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Orkan "Friederike" Sturm tobt über Region Staßfurt

Feuerwehr, Polizei und Rettungskräfte sind im Einsatz. Sturm "Friederike" hat die Region Staßfurt erreicht.

Von Daniel Wrüske 18.01.2018, 15:42

Staßfurt/Egeln/Hecklingen  l Der Orkan "Friederike" ist in der Region Staßfurt angekommen. Böen von bis zu 115 Stundenkilometern fegen über die Salzstadt, ihre Ortsteile und die Nachbargemeinden hinweg. Polizei, Feuerwehr, Stadtordnungsamt, Stadtwerke und Stadtbetriebe in Staßfurt, Hecklingen und der Egelner Mulde teilen mit, dass sie ihre Kameraden und Mitarbeiter in Bereitschaft versetzt haben, falls die Wetterkapriolen zu Schäden führen.

Feuerwehr und Ordnungsamt der Stadt Staßfurt haben in der Wache in der Atzendorfer Straße eine örtliche Einsatzleitung eingerichtet. Das hat der Landkreis von den Städten und Gemeinden gefordert. Vor Ort sollen die Einsätze, die der Sturm verursacht, genau koordiniert werden. Außerdem entlasten die örtlichen Einsatzleitungen, es gibt sie auch in Hecklingen und Egeln, die Leitstelle des Landkreises, falls zu einer hohen Zahl von Notrufen kommt.

"Von der örtlichen Einsatzleitung aus koordinieren wir alle Einsätze der Feuerwehr in Staßfurt und den Ortsteilen", sagt Stadtwehrleiter Tobias Schumann. Die einzelnen Feuerwehrhäuser sind besetzt. Hier beobachten vor allem die Wehrleiter die Lage. "Mannschaften sind nicht vorsorglich in Bereitschaft. Sie werden gezielt zu den Einätzen geschickt, wenn es Alarm gibt." In der Wache wäge man ab, wie die einzelnen Meldungen abgearbeitet werden. Dabei gehe es um die Gefahrenabwehr im öffentlichen Raum. Eingeschätzt werden müsse allerdings auch, dass die Kameraden nicht unnötig in Gefahrensituationen gebracht werden.

Dass die Stabsstelle im Feuerwehrgerätehaus eingerichtet wurde, hat logistische Gründe. "Das ist der beste Standort, um unmittelbar in Kontakt mit den Kameraden zu stehen", sagt Staßfurts Ordnungsamtsleiterin Susanne Henschke. Zudem habe man Erfahrung gesammelt und die technischen Voraussetzungen seien da, um auf vielen Wegen zu kommunizieren: Funk, Mail, Telefon, Fax. Tobias Schumann und Susanne Henschke sagen, dass die Situation momentan sehr besonnen sei. Anspannung sei nicht zu verspüren. "Wir wissen nicht was kommt. Aber wir sind gut vorbereitet und reagieren professionell", so Susanne Henschke. 

Unterdessen hat das Ordnungsamt die Steinstraße in Staßfurt im Bereich des Luisenplatzes gesperrt. Hier hat der Orkan Ziegeln von Dächern gerissen. In der Gollnowstraße wurde vorsorglich ein leerstehendes Haus abgesichert. Auch hier flogen Teile herum. Ab zirka 14 Uhr rückte die Feuerwehr im Akkord in Staßfurt aus, war überall unterwegs.

Für besonders große Einschränkungen hat ein Dach am Prinzenberg gesorgt, das komplett auf die Straße geweht wurde. Gegen 16 Uhr rückte die Feuerwehr dort an und räumte die Dachpappe von der Straße. Der Verkehr staute sich. Autofahrer mussten über die Nebenstraßen am Prinzenberg ausweichen, teilweise Einbahnstraßen in verkehrter Richtung nutzen, um schnell nach Hause zu kommen.

Ebenso chaotisch verlief der Autoverkehr in der Innenstadt. Dort waren seit dem Nachmittag etliche Seitenstraßen, wie die am Theater oder ein Teilstück vor dem Museum, abgesperrt worden, ebenso die untere Hälfte der Steinstraße vor der Apotheke.

Der Stadtpflegebetrieb war dazu im Non-Stop-Einsatz und sperrte diese Gefahrenbereiche ab. Gegen 15.50 Uhr errichteten die Mitarbeiter zum Beispiel eine Sperre rund um das Rathaus am Kaligarten, wo Dachteile herunterzustürzen drohten.

Die Horte in den städtischen Kitas wurden am Donnerstagmittag per Dienstanweisung angehalten, die Eltern zu informieren. Die Erzieher mussten daraufhin alle Eltern anrufen und darum bitten, die Kinder so schnell wie möglich abzuholen. Dennoch mussten einige Kinder am Nachmittag weiter betreut werden, weil Eltern ihre Arbeitsstelle nicht verlassen konnten oder aufgrund ihres Dienstes nicht zu erreichbar waren. Horte von freien Trägern wie die Integrative Kita „Kinderland" in Staßfurt haben bereits am Donnerstagmorgen von ihrem Träger, der Lebenshilfe Bördeland, die Bitte unterbreitet bekommen, die Eltern zu bitten, ihre Kinder so früh wie möglich am Nachmittag aus dem Hort abzuholen. Die Mitarbeiter des Stadtpflegebetriebs sind unterwegs, um die Gebäude und Spielplätze zu sichern.

Am Staßfurter Gymnasium wurden die Schüler am Donnerstag nach der sechsten Stunde, kurz nach 13 Uhr, geschlossen nach Hause geschickt. An anderen weiterführenden Schulen in Staßfurt war am Nachmittag gar niemand mehr telefonisch zu erreichen.

Auch etliche Behörden schlossen am Donnerstagnachmittag früher, zum Beispiel die Geschäftsstellen der Arbeitsagentur in Bernburg, Schönebeck, Aschersleben und Staßfurt ab 14 Uhr.

Das Egelner Rathaus hat gestern um 14 Uhr die Mitarbeiter der Verwaltung wegen des anziehenden Sturmtiefs nach Hause geschickt. Außerdem hat die Verbandsgemeinde Egelner Mulde ab Nachmittag eine Funkstelle in der Feuerwehr besetzt. Der Salzlandkreis hatte die Gemeinden darum gebeten, sagte die zuständige Hauptamtsleiterin Dagmar Witzke. Die Besetzung einer Funkstelle diene vor allem zur Entlastung der Rettungsleitstelle. Sollte der Sturm Schaden anrichten und die Feuerwehren müssten ausrücken, sollen die Kommunen die die Einsätze selbständig abwickeln. Würden alle Feuerwehren versuchen, ständig mit der Rettungsleistelle in Kontakt zu treten, wäre sonst das Funknetz überlastet. 

Im Gerätehaus der Freiwilligen Feuerwehr wurde gestern in der Zeit von 14 bis Mitternacht eine Besetzung organisiert, sagte sie. Vorbereitet sei ferner ebenso die Verwaltung, sollte es zu größeren Schäden durch das Sturmtief kommen, versicherte sie weiter.

Bereits bis 16 Uhr habe es gut zehn Einsätze gegeben, sagte Egelner-Mulde-Verbandsgemeindebürgermeister Michael Stöhr. Die Feuerwehren der Mitgliedsgemeinden hätten umgestürzte Bäume, abgebrochene Äste und lose Ziegel beseitigt. In der Stadt Egeln richtete der Sturm vor allem an den Dächern Schaden an. Von zahlreichen Häusern flogen die Ziegel auf die Straßen im Stadtzentrum, sagte er. Betroffen war unter anderem das Rathaus. Vom Anbau seien wieder die Biberschwänze gefallen. Erst bei einem der jüngsten Stürme hatte das Dach dort Schaden genommen.
„Die Einrichtung einer kleinen technischen Einsatzleitung hat sich wieder einmal bewährt", sagte er in Richtung Feuerwehr. Die Verbandsgemeinde hatte das Egelner Gerätehaus am frühen Nachmittag vorsorglich mit vier Kameraden besetzen lassen. Die Kameraden übernahmen die Koordination der Einsätze innerhalb der Verbandsgemeinde.

Hecklingen hat frühzeitig auf Sturmwarnungen reagiert. Stadtverwaltung und Feuerwehr bildeten am frühen Nachmittag einen örtlichen Einsatzstab. „Vertreter der Wehr und der Verwaltung sind heute im Gerätehaus präsent", teilte Ordnungsamtsleiterin Marion Strecker gegen 14 Uhr mit. Der Sturm hatte zu diesem Zeitpunkt schon zugenommen. „Wir sind vor Ort, um in entsprechenden Situationen sofort reagieren zu können", informierte Strecker. Die Kameraden der vier Ortswehren waren zu diesem Zeitpunkt ebenfalls in Kenntnis gestehst, sich bereit zu halten. Außerdem hatte die Stadtverwaltung Mitarbeiter ihrer Bauhöfe in Berufsbereitschaft gesetzt, um im Notfall einzuspringen.

Die Einsatzstellen in den Gemeinden sind bis 24 Uhr besetzt. Eine genaue Bilanz der Schäden seitens der Behörden liegt noch nicht vor.

Mehr unter: www.volksstimme.de/friederike18