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Trockenheit Grundwasser deutlich gesunken

Die Grundwasserstände liegen 60 Zentimeter unter dem Vergleichswert. An Messstellen im Salzlandkreis werden Niedrigststände registriert.

26.07.2019, 03:00

Staßfurt/Güsten/Schönebeck l 2011 war es, als Atzendorfer unerwünschtes Wasser im Keller hatten. Die Situation hat sich grundlegend geändert. Zuletzt hatte der Güstener Bürgermeister Helmut Zander Alarm geschlagen, weil sonst reich Wasser spendende Brunnen versiegt sind.

„Landesweit liegen die Grundwasserstände derzeit im Mittel 60 Zentimeter unter den langjährigen Vergleichswerten für den Monat Juli“, stellt Friedemann Gohr, Sachbereichsleiter Gewässerkunde beim Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft (LHW) fest.

Für den Salzlandkreis heißt das: Alle Messstellen weisen eine fallende Tendenz der Grundwasserstände seit 2011 auf. „Die Wasserstände der ausgewählten Grundwassermessstellen befinden sich derzeit alle deutlich unter den langjährig beobachteten Mittelwerten sowie unter den langjährig beobachteten Monatsmittelwerten.“ Der LHW-Mann hat das unter Einbeziehung der Beobachtungswerte von etwa 20 repräsentativen Messstellen im Landkreis des Landesmessnetzes Grundwasser analysiert.

Ganz gravierend: Im Bereich Zeitz südlich von Schönebeck wurde der niedrigste bisher beobachtete Grundwasserstand (NGW) unterschritten. Im Bereich der Stadt Schönebeck wurden an drei Messstellen Grundwasserstände nur geringfügig über den bisherigen NGW-Werten registriert.

Ganz sachlich stellt Friedrich Gohr weiter fest: „Bei anhaltender Trockenheit ist generell mit einem weiteren Rückgang der Grundwasserstände zu rechnen. Für die letztgenannten Messstellen ist von einer Unterschreitung der NGW im Verlauf der nächsten Wochen auszugehen.“ Gohr gibt zu bedenken, dass Grundwasser ein sogenannter überjähriger Langzeitspeicher sei, der stark zeitverzögert auf klimatische Veränderungen reagiere. „So wirken sich fehlende Niederschläge vollumfänglich zum Teil erst Monate später aus.“

Nicht zu vernachlässigen sei zudem, dass sich die Grundwasserstände räumlich sehr unterschiedlich entwickeln. Eine große Rolle spiele die Lage der Messstellen, zum Beispiel die Entfernung zu größeren Vorflutern und hydrogeologische Randbedingungen.

Müssen wir uns nun große Sorgen um den unterirdischen Wasserhaushalt im Salzlandkreis machen? „Die Abweichung von langjährigen mittleren Monatsgrundwasserständen ist nicht zwingend besorgniserregend“, erklärt Friedrich Gohr, „Die Tatsache, dass insbesondere im Raum Schönebeck neue Niedrigwasserstände im Grundwasser erreicht wurden beziehungsweise bei anhaltender Dürre in den nächsten Wochen erreicht werden können, unterstreicht jedoch die angespannte hydrologische Situation in diesem Bereich.“ Das könne jedoch nicht für den gesamten Salzlandkreis festgestellt werden. „In der Mitte und im südlichen Teil des Landkreises befinden sich die Grundwasserstände noch bis etwa 25 Zentimeter über den langjährigen Niedrigwasserständen.“

Und wie könnte sich die Situation künftig auf die Genehmigungsfähigkeit neuer Brunnen auswirken? „Dazu kann pauschal für den gesamten Landkreis keine Einschätzung getroffen werden“, hält sich Gohr zurück. „Wie in ganz Sachsen-Anhalt gibt es auch im Salzlandkreis parallel immer Regionen mit ausreichenden Wasservorräten neben Gebieten mit einer angespannten Wasserdargebotssituation.“

Für die Genehmigung von Grundwasserentnahmen sei die Untere Wasserbehörde des Salzlandkreises zuständig. Auf Anforderung unterstütze der Gewässerkundliche Landesdienst des LHW die Wasserbehörde bei ihren Entscheidungen.

Der LHW-Sachgebietsleiter erklärt: „Eine Genehmigungsfähigkeit weiterer Grundwasserentnahmen unterliegt in jedem Fall der Einzelfallprüfung. Bei der Prüfung sind die konkreten Bedingungen am geplanten Entnahmestandort zu berücksichtigen. Dazu zählen unter anderem Grundwasserneubildung, Entnahmemenge, das Förderregime (ganzjährig gleichbleibende Entnahme oder Entnahme zur landwirtschaftlichen Beregnung nur im Zeitraum April bis September, die Brunnentiefe (oberflächennahe Entnahme oder Entnahme aus einem tieferen bedeckten Grundwasserleiter).“

Einbezogen würden zudem vorhandene, bereits genehmigte Grundwassernutzungen im näheren Umfeld sowie durch die Grundwasserentnahme beinflussbare Landökosysteme.