Populärer Freizeitspaß für Jedermann und überall Geocaching: Mit GPS-Gerät auf Schatzsuche in Staßfurt
Was haben die Bodebrücke, der Schwanenteich, die Sankt-Petri-Kirche und das Postamt gemeinsam? An allen vier Orten ist ein kleiner "Schatz" versteckt. Finden kann man diesen nur mit Hilfe eines GPS-Gerätes. Koordinaten weisen den Weg. Um die Koordinaten in Erfahrung zu bringen, müssen oftmals Aufgaben gelöst werden. Diese moderne Art der Schnitzeljagd wird Geocaching genannt und findet immer mehr Anhänger. "Schatz-Jäger" aus dem ganzen Land kommen in die Bodestadt, um die geheimen Verstecke zu finden. Die Volksstimme begleitete zwei Magdeburger, die in Staßfurt auf "Cache"-Suche gingen.
Staßfurt. N 51° 51.491 E 011° 36.811 – Diese Koordinaten gibt Geocacherin Christin Fritzsche in ihr schwarzes, handygroßes GPS-Gerät ein. Sie führen die 33-Jähige von Magdeburg nach Staßfurt – direkt an den Europaradweg. Ihr Bruder Daniel begleitet sie. Auch er hat die moderne und vor allem anspruchsvolle Art der Schatzsuche für sich entdeckt.
An einem Verkehrschild bleiben die beiden stehen. Sie sind da. Die Anfangskoordinate haben sie problemlos gefunden. Nun holt Christin Zettel und Stift aus ihrer Tasche und beginnt Aufgaben zu lösen.
"Vor Ort findet ihr ein Schild mit der Kurzbezeichnung des Radweges. Die Bezeichnung besteht aus einem Buchstaben (A) und einer Zahl (B). A stellt den Buchstabenwert im Alphabet dar", liest Christin vor und überlegt: "A ist R. Und R der 18. Buchstabe im Alphabet." Daniel holt einen Taschenrechner raus und löst die nachfolgende Rechenaufgabe, die wiederum die nächsten Koordinaten verrät. Die beiden geben die Daten in das GPS-Gerät ein und machen sich auf den Weg.
Festes Schuhwerk und entsprechende Kleidung sind Pflicht. Und auch sonst gibt es ein paar Dinge, die ein Geocacher bei sich haben sollte. GPS-Gerät, Zettel, Stift, Taschenlampe, Taschenmesser und Gummihandschuhe sind nur einige. Was bei den einzelnen Caches (engl. für Versteck, hier auch Schatz) konkret an Ausrüstung benötigt wird, ist in den "Schatzkarten" aufgeführt. In Christins Falle ist als Hinweis gegeben, dass ein spitzer Gegenstand zum Bergen des Cache-Behälters hilfreich sein könnte.
"Was für ein geniales Versteck"
Christin und Daniel sind nach einiger Zeit an der Zielkoordinate angekommen. Links nichts als Feld, rechts Gestrüpp und die Bode und in der Mitte schlängelt sich der Radweg. Wo soll hier ein Cache sein? Die beiden suchen alles ab. Nichts. Sie prüfen noch einmal die Koordinaten. Sind ratlos. Haben sie sich vielleicht verrechnet? Nein. Es stimmt alles.
Sie greifen auf Plan B zurück und lösen die Hinweis-Rätsel. Der Tipp ist hilfreich. Die mitgebrachten Handschuhe kommen zum Einsatz. Daniel durchsucht Gestrüpp und Gebüsch. Nichts. Erst der im Internet zu findende Kommentar, den er über sein Handy abrufen kann, gibt den beiden den entscheidenden Hinweis.
Und siehe da – der Cache ist gefunden. An einer Stelle, die Christin und Daniel so auch noch nicht gesehen hatten. "Großartige Idee. Was für ein geniales Versteck", finden die beiden und öffnen den verborgenen Behälter - eine kleine Vitamin-Brausetabletten-Dose. Darin enthalten ist ein Bleistift, ein kleines Fahrrad-Ventil und ein Reifen-Flicken. Doch das Wichtigste in jeder Cache-Box ist das Logbuch, in das Name oder Pseudonym, Datum und Uhrzeit des Fundes eingetragen werden.
"Suchen Sie etwas?"
Dann schauen sie wieder, dass keine Nicht-Cacher oder Unwissendenden in der Nähe sind – so genannte "Muggel" – und packen den Cache zurück. "Schließlich ist das oberste Gebot unter Geocachern die Geheimhaltung", erklärt Daniel. Hin und wieder komme es vor, dass Passanten die Caches entwenden oder aber dass die Polizei gerufen wird, weil Beobachter etwas Kriminelles hinter der intensiven Suche vermuten. Dies vor allem mitten in den Stadt. "Da wird man auch schon mal gefragt: "Suchen Sie etwas?", erzählt Christin. Zu den beliebtesten Verstecken gehören sie daher nicht. Zwar steigt der Anspruch je mehr "Muggel" unterwegs sind, da die "GPS-Jäger" ja unerkannt bleiben müssen, doch lange existieren die Verstecke meist nicht unbemerkt.
Begehrter jedoch sind die so genannten "lost Places" – verlassene Gebäude, Ruinen, Bunker oder Minenschächte. Sie machen die digitale Schatzsuche nicht nur zu einem kleinen Abenteuer, sondern oftmals ebenso zu einer illegalen Angelegenheit. Auch in Staßfurt gibt es am Friedensring solch einen "lost Place"-Cache.
Verstecke gibt es auch an den Bodebrücken, am Schwanenteich, am Postamt, bei den Kalischächten, dem Staßfurter Schiff und sogar an der Sankt Petri Kirche. Und auch in den umliegenden Orten wimmelt es von kleinen Schätzen. Sei es in Förderstedt, Atzendorf, Neun- dorf oder auf der historischen Wallanlage in Brumby. Es gibt eigentlich keinen Ort in der Region, an dem nicht irgendwo ein Cache versteckt ist. Das trifft auch für die Verbandsgemeinde Saale-Wipper und damit Orte wie Güsten, Giersleben und Ilberstedt zu.
"Eine Mischung aus Hightech und Natur"
Langweilige Spaziergänge oder traditionelle Schnitzeljagt waren gestern. Im Zeitalter des Satellitenempfanges erfreut sich die Schatzsuche via GPS-Gerät zunehmender Beliebtheit. Dies, weil es "eine Mischung zwischen Hightech und Natur ist", vermutet Christin. Zudem sei für wirklich Jeden etwas dabei – ob allein oder als Familie unterwegs, Kurz-Trip oder Tagestour, schwere oder leichte Aufgaben. Alles, was man tun muss, um an die "Schatzkarten" zu kommen, ist sich bei den Geocachern im Internet anzumelden. Wie das geht und was es sonst noch zum Geocaching zu sagen gibt, lesen Sie im Info-Kasten.