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Kunstwerk Wappen kommt nach Hause

Ein echter Schatz ist nach Staßfurt zurückgekehrt. Die Übergabe war beim Salzlandfest.

17.06.2018, 18:59

Staßfurt l Ein aufregendes Jahr liegt hinter den Mitgliedern des Staßfurter Geschichtsvereins. Denn fast genauso lange ist es her, dass die Ehrenamtlichen eine E-Mail aus Mägdesprung im Harz erreichte. „Darin wurde uns eine Wappendarstellung zum Kauf angeboten“, berichtet Vorsitzender Rico Schäfer. Die Hobby-Historiker waren sofort Feuer und Flamme für das Kunstwerk aus Privatbesitz. Das gute Stück musste zurück nach Staßfurt. Die Frage war nur wie? Denn zweifelsohne hat die Holzschnitzarbeit ihren Wert. Summen standen im Raum, die den Verein aber überfordert hätten. „Wir haben 2017 rund 3500 Euro in die Restaurierung des historischen Staßfurter Straßenbahnwagens investiert. Unsere Finanzen waren damit erschöpft.“

Der Geschichtsverein blieb aber dran. Schnell suchten die Ehrenamtlichen das Gespräch mit Oberbürgermeister Sven Wagner, den ihre Euphorie einnahm. Die Aktion nahm Fahrt auf und es wurde nach Finanzierungsmöglichkeiten gesucht. Die Staßfurter Wohnungs- und Baugesellschaft und die Staßfurter Stadtwerke nahmen Geld in die Hand, damit das Kunstwerk in der Salzstadt eine neue Heimat findet. Auch der Stadtpflegebetrieb beteiligte sich. „Als kommunale Unternehmen verstehen wir uns als Teil der Stadt. Aus diesem Grund haben wir unsere bescheidenen Beiträge geleistet“, erklärt Stadtwerke-Chef Eugen Keller.

Der Einsatz auf breiter Front hat sich gelohnt. Das Wappen ist zurück in Staßfurt. Zuvor wurde seine künstlerische Ausführung von Experten begutachtet und sein Wert geschätzt. Die hölzernen Schnitzarbeiten sind sehr filigran und gut gestaltet. Das Wappen ist mit kostbaren Perlmuttintarsien belegt. „Ein echter Schatz“, sagt Oberbürgermeister Sven Wagner dankbar für die Initiative. „Wo, wenn nicht hier findet das Wappen nun wieder sein würdiges Zuhause.“ Der Stadtchef kündigt an, dass das Kunstwerk im Sitzungssaal des Rathauses seinen Platz findet. Hier tagen die politischen Gremien bei wichtigen Entscheidungsfindungen.

Das Besondere der Darstellung ist, dass der Heilige Johannis abgebildet ist. Das war nicht immer so. In der biblischen Überlieferung hat Johannis Jesus im Jordan getauft und gehörte zu den ersten Verkündern der christlichen Botschaft. Zu DDR-Zeiten passte eine solche Figur selbstredend nicht in eine ganz anders orientierte Ideologie. Die Heraldik suchte nach anderen Motiven. In den 1960er Jahren verschwand der fromme Mann. Stattdessen traten Förderrad, Zahnrad, Chemiekolben und goldene Ähre ins Zentrum, dazu Schmuckelemente. Damit wurden die wichtigsten Wirtschaftszweige der Stadt symbolisiert. Heute ist Johannis wieder Teil des Staßfurter Wappens. „Er steht für Gerechtigkeit und Nächstenliebe“, sagt Oberbürgermeister Sven Wagner. „Das sind Werte, für die wir in Staßfurt einstehen, die wir in der Stadt leben wollen.“

Rico Schäfer freut sich darüber, dass das Wappen wieder in Staßfurt ist. Er berichtet aber, dass die Detektivarbeit für den Geschichtsverein noch nicht zu Ende ist. Denn die Hobbyhistoriker wollen herausfinden, wer der Künstler ist. Das Bildnis selbst gibt erste Hinweise. Eine Signatur verweist auf „E. Würdig“ und auf das Jahr 1934. „Anlass für die Herstellung könnte also die 1000-Jahr-Feier gewesen sein“, sagt der Vorsitzende. Die war zwar falsch datiert, denn die Staßfurt war damals bereits 1128 Jahre alt. Aber das Jubiläum wurde von den Nationalsozialisten mit viel Pomp inszeniert. Möglich, dass auch Kunst beauftragt wurde. Einen „E. Würdig“ hat es in der Salzstadt wirklich gegeben. „Der war aber Schmied“, so Rico Schäfer. Ob er auch mit Holz umzugehen wusste, ist offen. Längst ist die Lust auf neue Recherchearbeit beim Geschichtsverein geweckt. Es bleibt also aufregend!