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Stipendum Vorbild ist, wer anderen hilft

Das erste Hermann Kasten-Stipendium wurde in Staßfurt vergeben - Sina Diederichs.

31.08.2017, 03:00

Staßfurt l Eine kleine feierliche Zeremonie gab es am Mittwoch an der Gemeinschaftsschule Hermann Kasten in Staßfurt. Mittendrin Sina Diederichs. Etwas aufgeregt, wie sie im Nachhinein sagt, aber bei ihrer Dankesrede wirkt sie wie das glatte Gegenteil: Sie spricht sehr professionell, trägt Zitate berühmter Autoren vor und stellt das in den Vordergrund, was ihr wichtig ist: Das Engagement für andere Menschen, die „soziale Ader“, die sie wie sie sagt von ihrer Mutter hat.

Sina Diederichs ist 15 Jahre alt und geht in die 10. Klasse. Eigentlich stammt ihre Familie aus Dortmund, vor vier Jahren sind sie nach Staßfurt gezogen, um bei den Großeltern sein zu können. „Vor vier Jahren habe ich ein Mädchen kennengelernt, das weiß was sich gehört, die Umgangsformen kennt, Respekt für Erwachsene zeigt und Kameradschaftlichkeit gegenüber Ihresgleichen“, sagt Schuldirektorin Verena Frank in ihrer Laudatio. Ein Gremium aus der Schule schlägt jedes Jahr die Kandidaten für das Stipendium vor.

„Sie setzt sich immer für andere ein und macht mehr als erforderlich“, so Verena Frank weiter. Sina Diederichs ist für ihre Klassenkameraden da, egal ob bei privaten Problemen oder wenn sie Nachhilfe brauchen. So hat sie in diesem Jahr mit ihrem Schulkameraden Tim Emmert einen Förderkreis Englisch gegründet. Komplett selbständig organisiert üben die beiden jede Woche mit Mitschülern Englisch. „Ich mache das, weil es den anderen hilft und sehe das nicht als Zeitverlust für mich an“, sagt sie.

Seit zwei Jahren ist sie Sprecherin der Schule, wurde wieder gewählt. Sie nimmt auch gern zusätzliche Aufgaben an der Schule war, die nicht Pflicht sind. So kümmert sie sich aktuell um ein Team für eine Jugendkonferenz und sie begleitet Feierlichkeiten an der Schule mit Gesang. Beruflich möchte sie später gern als Ergotherapeutin tätig sein.

Ihre Musik ist auch das, was sie in Zukunft vorantreiben will, ihre „Leidenschaft“. Mit dem Geld vom Stipendium, das die Schüler nach eigener Wahl für ihre Fortbildung verwenden können, will sie Gesangsunterricht nehmen. „Einmal auf einer großen Bühne stehen, das ist mein Traum“, sagt sie. Sie singt schon jetzt im Schulchor und umrahmt auch außerschulische Veranstaltung mit ihrer Musik. Auch beim Festival „Noch ist Zeit and Friends“ war sie zu hören, bei der TV-Sendung „The Voice Kids“ hat sie es in die Vorrunde geschafft.

Nicht nur ihre Eltern Doreen und Thorsten Diederichs und Lehrer der Schule verfolgen die kleine Feierlichkeit am Mittwoch stolz. Über weitere Prominenz bei der Feierstunde freuen sich Schulleitung und Initiatoren des Stipendium: Die Urenkelin von Hermann Kasten, Bärbel Döring, ist mit ihren beiden Söhnen Holger und Roland Döring aus Schönebeck angereist. Die Verwandten von Hermann Kasten lassen das Stipendium lebendig werden.

Erst im Februar diesen Jahres riefen wichtige Persönlichkeiten aus Staßfurt das Stipendium ins Leben: Roger Stöcker, Michael Hauschild, Oberbürgermeister Sven Wagner, alle SPD-Politiker wie es Hermann Kasten auch war, und Unternehmer Thomas Wagner, Nachbesitzer des Kasten-Hauses in der Parkstraße. Sie haben mit ihrem Privatvermögen in den Topf fürs Stipendium eingezahlt.

Ziel des Stipendiums ist es, wie es Oberbürgermeister Sven Wagner formuliert „die Person Hermann Kastens in unserer Stadt mehr hervorzuheben, und zwar über Menschen, die Vorbilder sind und ehrenamtliches Engagement zeigen“. Stifter Roger Stöcker formulierte es am Mittwoch so: „Es geht nicht nur um Noten bei diesem Stipendium, sondern um Soft Skills“ (persönliche Kompetenzen). „Denn unsere Gesellschaft wird in Zukunft noch mehr auf das Ehrenamt angewiesen sein.“ Der Sozialstaat werde in Zukunft immer weniger im freiwilligen Bereich leisten können, sich zurückziehen und das bürgerschaftliche Engagement wie etwa in den USA werde wichtiger.

Gefördert wird immer ein Schüler der Gemeinschaftsschule Hermann Kasten, der sich in seinem Umfeld engagiert - so wie es Hermann Kasten vorgelebt hat. Monatlich werden 50 Euro überwiesen. Vergeben wird das Stipendium zu jedem Schuljahr neu.