1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Staßfurt
  6. >
  7. Bürgerinitiative startet neu

Verkehrsproblem Bürgerinitiative startet neu

Der Stadtrat und der Ortschaftsrat wollen Tempo 30 in Neundorf. Die Behörden setzen das aber nicht um. Bürger machen wieder mobil.

29.10.2019, 23:01

Neundorf l „Wir lassen unsere Bürgerinitiative Ortsumfahrung Neundorf jetzt wieder aufleben“, sagt Stadtrat Fred Hänsel aus Neundorf. Bis vor neun Jahren etwa hatten Bürger und Kommunalpolitiker eine Zeitlang ein Ortsumgehung für Neundorf gefordert, Behörden und Ministerien angeschrieben und sogar 700 Unterschriften gesammelt. Es gab immer wieder Absagen von ganz oben – keine Ortsumfahrung für Neundorf. Dann war die Sache eingeschlafen.

Jetzt reicht es den Neundorfern. „Eine Verwaltung muss doch Dienstleister für ihre Bürger sein, für ihre Städte und Gemeinden“ sagt sein Mitstreiter Martin Krause aus Neundorf. Sie meinen die Tempo 30: Seit zwei Jahren kämpft der Ortschaftsrat, Frank Rögner allen voran, dass das Tempolimit auf der verkehrsgeplagten Ortsumfahrung kommt. Das Straßenverkehrsamt des Salzlandkreis lehnt aber ab.

Deswegen hat Fred Hänsel (Die Linke), der seit kurzem nicht mehr Ortschaftsrat ist, nochmal nachgelegt. Im Stadtrat Staßfurt bringt er demnächst einen Antrag ein: Der Staßfurter Oberbürgermeister muss sich beim Land Sachsen-Anhalt dafür einsetzen, dass eine Ortsumfahrung für Neundorf gebaut wird. Zustimmung bei fast allen Ortschaftsräten, bis auf Stefan Riemann, gab es dafür schon am letzten Donnerstag im Neundorfer Ortschaftsrat.

Für die Bürgerinitiative Ortsumfahrung ist das der erste Schritt, um erneut Druck zu machen. Sie verlangen zum einen die Umfahrung für die Zukunft, zum anderen Tempo 30 sofort. Weitere Aktionen, ob Unterschriftensammlung oder anderes, werden noch ausgetüftelt. Die Truppe muss erst einmal wieder aktiviert werden, denn inklusive Fred Hänsel und Martin Krause sind nur drei Mitstreiter geblieben.

Martin Krause erklärte jetzt im Ortschaftsrat die Hintergründe: „Seit 2008 haben wir versucht, Entlastungen für die Neundorfer zu erwirken.“ Knapp 10 000 Fahrzeuge kommen pro Tag auf der Ortsdurchfahrt laut eigener Rechnung durch. Der Verkehr erschüttert die Häuser, dass die Wände wackeln. Selbst einige Straßen weiter ist das Poltern noch zu hören.

Seit die B6 vierspurig zur Bundesstraße ausgebaut wurde, hat sich laut Bürgerinitiative der Verkehr weiter erhöht. Jetzt ist die B6 Autobahn A36 geworden – man befürchtet noch mehr Verkehr. „Schon damals hat man die Bürger nicht gehört und die B6n-Auffahrt Neundorf einfach beschlossen“, so Krause. Man hatte den Neundorfer danach eine Ortsumfahrung mit höchster Priorität – eben wegen der B6 - versprochen, die aber nie kam. Dazu kommen der schlechte Straßenzustand, das große Gefälle zwischen Straßenmitte und Fußweg und die Raserei der Autofahrer.

Auch der Anwohner Hans-Werner Brandt machte seinem Ärger im jüngsten Ortschaftsrat Luft. Er hatte als Hausbesitzer an der Ortsdurchfahrt mehrfach den Verkehr gezählt: „Vielleicht sollte man die Straße mit aller Härte einfach mal blockieren“, schimpfte er. Auch die Versprechungen einer Firma, ihre Transporter nicht mehr durch Neundorf zu schicken, seien nicht gehalten worden. Die Antwort von Oberbürgermeister Sven Wagner (SPD) dazu – die Firma wollte das eigentlich ändern, aber man könne niemandem vorschreiben, wo er langzufahren haben – enttäuschte den Anwohner.

Die Ablehnung von Tempo 30 geht auch Stadtrat und Ortschaftsrat Frank Rögner (SPD) nicht in den Kopf: „Es ist nicht zu fassen: Ortschaftsrat und Stadtrat haben beschlossen, dass wir Tempo 30 wollen und der Salzlandkreis sagt einfach Nein“.

Martin Krause sagte im Namen der „wiedergeborenen“ BI: „Wir fordern neue Verkehrs- und Lärmpegelmessungen und eine Überprüfung, ob die Straße für den starken Verkehr, und auch in Zukunft für den Verkehr zum neuen Salzwerk, ausgelegt ist.“