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Bodewiesen Natur für Solaranlagen geopfert?

Am Landschaftsschutzgebiet an der Bode in Staßfurt stehen Solarpanelle auf dem Gelände des ehemaligen Schacht Ludwig II.

Von Franziska Richter 06.05.2021, 16:35
Im Februar begann die  Rapidsolar GmbH aus Niedersachsen für einen Investor mit dem Aufbau neuer Solaranlagen am früheren  Schacht Ludwig II. Alte Betriebsgebäude waren abgerissen worden.
Im Februar begann die Rapidsolar GmbH aus Niedersachsen für einen Investor mit dem Aufbau neuer Solaranlagen am früheren Schacht Ludwig II. Alte Betriebsgebäude waren abgerissen worden. Foto: F. Richter

Staßfurt

„Solaranlagen, so weit das Auge reicht“, beklagt unsere Leserin Bärbel Richter. „Bei meiner kürzlichen Radtour von Staßfurt an der Bode entlang Richtung Hohenerxleben war ich schockiert, was dort großflächig auf den Wiesen Richtung Bode entlang des R1-Radweges gebaut wurde und weiter wird.“ Die Staßfurterin fragt, warum „die schönen bodenahen Wiesen“ geopfert wurden.

Denn die Anlage verschlinge mittlerweile eine größere Fläche. „Das ist keineswegs etwa nur das Gelände der ehemaligen Schlosserei am Stadtrand“, so Bärbel Richter. Wie kommt das mit dem Naturschutz überein? Und was ist mit der Regelung, dass Außenbereiche von Städten von Bebauungen freizuhalten sind?

Umweltbericht und Gutachten

Tatsächlich - auch das ist eine Frage der Leserin - haben sowohl Stadtrat als auch Stadt Staßfurt die Solaranlage genehmigt. Seit 2018 schon befassen sich die Behörden mit der Idee, die ehemalige Schachtanlage Ludwig II mit Solarpaneelen bebauen zu lassen.

Im Genehmigungsverfahren waren die Unterlagen dazu öffentlich ausgelegt worden und sämtliche Behörden sollten Stellungnahmen abgeben. Dazu wurden Fachgutachten und Umweltbericht erstellt.

Ein Dokument über 21 Seiten fasst sämtliche Stellungnahmen der Behörden zum Vorhaben Solaranlage „Ludwig II“ zusammen - von Telekom über Deutsche Bahn bis hin zum Landesamt für Archäologie.

Naturschutzbehörde hatte um Korrektur gebeten

Die Untere Naturschutzbehörde des Salzlandkreises war damals auch befragt worden. Diese hatte damals darauf hingewiesen, dass in der Nähe das Landschaftsschutzgebiet „Bodeniederung“ liegt und forderte die Stadt Staßfurt auf, dieses nicht bebauen zu lassen.

Außerdem hat die Naturschutzbehörde zwei Mal die Fläche nach Zauneidechsen abgesucht, aber keine gefunden. Da sich das Gelände mit vielen Versteckmöglichkeit dennoch für die Zauneidechse eignet, musste der Bauherr mit neuen Sand- und Kiesaufschüttungen und Totholz weiter für einen artgerechten Lebensraum für die Tiere, auch mit Solarpaneelen, sorgen.

Solche Maßnahmen wurden auferlegt, „um den potenziellen Lebensraumverlust zu kompensieren“, schrieb die Untere Naturschutzbehörde damals.

Auch die Obere Naturschutzbehörde, die beim Land angesiedelt ist, war involviert und hatte zum neuen Solarpark erklärt: Die „Gesetze sind im Rahmen der artenschutzrechtlichen Prüfung beachtet worden“.