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Stromtrasse Förderstedt droht neue Freileitung

Förderstedter Politiker sind richtig sauer: Zwischen Welsleben und Förderstedt kommt eine Freileitung beim Südost-Link ins Spiel.

14.05.2019, 23:01

Förderstedt/Staßfurt l „Wir müssen uns jetzt gewaltig auf die Hinterbeine stellen“, sagt Peter Rotter. Der Ortsbürgermeister von Förderstedt und sein Ortschaftsrat sind stinksauer: Für den Raum Atzendorf, Förderstedt, eventuell Glöthe und Üllnitz, und ebenso für Welsleben und Biere haben die Kommunen prüfen lassen, ob der neue Südost-Link ab 2022 dort auch als Freileitung und nicht wie üblich als Erdkabel verlegt werden kann. Das kam am Donnerstag beim Stadtrat zur Überraschung aller heraus.

Noch eine Stromleitung samt Masten will keiner in Förderstedt, weil es das Landschaftsbild zerstört, sind sich die Kommunalpolitiker einig. Sowohl Ortschaftsrat Förderstedt und der Stadtrat Staßfurt sind empört, weil die Kommunalpolitiker nicht über das Vorgehen informiert wurde. Jetzt wird Protest angekündigt.

„Wir werden deswegen eine Sondersitzung des Ortschaftsrats und des Stadtrats einberufen“, erklärt Peter Rotter. Das steht für beide Fraktionen des Ortschaftsrats, CDU und FDP, fest. „Wir hoffen, dass wir dann mit konkreten Informationen weiterkommen“, so Günter Döbbel (FDP). In diesen Sondersitzungen, die nach der Kommunalwahl am 26. Mai stattfinden werden, wollen die Räte ein dickes Statement abgeben – gegen eine Freileitung bei Förderstedt. „Wir wollen nicht, dass das ein Wahlkampf-thema wird, dafür ist es viel zu wichtig“, so Peter Rotter. Die Räte wollen Argumente sammeln und ihre Position als politisches Statement im öffentlichen Verfahren einbringen. Sie wollen die Stadt Staßfurt verpflichten, „Nein“ zur Freileitung zu sagen.

Beim Streit im Stadtrat hatten Stadträte Oberbürgermeister Sven Wagner (SPD) vorgeworfen, er hätte sie nicht zum Antrag auf Freileitung für Förderstedt informiert. Die Verwaltung dementierte das – zu dem Zeitpunkt.

Jetzt bringt die Verwaltung den Bürgermeisterbericht vom 20. April 2017 ins Spiel, der Aufklärung bringen soll. Demnach hat der Oberbürgermeister 2017 verkündet, dass eine Gleichstromtrasse zwischen Wolmirstedt und Isar geplant sei, dass Staßfurt von dem Trassenkorridor betroffen sei und dass sich die Stadt Staßfurt mit dem Salzlandkreis und betroffenen Nachbargemeinde dazu abstimmen werde. Von einem Antrag auf Freileitung war keine Rede, auch danach folgte nie wieder eine Information im Stadtrat.

„Im Stadtrat wird über alles Mögliche berichtet, aber über so etwas wichtiges nicht?“, kritisiert Peter Rotter. „Hätten die Stadt und der Salzlandkreis den Antrag nicht gestellt, hätten sich die Planer überhaupt nicht damit befasst.“ Dann wäre von vornherein nur die Variante Erdkabel für Förderstedt in Frage gekommen.

„Es ging um ein Prüfverfahren für eine Hybridlösung, nicht um einen Antrag“, stellte Wagner gestern klar. „Wir stehen erst am Anfang. Unsere Stellungnahme kommt noch. Der Stadtrat wird einbezogen.“

Dass jetzt das eintreten könnte, was die Förderstedter befürchten, ist seit dem Infotag von 50hertz in Bernburg am Montag klar: Es ist nicht möglich, dass eine Hybridleitung zwischen Welsleben und Förderstedt gebaut wird, sprich die neuen Leitungen auf das bestehende, große Mastsystem mit wenig Aufwand und wenig Eingriffen in die Natur aufzusetzen. „Dort haben wir bereits vier Systeme installiert“, sagt 50hertz-Sprecher Axel Happe. Zwei Stromwege, einmal aus Wolmirstedt und einmal aus Barby, kommen am Umspannwerk Förderstedt an. „Dort können wir betriebssicherheitstechnisch keine weitere Leitung unterbringen“, so der Sprecher.

Damit käme als Freileitung eine „allein geführte Gleichstromleitung“ in Betracht, die komplett neu errichtet werden müsste und nach jetzigem Stand wahrscheinlich nahe an der vorhandenen Stromleitung und westlich davon gebaut werden müsste.

Die neue Leitung wäre halb so hoch wie die Großleitungen zwischen Welsleben und Förderstedt, müsste zu Ortschaften mindestens 400 Meter und zu Gebäuden mindestens 200 Meter Abstand einhalten.

Eigentlich wollten die Behörden mit ihrem Freileitungsprüfantrag die Ackerflächen von Erdarbeiten beim Kabelverlegen verschonen. Sie waren davon ausgegangen, dass die neue Stromleitung am bestehenden Mastsystem zum Umspannwerk Förderstedt mit installiert werden kann. Ob eine Freileitung oder ein Erdkabel kommt, steht aber noch nicht fest.