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Trockenheit Ebbe für Badegäste und Landwirte

"Ebbe" herrscht an den Seen der Region - in Üllnitz bekommen das Badegäste ebenso wie Landwirte zu spüren.

25.07.2018, 06:00

Üllnitz l „Ebbe“ am Albertinesee. Um die 40 bis 50 Zentimeter ist der Wasserstand dort niedriger, als es Badegäste kennen. Das Wasser zieht sich immer mehr zurück, der Steg ist gesperrt, der abgetrennte Bereich für die Kinder verschwindet fast - diesen Bereich will das Rettungsschwimmerteam noch diese Woche neu abstecken.

Dennoch reißt der Zulauf am Albertinesee nicht ab - um die 100 Gäste waren am gestrigen Dienstag vor Ort. Nicht nur das Niedrigwasser sorgt in dem Naturbad aktuell für Unmut. Im sozialen Netzwerk „Facebook“ ist eine rege Diskussion unter der Überschrift „Rettet den Albertinesee“ entstanden. Damit verbunden wird auch die Frage, ob Landwirte aus den Seen nahe des Albertinesees - alles ist über den Marbegraben mehr oder weniger miteinander verbunden - weiterhin Wasser entnehmen.

Denn die aktuelle Lage ist eine absolute Ausnahmesituation und seit Mittwoch vergangener Woche (18. Juli) darf niemand mehr Wasser aus allen Arten von Oberflächengewässern entnehmen, sprich Flüssen, Bächen, Gräben und Teichen. Das hat der Salzlandkreis angeordnet. Weder Grundstückseigentümer und Anlieger noch Landwirte, die bereits eine gesonderte wasserrechtliche Erlaubnis hatten, dürfen jetzt noch Wasser für ihre Zwecke entnehmen.

Daran müssen sich Landwirte wie Marco Kunze aus Förderstedt halten. Eigentlich entnimmt der Landwirtschaftsbetrieb Kunze aus dem Karlssee Wasser, um Kartoffeln, Getreide und Co. auf den Feldern zu beregnen. Marco Kunze sagt ganz klar: „Das Entnahmeverbot wird bei uns eingehalten.“ Schon einige Tage vor dem Wasserentnahmeverbot habe sein Team kein Wasser mehr entnommen, weil nicht beregnet wurde, da die Frühkartoffeln abgeerntet waren und bei anderen Pflanzen ein Beregnen „nur ein Tropfen auf dem heißen Stein“ sei und eigentlich nicht viel bringe. Der Landwirt ist stattdessen für die kommende Zeit im Gespräch mit dem Wasser- und Abwasserzweckverband, unter welchen Bedingungen der Landwirtschaft Wasser aus dem Leitungsnetz zur Verfügung gestellt werden kann.

Marco Kunze, der Jahre extremer Trockenheit und die damit einhergehenden Diskussionen kennt, erklärt zur Situation in Üllnitz auch: „Eine Wasserentnahme aus dem Karlssee kann den Albertinesee gar nicht beeinflussen, denn der Karlssee liegt rund ein Meter höher als der Albertinesee.“

Die Agrargenossenschaft Calbe, die sonst Wasser aus dem Karolinensee entnimmt, hält sich ebenso an das Pumpverbot. Vorstandsvorsitzender Hans-Joachim Gerber sagt: „Wir pumpen genau wegen des Verbots nicht.“ Alles was jetzt noch auf den Feldern stehe, vertrockne nun. „Wir haben keine Chance. Wir können eben nicht beregnen, weil die Wasserentnahme nicht mehr erlaubt ist.“ Neben Kräutern wie Majoran und Zwiebeln wird es auch beim Fingerhut für medizinische Erzeugnisse eine Missernte geben, von dem in Calbe laut Gerber Dreiviertel des weltweiten Umsatzes hergestellt werden. Eine direkte Verbindung zwischen dem Wasserstand im Albertinesee und im Karolinensee sieht er auch nicht: Denn falls Wasser im Graben wäre, würde dieses in Richtung Förderstedt abfließen.

„Die Situation ist sehr schwierig“, erklärt Hans-Joachim Gerber. „Im See selbst verdunstet schon so viel Wasser.“ Die Landwirtschaft war bereits mit einem Niederschlagsdefizit auf den Feldern in die Saison gegangen. Während der jetzigen monatelangen Hitze wurden die Pflanzen beregnet, bei denen es unbedingt notwendig war.