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Soziales Neues Leben für die Flure des Kaiserhofes

Die Ausgestaltung des „Soziokulturellen Zentrums“ im Kaiserhof in Staßfurt nimmt erste Formen an. Die „Bunte Insel“ zieht bald ein.

15.01.2021, 23:01

Staßfurt l Die Etablierung eines „Soziokulturellen Zentrums“ in Staßfurt nimmt einen neuen Anlauf. Im Kaiserhof an der Bode sollen mehrere soziale Angebote gemacht werden, wie Angebote für Freizeit, Hilfe oder Beratungen für Sozialschwache. Nachdem die Arbeiterwohlfahrt (Awo) im Sommer 2020 bereits die Tafel im Erdgeschoss des Gebäudes in der Steinstraße übernommen hatte, soll es nach dem Wunsch der Stadt und der Stadträte weitere Angebote für bedürftige Menschen geben. Die treibende Kraft ist dabei die Awo.

Bereits seit Monaten steht die Awo im Austausch mit Politikern und der Verwaltung. „Es gab am 16. September 2020 ein Treffen der Arbeitsgemeinschaft soziokulturelles Zentrum. Da waren die Fraktionen und die Stadt anwesend“, berichtet Ines Grimm-Hübner, Geschäftsführerin der Awo Salzland. „Da haben Frau Kruse und ich unsere Planungen vorgestellt“, sagt sie.

Frau Kruse ist Nikoline F. Kruse von der Kreativwerkstatt „Bunte Insel“ in Staßfurt. Die Mitmach-Werkstatt, die kreative Kurse für kleine und große Menschen anbietet, ist bisher in der Steinstraße 49b angesiedelt. Die Werkstatt wird 350 Meter weiter in den Norden Staßfurts umziehen in die Steinstraße 33. In das Gebäude, das jeder nur Kaiserhof nennt. Das ist der zweite Schritt zur Entwicklung zum „Soziokulturellen Zentrum“.

Wann der Umzug genau erfolgt, ist noch ungewiss. Der Mietvertrag im alten Gebäude ist bereits Ende Dezember 2020 ausgelaufen. Derzeit können wegen der Corona-Pandemie aber sowieso keine Kurse durchgeführt werden. „Der Umzug hängt auch von Corona ab“, sagt Nikoline F. Kruse. „Ich werde nicht einfach einen Zettel ins Schaufenster hängen, dass wir umgezogen sind. Die Kinder müssen mitgestalten und sollen aktiv eingebunden werden“, so Kruse. Auch im Umzug ist die Künstlerin kreativ. Derzeit gelten die aktuellen Corona-Bestimmungen noch bis Ende Januar. Möglich, dass der Umzug dann im Februar passiert. Vielleicht auch später.

Kreativwerkstatt und später auch das Kindercafé sollen dann im Erdgeschoss des Kaiserhofs ihre Heimat finden. Dort, wo bisher das „Lädchen mit Herz“ der Awo zu finden war. Das zieht wiederum ins Obergeschoss.

Die größten Änderungen gibt es dann dort im Obergeschoss. Hier waren früher Wohnungen für Suchtkranke. Die Bewohner mussten Mitte 2019 ausziehen. Nun soll im März 2021 die Suchtberatung der Awo mit drei Mitarbeitern dort einziehen. Diese hat bisher in der Bodestraße am Krankenhaus ihre Räumlichkeiten. Bevor es zum Umzug kommt, wird aber fleißig renoviert. Seit einigen Wochen schon werkeln Maler und andere Handwerker in der oberen Etage und bringen diese wieder auf Vordermann. Die Renovierung soll bald abgeschlossen sein. Dann werden 2000 bis 3000 Euro in den Umbau zum „Soziokulturellen Zentrum“ geflossen sein. In die Tafel hatte die Awo unten sogar 10 000 Euro investiert. Geld kommt hier aus Spenden und aus Fördertöpfen.

Nach der Umgestaltung soll in der oberen Etage neben der Suchtberatung auch noch ein Büro für die Tafelanmeldung eingerichtet werden. Das „Lädchen mit Herz“ ist bereits vom Erdgeschoss nach oben gezogen. Für das Personal der Tafel wird bis Ende Januar noch ein Raum gestaltet, dazu bekommt die „Bunte Insel“ einen Raum für Materialien und ein Büro. Und dann ist immer noch viel Platz. „Es soll noch ein Büro für die sozialpädagogische Familienhilfe eingerichtet werden“, sagt Ines Grimm-Hübner. Die Familienhilfe ist im ganzen Salzlandkreis vertreten und hatte bisher kein Büro in Staßfurt. Zu guter Letzt werden Räume im Obergeschoss in Zukunft auch für Selbsthilfegruppen der Suchtberatung genutzt. „Das ‚Soziokulturelle Zentrum‘ muss Laufen lernen“, sagt Grimm-Hübner.

Die derzeit laufende Umgestaltung ist aber nur die erste Stufe des langfristigen Umbaus. Die zweite Stufe ist allerdings noch nicht spruchreif. Nikoline F. Kruse soll und möchte als kreativer Motor weitere Möglichkeiten ausloten, wie der Kaiserhof auch mit Fördermitteln weiter belebt werden kann. Das ist langfristig auf ein Jahr und mehr angelegt. Alles steht und fällt hier aber auch mit der Errichtung eines zweiten Fluchtwegs im Obergeschoss. Der ist auf lange Sicht unabdingbar und nötig. Bisher gibt es keinen zweiten Fluchtweg. „Möglicherweise kann man das über eine Außentreppe lösen“, sagt Ines Grimm-Hübner. „Das ist aber keine kleine Summe.“ Und braucht Zeit in Planung und Umsetzung.

Schon im Jahr 2019 gab es ziemlich konkrete Pläne für die Etablierung eines „Soziokulturellen Zentrums“ im Kaiserhof. Damals scheiterte die Umsetzung allerdings. Was auch an den Plänen von Steffen Globig lag, damals Tafelbetreiber mit seinem Verein. Die Stadt Staßfurt hatte ein Interessensbekundungsverfahren durchgeführt. Unternehmen und gemeinnützige Vereine sollten sich bewerben, um das Objekt zu übernehmen, es neu auszurichten und ein „Soziokulturelles Zentrum“ zu etablieren.

Globig reichte ein Konzept ein mit den Partnern „Bunte Insel“, Urania und BQI Schönebeck. Nur abgesprochen hatte Globig das mit seinen Partnern nicht im Detail. Die Pläne platzten. Das Vertrauen zwischen Stadtrat, Stadt und Globig bröckelte, irgendwann war das Tischtuch zerschnitten. Auch deshalb wurde ein neuer Betreiber für die Tafel in 2020 gesucht und mit der Awo gefunden.