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Kriegsgräber Die Erinnerung soll bleiben

Drei meterhohe neue Kreuze zieren seit Sonnabend den Neundorfer Friedhof.

18.11.2019, 05:00

Neundorf l Pünktlich zum Volkstrauertag wurden engagierte Männer aus dem Ort mit der Gestaltung der Kriegsgräber fertig, für die sie sich seit Jahren einsetzen. „Wir wollen für Neundorf etwas tun“, sagt Thomas Fischbach am Sonnabendmittag. Mehr Worte braucht der Neundorfer nicht, um die Aktion zu erklären. Er steht mit vier Männern auf dem Neundorfer Friedhof, vor drei nagelneuen Mahnmalen in Form von meterhohen Kreuzen. Er und seine Mitstreiter setzen auf Eigeninitiative. Denn sonst würde es ja keiner machen, sagen sie.

Seit dem Frühjahr haben Thomas Fischbach und der Neundorfer Tischler Tobias Ewald Menschen im eigenen Bekanntenkreis angesprochen, um für ihr Projekt zu sammeln. Die letzten Kreuze, die an den Kriegsgräbern der Gefallen des Ersten und Zweiten Weltkrieg standen, waren kaputt gegangen. „Sie waren verwittert und mussten entsorgt werden“, erklärt Thomas Fischbach. Bereits diese alten Kreuze hatte die Truppe 2012 aufgestellt.

Es wurde also Zeit für neue Kreuze, dieses Mal aus Eiche, die lange halten soll. Die Spendensammelaktion der Männer lief so gut, dass von etwa 20 Privatpersonen 500 Euro zusammenkamen. Ortschaftsrat Stefan Riemann, der in Vertretung von Ortsbürgermeister Klaus Maaß am Sonnabend vor Ort war, konnte sich bei so viel Einsatz nur bedanken.

300 Euro des gesammelten Geldes verwendete Tischler Tobias Ewald aus Neundorf dann, um das Holz zu kaufen. In seiner Werkstatt zimmerte er die Kreuze zusammen. „Mit unseren Helfern haben wir sie noch gepinselt, transportiert und aufgestellt“, sagt Tobias Ewald.

„Die 200 Euro, die übrig sind, übergeben wir der Dame aus dem Ort, die sich für die Kriegsgräberfürsorge auf dem Friedhof engagiert“, erklärt Thomas Fischbach. Da die ältere Dame gerade am Sonnabend Geburtstag hat, schauen die Männer noch an dem Tag bei ihr vorbei und übergeben ihr die Spende. „Sie wird sich sicher freuen.“

Ende 2017 bis Anfang 2018 war auch von Seiten der Stadt Staßfurt an der Neundorfer Gedenkstätte gearbeitet worden. Die Felder der Kriegsgräber auf dem Friedhof waren verwittert und sanierungsbedürftig. Die Verwaltung hat daraufhin zu den gefallenen Soldaten aus Neundorf recherchiert. Die Namen der schlecht lesbaren Steine wurden gedeutet und in Büchern der Gemeinde und der Kirche nachgeforscht. Sechs Jahre dauerte diese Suche, bis sich die Stadt an die Umsetzung ihres Entwurfes für einen würdigen Erinnerungsort machen konnte.

Für rund 50.000 Euro wurden die Felder mit den Kriegsgräbern dann saniert, neu eingefasst und elegant gestaltet. Unterstützung kam vom Land Sachsen-Anhalt und dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge. Die neue Anlage wurde am 22. Februar 2018 feierlich übergeben.

Aus der Ortschronik geht hervor, dass fast 650 Männer aus Neundorf in den Ersten Weltkrieg gezogen waren. Etwa sollen den Tod gefunden haben. Nur 14 von ihnen sind auf dem Neundorfer Friedhof beerdigt sein.

Der Volkstrauertag wurde am gestrigen Sonntag nahezu allerorts begangen. In Staßfurt hatte Oberbürgermeister Sven Wagner auf die Friedhöfe zum stillen Gedanken geladen. In Ortsteilen wie Löderburg oder Förderstedt fanden sich Kommunalpolitiker und Bürger zu Kranzniederlegungen zusammen. In Brumby begeht man den Tag traditionell eine Woche später, dort ist an diesem Sonntag, 24. November, um 9 Uhr Gottesdienst und anschließende Kranzniederlegung.