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Modemarkt Baustart bei Kress weiter in den Sternen

Der Bau des Modemarkts Kress in Staßfurt verzögert sich auf unbestimmte Zeit. Derzeit fehlt immer noch ein Gutachten für die Baugenehmigung.

Von Enrico Joo 10.08.2020, 01:01

Staßfurt l Johann Hauser fragte einmal. Nachdem in der Sitzung des Bauausschusses keine entsprechenden auskunftsfähigen Mitarbeiter der Stadtverwaltung anwesend waren, fragte er im folgenden Bauausschuss vergangene Woche ein zweites Mal. Der FDP-Politiker aus dem Staßfurter Stadtrat wollte wissen: „Was ist denn jetzt mit dem Modezentrum Kress? Der sollte schon lange stehen und der sollte schon längst verkaufen. Wann kommt er denn? Oder kommt er überhaupt noch?“

Im Ausschuss vergangene Woche hätte er „eine Wischiwaschi-Information“ bekommen, wie er im Gespräch mit der Volksstimme sagt. Die baurelevante Untersuchung sei nicht eingereicht worden. Er vermutet sogar, dass Kress das Bauvorhaben blockiert und finanziell gar nicht mehr in der Lage sei, zu bauen.

Tatsächlich war einst mal September 2019 als Baustart genannt worden. Dann hieß es, die Baugenehmigung würde Ende Januar 2020 vorliegen. Die fehlt aber bis heute. Und wann sie vorliegen wird, steht in den Sternen. Das Bauordnungsamt des Salzlandkreises verlangte ein Gutachten für die Bodensenkungen im Bereich des Staßfurter Neumarkts. Dort soll der Kress-Modemarkt gebaut werden. Und das entscheidende Gutachten als letztes Puzzleteil für die Baugenehmigung fehlt nach wie vor. Hier ist Kress gefordert. „Es wird nach wie vor an einem Gutachten zum Senkungsbereich gearbeitet“, sagt Firmenchef Rainer Kress. „Es braucht eine Bewertung, wie die Bebauung geändert werden kann.“ In westlicher Richtung würde sich der Bereich jährlich um 1,4 Zentimeter senken. Es gebe aber Alternativen beim Bau.

Ja, es geht im Moment nicht voran bei den Planungen, sie sind sogar zum Stehen gekommen. „Wir sind aber froh, es verschieben zu können“, sagt Rainer Kress. Durch die Corona-Pandemie ist auch das Modeunternehmen Kress mit seinen 29 Filialen in Deutschland ins Schlingern gekommen. Siebeneinhalb Wochen wären die Filialen geschlossen gewesen. Es habe Umsatzverluste von 30 Millionen Euro gegeben. „2000 Einzelhändler sind in Deutschland insolvent gegangen. Wir müssen sehen, wie wir die Herbst-Saison überstehen und wie der Konsument sich verhält“, sagt Rainer Kress. Trotz der Verluste ist der Firmenchef des Familienunternehmens zuversichtlich, dass Kress die Corona-Krise übersteht.

Im Sommer wurde in den Kress-Filialen, von denen es in Sachsen-Anhalt bereits welche in Magdeburg und Weißenfels gibt, die Ware nach den wochenlangen Schließungen zu deutlich vergünstigten Preisen verkauft, nun möchte Kress dazu übergehen, in der Herbst-Saison übliche Preise zu verlangen.

All das zeigt: Der Bau des Staßfurter Modemarkts hat derzeit nicht die oberste Priorität. Gleichzeitig betont Rainer Kress: „Wir halten an Staßfurt fest.“ Es wird irgendwann in Staßfurt gebaut. „Wir haben ja auch schon 400 000 Euro in Vorleistungen investiert“, so Kress. Die sollen nicht umsonst gewesen sein.

Kress steht dabei im regelmäßigen Austausch mit der Staßfurter Stadtverwaltung. Erst vergangene Woche habe Oberbürgermeister Sven Wagner (SPD) persönlich mit Rainer Kress telefoniert. In der Regel tauschen sich Stadtverwaltung und Kress alle zwei Wochen aus. Christian Schüler von der Wirtschaftsförderung wirbt dabei unnachgiebig und unerlässlich für den Modemarkt in Staßfurt. „Wir wollen einen Weg finden, das Projekt trotz der Corona-Krise umzusetzen“, sagt Schüler. „Wir haben Kress als sehr starkes wirtschaftliches Unternehmen kennengelernt. Es gibt erst einmal ein Stopp für das Projekt, aber keine Signale, dass Kress von Staßfurt Abstand nimmt.“ Allerdings gilt auch: „Das Überleben des Unternehmens steht an allererster Stelle“, so Schüler.

Natürlich beobachtet die Wirtschaftsförderung die Auswirkungen der Corona-Pandemie sehr genau. „Viele Menschen gehen nicht in Läden aus Angst vor Infektionen oder weil die Maskenpflicht abschreckt. Damit müssen wir sehr sensibel umgehen“, so Schüler.

Gleichwohl glaubt Christian Schüler weiterhin an die Idee, auf dem Neumarkt einen Kress-Modemarkt errichten zu lassen. „Wir begleiten das seit 2016, da steckt viel Herzblut drin. Ich habe immer daran geglaubt, dass Kress ein wichtiges Puzzleteil zur Entwicklung der Innenstadt ist“, sagt er. „Gerade jetzt lohnt es sich zu kämpfen.“

Nach wie vor gebe es in Staßfurt eine Versorgungslücke im Textil-Sortiment. „In Staßfurt gibt es eine besondere Wettbewerbssituation, die nicht besonders ausgeprägt ist“, erklärt Schüler. „Viele fahren zum Einkaufen nach Magdeburg und viele würden einen Kress-Markt daher als Bereicherung in Staßfurt sehen.“ Nun habe sich die Welt aber gedreht und auch bei Firmen wie Kress würden Investitionen doppelt beäugt werden. Wann gebaut werden kann in Staßfurt? Rainer Kress möchte kein Datum nennen. Das ist in Corona-Zeiten auch unseriös.