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Wochenmarkt-Protest Stadt und Marktgilde lenken ein

Protest der Kundschaft und fliehende Händler in Staßfurt haben Stadt und Marktgilde zum Umdenken bewegt.

22.01.2020, 05:57

Staßfurt l Nachdem deutlich wurde, dass immer mehr Händler dem Wochenmarkt den Rücken kehren, haben die Stadt Staßfurt und die Deutsche Marktgilde jetzt reagiert.

Ab dem 24. Januar wird der Wochenmarkt freitags nicht mehr auf dem Sperlingsberg, sondern wie dienstags auf dem Benneck‘schen Hof stattfinden.

In einer Pressemitteilung nimmt Citymanager Stefan Beyer im Auftrag der Verwaltung Stellung: „Der Wochenmarkt in Staßfurt ist fester Bestandteil des öffentlichen Lebens und dient seit Jahren dem Austausch untereinander, allem voran aber dem Erwerb frischer und regionaler Produkte. Im Zuge der Innenstadtbelebung liegt es der Stadt Staßfurt daher fern, diese feste Größe im Stadtbild schwinden zu sehen.“

Man gehe „selbstverständlich auf die Wünsche der Händler und Bürger ein und reagiert umgehend“ – nach Rücksprache mit der Deutschen Marktgilde.

Beyer erklärt trotzdem noch einmal, warum man den Standort-Wechsel vorgenommen hatte. „Der Ansatz von städtischer Seite lag in der Ausnutzung der zentralen Lage des Sperlingsbergs an der Steinstraße. Er sollte als noch bessere Ausgangslage für die Markthändler dienen und deren Besucher auch zum Flanieren entlang der Schaufenster einladen.“ Vom Wochenmarkt sollten also auch die hiesigen Geschäfte profitieren.

Marktbesucher hatten allerdings schon bald nach dem Umzug im Frühjahr 2019 Kritik am Standort-Wechsel geäußert, einige Händler Bedenken angemeldet. Dabei ging es vor allem um die vorteilhaften Parkplätze in unmittelbarer Nähe, um öffentliche Toiletten und die ebene Beschaffenheit des Benneck‘schen Hofs.

Ronald Teßmer, Chef des Gewerbevereins der Stadt bedauert den Rückzug vom Sperlingsberg: „Es ist schade, dass die Umsetzung des Markts zum Sperlingsberg nicht funktioniert hat. Am Ende des Tages zählt aber der Umsatz, den die Händler auf dem Markt generieren können. Und dieser sollte auf keinen Fall unter der jetzigen Marktsituation leiden.“

Citymanager Stefan Beyer vermittelt die Einsicht der Stadt so: „An oberster Stelle steht, dass sich die Bürger bei ihrem Einkauf wohl fühlen und der Markt der Stadt erhalten bleibt. Wir hoffen, dass sich viele mobile Händler auch künftig für Staßfurt entscheiden und am Ende ein für alle Parteien gewinnbringender Markt weiterhin das Stadtbild prägt.“

Fisch- und Feinkosthändler Frank Knabe, der sich bereits im Dezember 2019 vom Sperlingsberg verabschiedet hatte, signalisierte nach der Entscheidung zur Rückkehr zum Benneck‘schen Hof, dass er schon diesen Freitag wieder mit seinem Verkaufswagen in die Salzstadt kommen werde. Auch der Geflügelhändler aus Schönebeck und die Bäckerei Winkel aus Neundorf bleiben nun dem Markt treu. „Wir sind froh über die Entscheidung und hoffen, dass auch die Kunden wiederkommen, die wir Freitag auf dem Sperlingsberg verloren hatten“, sagt Bäckerei-Verkäuferin Annika Tangermann.

Und durchweg positiv sieht die Kundschaft die Rückkehr des Freitag-Wochenmarkts zum alten Standort. Günter Klemke: „Die breite Masse wollte das doch auch so. Ja, der Sperlingsberg war gemütlich, hatte aber nicht genügend Parkplätze in der Nähe.“

Der Wochenmarkt-Fan würde sich allerdings noch mehr Händler auch auf dem Benneck‘schen Hof wünschen. Am Dienstag konnte man 14 zählen. Auch fehle ihm ein Imbiss. Und einen Tipp zur Belebung der Stadt hat der Staßfurter ebenfalls parat: „Das würde funktionieren, wenn sich auch die Gewerbetreibenden der Stadt verstärkt vor ihre Türen wagen würden.“ Ideen seien gefragt. In Soltau beispielsweise sei eine Vielzahl ortsansässiger Geschäfte in den Markttag eingebunden.“

Günter Wagener ist ebenso froh, dass nun wieder beide Markttage auf dem gewohnten Platz stattfinden. „Hier ist mehr Kommunikation möglich. Hier ist mehr Bewegung, weil auch mehr Händler vor Ort sind“, so der Staßfurter. Auch er zählt die nahen Parkplätze und das öffentliche WC zu den wichtigen Argumenten. „Die Stadt hat es gut gemeint mit dem Sperlingsberg, aber er ist einfach zu klein“, bemerkt Günter Oelke, und auch Maria Peller und Ingrid Friedrich gehören zu den Befürwortern des Benneck‘schen Hofs.

„Wir haben es probiert, mussten aber umdenken, weil es nicht geklappt hat“, schließt Katrin Schiel von der Marktgilde mit dem Thema Sperlingsberg ab. Bei den Marktbetreibern ist auch der Wunsch nach einem Imbiss angekommen.

„Ich werde mich darum kümmern“, so die Niederlassungsleiterin. Und sie versucht, gemeinsam mit der Stadt auch wieder kulturelle Höhepunkte zu schaffen. Allerdings erst in der wärmeren Jahreszeit. Schiel hofft zudem, dass die Staßfurter und ihre Gäste wieder zufrieden sind und freitags auf den Markt zurückkehren.