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Umbauprojekt Parkplatz im privaten Garten?

Wer ein Hotel bauen will, benötigt Parkplätze für seine Gäste. In Cochstedt liefert eine Diskussion darüber weiteren Zündstoff.

Von Nora Stuhr 31.03.2020, 13:59

Cochstedt l Gespräche und Gerüchte, Informationen, die öffentlich sind, aber es eigentlich nicht sein sollten – Als ob der geschlossene Markt und die eingestellten Bauarbeiten am Eichengrund derzeit nicht schon genug die Cochstedter Gemüter beschäftigen würden, hat sich nun noch ein Nebenschauplatz zu den Plänen aufgemacht: Auch ein Parkplatz ist Teil des Millionen-Umbauprojektes der ehemaligen Möbelfabrik zum Kulturzentrum am Eichengrund. Eigentümer Harro Möwes hat für diese Parkfläche eine Bauvoranfrage bei der Stadt gestellt, was der Volksstimme bestätigt wurde. Das heißt, dass man sich erkundigt, ob auf den Flächen, die man sich dafür auserkoren hat, aber noch nicht besitzt, der Bau eines Parkplatzes aus rechtlicher Sicht überhaupt möglich wäre.

Das heißt: Der Bauausschuss in Hecklingen hat sich mit der Angelegenheit befasst – eigentlich im nicht-öffentlichen Teil. Trotzdem ist der Umstand, dass es Pläne zum Bau eines Parkplatzes gibt, irgendwie an die Öffentlichkeit gelangt.

Grundstücke für anvisierte Stellflächen neben dem Eichengrund befinden sich in einem Wohngebiet zwischen Goldbach und Rosmarienstraße. Aus Dokumenten, die der Redaktion vorliegen, geht weiter hervor, dass es sich um Gärten zur Erholung handelt, die zu privaten Häusern gehören. Den Plänen nach wäre dort auch eine Brücke nötig. Diese müsste zwischen den bereits bestehenden Brücken Goetheplatz und Marktstraße als dritter Bachübergang also als Überfahrt errichtet werden.

Zum Hintergrund: Im Eichengrund wird eine alte Möbelfabrik seit einigen Jahren zum neuen kulturellen Zentrum mit Hotel umgebaut. Die Baustelle ruht aber im Moment. Über dem Ganzen liegt ein Streit zwischen Nachbarn und Investor.

Auch die geplanten Parkplätze sorgen zwischen den Fronten für Furore. Denn Eigentümer der betroffenen Gärten sagen, dass sie von der Bauanfrage nicht informiert wurden. Ein betroffenes Grundstück ist das der Eltern von Sabrina Fischer. Die Tochter hat sich bereit erklärt, die Sachlage aus ihrer Sicht zu schildern und erzählt, dass sie vor einiger Zeit durch Zufall erfahren habe, dass im Bauausschuss in Hecklingen über das Thema diskutiert wurde. Das habe man anfangs gar nicht geglaubt und nicht weiter darüber nachgedacht. Denn man könne doch gar nicht einfach beraten, ohne mit den Eigentümern zu sprechen, erzählt sie. Doch dann habe sie in diesem Jahr erfahren, dass der Fall bereits auf dem Tisch im Bauamt des Salzlandkreises in Aschersleben liegt. Da habe sie dort angerufen und sich informiert. Die Rede sei von 50 bis 60 Stellplätzen gewesen. Es könne doch nicht sein, dass man über die Köpfe der Besitzer hinweg einfach entscheidet. Sie habe auch mit Nachbarn gesprochen und die hätten auch nichts gewusst.

Wie sieht der Antragsteller, also der Inhaber des Eichengrundes das alles? Auf die Parkplätze angesprochen, sagte Heike Möwes, die Ehefrau von Besitzer Harro Möwes, der Volksstimme, dass die ganze Angelegenheit gar nicht öffentlich bekannt sein dürfte. Heike Möwes, die früher Hauptamtsleiterin im Hecklinger Rathaus und stellvertretende Bürgermeisterin war, dementiert die Schilderungen von Sabrina Fischer.

Sie und ihr Mann hätten nie vorgehabt, den Parkplatz auf einem privaten Grundstück zu bauen. Das sei ja auch gar nicht möglich, man könne ja niemanden enteignen. „Wir sind ja nicht mehr in der DDR“, meinte sie. Vielmehr sei jemand an sie herangetreten und habe sie gefragt, ob sie das Grundstück haben möchten und daraufhin sei die Bauvoranfrage gestellt worden.

Ein gelöschter Eintrag aus dem Facebook-Profil des „Eichengrundes“ der der Volksstimme ebenfalls vorliegt, sagt wiederum das Gegenteil. Ein anonymer Schreiber wirft den Eigentümern des Eichengrundes vor, anliegende Grundstücke als Parkplätze eingeplant zu haben, ohne die Eigentümer zu befragen. Bleibt festzuhalten: Im Ergebnis steht wie im ganzen Streit um den Eichengrund Aussage gegen Aussage.

Wie bewertet die Kommunalpolitik die Angelegenheit? Die Vorsitzende des Stadtrates in Hecklingen Ethel-Maria Muschalle-Höllbach (Wählergemeinschaft Hecklingen) merkt zu den vorgesehenen Parkplätzen an: „Es waren nicht nur drei Stück geplant. Ein ganzes grünes Wohnzimmer sollte ihnen zum Opfer fallen.“

Der Vorsitzende des Bauausschusses Bernhard Pech (WGH) gibt keine Auskunft, da das Thema ja im nicht-öffentlichen Teil behandelt wurde.

Ortsbürgermeister Wolfgang Weißbart (Die Linke) sagt, dass er zu dem Thema ebenfalls nichts sagen kann, weil es auch im Ortschaftsrat nicht beraten wurde.

Hecklingens Bürgermeister Uwe Epperlein (WGH) bestätigte, dass im Bauausschuss über die Parkplätze beraten wurde, konnte aber ebenfalls nicht ins Detail gehen.

Ist eine Entscheidung dazu getroffen worden? Mit dieser Frage konfrontiert, erklärte er, dass das nicht die Sache des Ausschusses sei. Der Landkreis sei die zuständige Genehmigungsbehörde, erklärte der Rathauschef. Das heißt, der Salzlandkreis entscheidet, ob gebaut werden kann oder nicht.

Eine Antwort zur Anfrage der Volksstimme steht hier noch aus.