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Soziale Medien Stadt Staßfurt: Auf Facebook und Instagram ist weniger mehr

Lieber wenige sachliche Beiträge als Hetze im Internet: Über „Informationsarmut“ auf den Internet-Kanälen der Stadt hatte die Staßfurter CDU im Frühjahr geklagt. Die Stadt hat mittlerweile erklärt, warum sie sich in den sozialen Medien auch gern mal zurückhält.

Von Franziska Richter 24.07.2021, 11:40
Ein Beitrag dieser Tage: Die Stadt informiert über ihr Ferienangebot für Kinder und Jugendliche auf Facebook.
Ein Beitrag dieser Tage: Die Stadt informiert über ihr Ferienangebot für Kinder und Jugendliche auf Facebook. Repro: F. Richter

Staßfurt - Das Schneechaos im Frühjahr war der Stein des Anstoßes. Die Staßfurter CDU-Fraktion fand keine Informationen oder Hinweise zu dem Thema in den sozialen Medien der Stadt. Denn heute informieren sich Bürger nicht nur auf der Webseite, sondern vor allem junge Leute viel mehr noch auf Facebook, Instagram und Co.

Der Vorwurf damals: Es fehle an wichtigen Informationen. Welche politischen Entscheidungen werden im Stadtrat gefällt? Wo sind Wahllokale? Was ist wie lange wegen Corona geschlossen? „Wir stellen fest, dass die Bürger Staßfurts den Informationen hinterherrennen und es oft erst mitbekommen, wenn es fast zu spät ist“, so Fraktionschef Stephan Czuartis (CDU) damals.

Die Hauptinfoquelle ist die Webseite

Die Debatte mündete in einer Präsentation für die Stadträte und der Erklärung, warum in den sozialen Medien oft weniger mehr ist. Für Informationen in Hülle und Fülle sei nämlich die Internetseite der Stadt www.stassfurt.de vorgesehen. „Social Media nutzen wir eher für Stadtmarketing und positive Kurzberichte aus unserer Stadt“, erklärte Christian Schüler von der Wirtschaftsförderung das Grundprinzip. Facebook und Instagram also eher locker flockig, mit Bildimpressionen, Unterhaltung und Co. Die reine Einwohner-Information auf der Stadtseite.

Stadtmitarbeiter Janine Sparmann, die sich um die Medienauftritte der Stadt kümmert, vertiefte: „Wir bespielen unsere Social Media-Kanäle mit sehr viel Bedacht, daher setzen wir hier auf weniger Beiträge.“

Im Monat Juni zum Beispiel findet man auf Facebook zwölf Stadtbeiträge – das könnte generell viel mehr sein, kritisierte die CDU auch die Häufigkeit der Infos. Ein Argument der Stadtmitarbeiterin, warum wenige Beiträge auf Facebook genauso gut sind wie viele: „Die Interaktionsraten sind immer gleich hoch, egal wir viel wir veröffentlichen“, so Sparmann. Sie hatte verglichen, wie oft Stadtbeiträge je kommentiert, verlinkt und markiert wurden. In 2020 brachte es die Stadt übrigens auf 75 Beiträge.

Noch ein Grund: „Ende 2020 herrschte eine gewisse Corona-Müdigkeit, es gab keine Veranstaltungen, die Grundstimmung war schlecht. Da haben wir uns inhaltlich zurückgehalten“, so Sparmann.

Beschimpfungen und Beleidigungen verhindern

Denn in sozialen Medien sei generell Vorsicht geboten. Debatten könnten sehr schnell ins Unsachliche abdriften. In Magdeburg hätten Beiträge der Stadt über Coronaimpfungen in Beschimpfungen und Beleidigungen geendet. „Nein, für solche Dinge wollen wir keine Plattform bieten“, ist das erklärte Motto der Stadt.

Rechtlich gefährlich kann es für die Stadt werden, wenn Nutzer ihre Namen und Adressen unbedarft auf Facebook unter einem Beitrag der Stadt veröffentlichen. Das hätte schnell passieren können, wenn im Frühjahr die Nutzer geschrieben hätten, wo der Schnee am höchsten stand. „Das ist laut Datenschutzverordnung höchst problematisch“, sagte Julia Föckler, für Öffentlichkeitsarbeit bei der Stadt verantwortlich. Zudem sollten die Mitarbeiter des Winterdienstes nicht öffentlich kritisiert werden. „Wir wollen keine Reizthemen befeuern.“

Es gäbe auch Unterscheide, welche Themen auf Facebook und Co. gut laufen und welche nicht. Politik eher kaum, meint Föckler, und gibt auch zielgruppenspezifisch zu bedenken: „Spezielle Informationen etwa zu Schulen und Kitas bekommen die Eltern auf anderen Kanälen von uns. Dazu braucht es keinen Post auf Facebook.“

Durch die Weniger-ist-mehr-Politik bekomme die Stadt Staßfurt insgesamt mehr Aufmerksamkeit in sozialen Netzwerken als andere Städte, hätten Auswertungen gezeigt. Je öfter manch andere Kommune schreibe, desto weniger interessiere es die Nutzer.

Nachdem die Stadträte samt CDU über diesen Hintergrund aufgeklärt wurden, gab man sich zufrieden. Konsens: Besser so, als ein unübersichtlicher Auftritt und wildes Gehetze wie bei manchem Internet-Magazin.