Martin Löschner Chance Studienabbruch

Martin Löscher hat sein Studium abgebrochen. Doch sein Weg ist trotzdem erfolgreich.

07.02.2017, 16:21

Groß Börnecke/Magdeburg l Mit dem Ziel, Mathematik-Lehrer an einer Berufsschule zu werden, immatrikulierte sich Martin Löschner aus Magdeburg an der Universität. Das war im Jahr 2004. Für ihn doch nicht die richtige Entscheidung, wie sich später zeigte. Immer brenzliger wurde die Situation. Großer Druck lastete auf seinen Schultern. Studiengebühren über 500 Euro pro Semester wurden fällig. Er jobbte nebenbei, die Zeit zum Lernen wurde knapper. Verpasste Scheine; er überzieht die Regelstudienzeit, dann der Studienabbruch im März 2015. Die Entscheidung dazu sei wie eine Befreiung gewesen, denkt der junge Vater zurück.

Doch die Zeit danach ist zunächst weiter schwierig. Martin Löschner arbeitet weiter als freier Dozent, gibt Nachhilfe und ist selbstständig, verfügt aber über kein geregeltes Einkommen, muss seine Jobs koordinieren. Das größte Problem: Er hat keinen Abschluss. Der Magdeburger erinnert sich an eine Perspektivlosigkeit. „Man fängt an, dem Geld hinterher zu laufen. Da war eine Rastlosigkeit. Ein Leben ohne Rhythmus“, erinnert er sich. „Man neigt dazu, den Kopf in den Sand zu stecken.“

Im Jahr 2016 schöpfte er schließlich eine neue berufliche Hoffnung. Anlass dazu bot ein Projekt, das speziell darauf ausgerichtet ist, Studienabbrecher in den ersten Arbeitsmarkt zu vermitteln. Das ganze nennt sich ISABEL und wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.

In Magdeburg wird ISABEL von der Unternehmensberatung „Mensch, Arbeit und Technik“ umgesetzt. Die Gesellschaft für Organisationsentwicklung bietet für junge Leute bis zum 32 Lebensjahr sogenannte „Coachings“, also Beratungen an, bei denen die Teilnehmer dabei unterstützt werden, den beruflichen Weg zu finden, der zu ihnen passt.

Die Fäden laufen bei Sarah Rögner zusammen. Die wissenschaftliche Mitarbeiterin hält für die Unternehmensberatung den Kontakt zu allen Seiten, koordinierte Kontakte und führt Firmen und Bewerber zusammen. Die Psychologin kennt die Geschichten der jungen Leute, ihre Sorgen und Nöte, auch die Situation von Martin Löschner.

Er wiederum erfuhr über ein Gespräch mit der Industrie- und Handelskammer von ISABEL und nahm erfolgreich an einem ersten Kennenlernen teil. Die Voraussetzungen zur Teilnahme waren erfüllt. Das Coaching konnte starten. „Im Projektverlauf haben wir andererseits das Kinder- und Jugendhilfezentrum Groß Börnecke (KJHZ) kennengelernt und für die Projektmitwirkung gewonnen“, berichtet Sarah Rögner. Sie erinnert sich daran, dass sie beim Angebot des KJHZ gleich an Martin Löschner denken musste.

Ein Treffen zwischen beiden Seiten auf neutralem Boden fand statt. Es folgte ein Praktikum. Die „Zusammenführung“ glückte. Mittlerweile strebt Martin Löschner einen Abschluss zum staatlich anerkannten Erzieher an. Er hat nochmal die Schulbank gedrückt, als Klassenbester im Europäischen Bildungswerk in Madgeburg. Wenn alles klappt, hat er seinen Abschluss im April 2018 in der Tasche. Und nicht nur das.

Das Wichtigste ist, so scheint es: Martin Löschner ist beruflich angekommen. Das ist zu spüren, wenn er heute von seiner Arbeit erzählt. „Ich freue mich jeden Tag darauf und ich bin dankbar, hier arbeiten zu können, mit Kindern und Jugendlichen“, sagt er.

Sven Schulze, Geschäftsführer des KJHZ, ist ebenfalls froh, neue Entwicklungs-Perspektiven zu bieten. Denn damit könne er nicht zuletzt einen Beitrag leisten, dem Fachkräftemangel zu entgegnen.

Für Sarah-Rögner sind erfolgreiche Vermittlungen der Studienabbrecher über das ISABEL-Projekt ebenfalls Ansporn, weiter zu machen. „Wir versuchen eben etwas zu heilen, was vorher nicht optimal gelaufem ist“.

ISABEL heißt: „Integration von Studienabbrechern in den ersten Arbeitsmarkt - Berufliche Einstiegs- und Laufbahnberatung".

 

Gefördert wird das Projekt vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF).

 

Die Umsetzung erfolgt über die Unternehmensberatung „Mensch, Arbeit & Technik (MA&T)Organisationsentwicklung GmbH" mit Sitz in Magdeburg.

 

Dort werden Studienabbrechende über ein individuelles Karriere-Coaching bei der beruflichen Neuorientierung und - im Idealfall - beim Einstieg in ein Unternehmen begleitet.

 

Gleichzeitig werden Unternehmen wie das Kinder- und Jugendhilfezentrum in Groß Börnecke unterstützt, gezielter als bisher die Personengruppe „Studienabbrecher"  für Ausbildungsplätze oder andere Einstigsmöglichkeiten anzusprechen.

Bisher begleitete die MA&T  80 Studienabbrecher, weitere  15 Coachingplätze sind bis Projektende noch zu besetzen

Beraterin Sarah Rögner gibt zudem einen aktuellen Termin bekannt: „Am 22. März führen wir mit interessierten Studienabbrechern und -zweiflern einen Workshop durch, von 9 bis 16 Uhr bei MA&T in Magdeburg. Anmeldungen sind unter samuel.petzold@ma-t.de möglich."

 

Weitere Details zum Caoching sind auf der Projektwebseite: www.ma-t.de/isabel-student.htm abrufbar.

 

Die MA&T-Berater sind telefonisch unter (0 39 1)7 34 74 08 erreichbar.