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Spielplätze Auf Herz und Nieren geprüft

Zwei Wochen lang haben Kinder aus Staßfurt Spielplätze und tourististische Einrichtungen untersucht. Nun wurde die Karte veröffentlicht.

15.08.2019, 04:00

Staßfurt l Und dann haben die Händchen doch ein bisschen gezittert vor Aufregung. Der ungewohnte Aufmarsch und das große Publikum wirkten einschüchternd. Wer konnte es den Kinder aber verdenken, dass sie da in den Räumen des „Kinder- und Jugendzentrums Nord“ in Staßfurt Schweißpfötchen bekamen? Auch manch älterem und gelassenerem Mitbürger wäre es wohl nicht besser ergangen.

Eltern und Großeltern waren gekommen. Vertreter der Stadt, des Salzlandkreises und auch Pressevertreter waren erschienen. Und alle lauschten andächtig den Worten der Kinder, die von ihrer Arbeit in den Ferien berichtet haben.

Zehn Kinder zwischen sieben und 16 Jahren aus Staßfurt, Neundorf und Groß Börnecke haben im Kinder- und Jugendzentrum im Juli zwei Wochen lang an der Ferienbildungsmaßnahme „talentCAMPus“ teilgenommen. Diese führte die Kreisvolkshochschule in Zusammenarbeit mit der Stadt Staßfurt durch.

Und so stromerten die Kinder unter Leitung der beiden Dozenten Lars Buchmann und Silke Walkstein durch Staßfurt und nahmen zwölf verschiedene öffentliche Plätze und Einrichtungen unter die Lupe. Was ist gut, was ist schlecht an Staßfurt? Unter dem Motto „Von Kids für Kids“ bewerteten die Kinder die Treffpunkte. Spielplätze waren darunter, aber auch das Stadt- und Bergbaumuseum, die Stadtbibliothek oder der Stadtsee. Eben all die Dinge, die den Staßfurtern als Anziehungspunkte in den Sinn kommen.

Mit dem „Kalinchen“ – einst das inoffizielle Maskottchen der Stadt Staßfurt – wurde die Bewertung in drei Farben vorgenommen. Grün heißt: cool, blau: geht so und schwarz: mies. Die schlechteste Bewertung bekamen am Ende das Wasserspiel in der August-Bebel-Straße und der Spielplatz Botanischer Garten „Am Aschenberg“. Dafür bekamen gleich sechs der zwölf untersuchten Flächen und Einrichtungen einen aufgestellten Daumen. Ja, Kindern gefällt Staßfurt also durchaus.

Bei der Vorstellung der Karte in großer Runde gaben die Kinder Anregungen mit auf den Weg. „Der Verkehr macht das Spielen oft schwer. Einiges war auch echt daneben“, gab es da zu hören. „Wir wollen an coolen Orten spielen und abhängen, wir sind die Zukunft Staßfurts. Alle Kinder und Eltern sollen von der Karte profitieren.“

Launig wurde es danach bei der Fragerunde mit den Eltern. „Was war früher besser?“, fragte zum Beispiel ein Kind. „Wir waren viel draußen, es ging auch ohne Handy. Und trotzdem waren wir pünktlich. Und wenn es dunkel war, mussten wir drin sein“, war da eine Antwort.

Wo gab es das leckerste Eis? Es wurde überlegt. „Bei Klaffke am Prinzenberg“, sagte dann einer. Alle älteren Staßfurter im Raum nickten. Schön war´s dort. Lecker auch. Die Eisdiele gibt es schon lange nicht mehr.

Aber es war auch nicht alles gut. Auf die Frage: „Was war schlechter?“, antwortete ein Papa: „Wir mussten sechs Tage in die Schule. Und die Spielplätze waren nicht so schön wie heute.“

Der coolste Ort für Staßfurter Kinder vor 30 bis 40 Jahren war aber das Kino. Da waren sich die Eltern einig. Auch das gibt es nicht mehr. „Das fehlt Staßfurt.“

Doch was haben die Kinder von früher, die heute selbst Kinder haben, eigentlich so den ganzen Tag in Staßfurt oder den umliegenden Dörfern getrieben? Als es noch keine Handys, kein Internet, nur Fernsehen in schwarz-weiß und dort sowieso nicht einmal eine Hand voll Sender gab? Langeweile kam natürlich trotzdem nicht auf. „Wir haben Federball gespielt, Hüpfegummi und vor allem viel Musik gehört.“ Vielleicht war einiges leichter und unbeschwerter. Aber alles hat eben auch seine Vor- und Nachteile.

Für die Stadt Staßfurt könnte die Bewertungsrunde der Erwachsenen von morgen und übermorgen aber ein hilfreiches Werkzeug sein. Denn gerade die oft nicht gehörte Meinung von Kindern bei der Gestaltung von Spielplätzen oder anderer touristischer Hotspots könnte Staßfurt zukunftsfester machen.

Was jetzt mit der etwas anderen Staßfurter Karte aus Kinderaugen passiert? „Mal schauen“, sagt die Stadtjugendpflegerin Jessica Krengel-Lienau. „Die Spielplätze werden regelmäßig geprüft. Eine Prioritätenliste zeigt, wo etwas gemacht werden muss.“ Grundlage für weitere Arbeiten an den Spielplätzen in der Kernstadt könnte der Einwurf der Kinder per Ferienprojekt aber durchaus sein.