewohnt, die Ellenbogen auszufahren“, sagt Rita Gregoire. So gab es zum Beispiel Konkurrenz in Aschersleben oder Giersleben. Das erschwerte die berufliche Existenz der Firma.

2001 ging Rita Gregoire, die am Ende Sachbearbeiterin in der Schulküche war, in Rente. 2003 folgte Heino, der noch bis 2005 stundenweise Essen ausfuhr. Danach begann das Rentnerleben, in dem beide weiter aktiv sind. Der heute 80-jährige Heino war 50 Jahre lang im Chor. Die nun 78-jährige Rita geht Dienstag zum Seniorentanz und Mittwoch zum Handarbeiten-Kurs nach Löderburg. Und im Sommer ist der Garten am Knüppelsberg die Wohlfühloase, für den sie 2018 sogar beim Tag der Regionen ausgezeichnet wurden. Diesen bewirtschaftet das Ehepaar seit 45 Jahren.

Jung hält natürlich auch die große Familie. Zwei Töchter, ein Sohn, fünf Enkel und fünf Urenkel halten auf Trab. Bei der ältesten Tochter trifft sich die Familie jeden Sonntag. Zum Teil wohnen die Lieben aber auch in Bayern, Hannover oder im Harz. Trotzdem: „Die Familie hält zusammen wie Pech und Schwefel“, so Heino Gregoire.

Doch was ist das Geheimnis des Ehepaars Gregoire? „Schwierigkeiten gibt es überall. Aber man muss drum kämpfen. In jeder Küche raucht‘s mal“, sagt Heino. Und ohne einander können sie nicht. „Als Rita mit ihrer Tanzgruppe kürzlich zwei Tage weg war, habe ich mich wie ein Hund ohne Schwanz gefühlt.“ Und Rita ergänzt: „Wir waren immer fair und aufrichtig zueinander, haben uns Freiräume gelassen. Wir sind nie im Streit auseinander gegangen.“ „Und nie ohne Gutenachtkuss“, so Heino Gregoire. Zweifellos: So können 60 Jahre dann auch ziemlich erfüllt und glücklich sein.