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Kulturzentrum Zukunft des ungenutzten Cochstedter Volkshauses ungewiss

Seit Jahren steht das Volkshaus Cochstedt leer. Aktuell werden Zukunftsgedanken angestoßen.

09.05.2021, 16:00
Das Volkshaus in Cochstedt ist verriegelt: Früher wurde hier gefeiert. Das ist schon lange nicht mehr möglich.
Das Volkshaus in Cochstedt ist verriegelt: Früher wurde hier gefeiert. Das ist schon lange nicht mehr möglich. Foto: Nora Stuhr

Nora StuhrCochstedt

Die Post geht im früher so beliebten Saal in Cochstedt längst nicht mehr ab. Dort, wo heute keiner mehr ist, haben noch vor zehn Jahren die Jecken vom Karnevalsverein die Fetzen fliegen lassen. Heute treiben Einbrecher in dem verwaisten Objekt immer wieder ihr Unwesen. Jetzt war das wieder so.

Einwohner vermuten, dass sich jemand wahrscheinlich nachts oder am Abend unerlaubt Zugang verschafft haben muss. Seit zwei Wochen immer am Wochenende sei das der Fall, berichtet ein Mann.

Ortsbürgermeister Wolfgang Weißbart (Die Linke) kann das bestätigen. „Es hat einen erneuten Einbruch gegeben“, sagt er. Der oder die Täter sollen seinen Berichten zufolge alles andere als vorsichtig gewesen sein. „Es war jemand drin, die Tür außen war demoliert“, so der Ortschef.

520000 Euro wären für Sanierung nötig

Das Haus gehört der Stadt Hecklingen. Sein Zustand wird weiter in Mitleidenschaft gezogen. Dabei ist es auch ohne Vandalismus verfallen. Schon 2015 war es dicht. Damals musste die Stadt den einzigen Kultursaal im Ort schließen. Die Verwaltung hatte vorher – Bürgermeister war zu dieser Zeit Hans-Rüdiger Kosche (CDU) – ein Gutachten in Auftrag gegeben, um die Gesamtkosten der Sanierung zu beziffern. Mängel am Dachtragwerk des Gebäudes wurden festgestellt. Das Papier kam zu dem Schluss, dass 520 000 Euro zur Sanierung nötig sind. Seitdem kann der Kultursaal des Ortes nicht genutzt werden. Jugendweihen, der Karneval, Feiern und andere Feste – Vereine und Stammgäste haben sich Ausweichquartiere mitunter in Nachbarorten gesucht.

In Cochstedt entsteht derzeit am „Eichengrund“ ein neues kulturelles Zentrum. Ein privater Investor hat viel Geld in die Hand genommen und lässt einen Gebäudekomplex um- und ausbauen. Dort sollen unter anderem ein kleiner und ein großer Saal zum Feiern entstehen.

Bevor das klar war, stand Weißbart hinter dem Erhalt des Volkshauses. Das ist jetzt anders. „Dass es mit Leben erfüllt wird – von dem Gedanken habe ich mich schon verabschiedet“, sagt er jetzt und begründet das mit dem „Eichengrund“. „Cochstedt bekommt damit eine private Alternative“, sagt er. Trotzdem macht er sich darüber, was aus dem Volkshaus werden soll, Gedanken. „Es ist leer, aber davon wird es aber auch nicht besser“, muss er feststellen. Daher bringt er das Thema immer wieder an.

So auch während einer vergangenen Sitzung im Ortschaftsrat. „Ich habe die zuständige Verwaltung in Hecklingen noch einmal darauf hingewiesen, wie es mit dem Volkshaus weiter gehen soll“, berichtete Weißbart.

Zahn der Zeit nagt an Substanz

Fest steht: Der Zahn der Zeit nagt an der Substanz. Von vorn und aus der Ferne ist der sanierungsbedürftige Zustand nicht gleich auf den ersten Blick erkennbar. Die grüne Fassade verdeckt Schäden.

Auf der hinteren Seite neben dem Parkplatz zeigt sich ein anderes Bild. Ein verfallener Anbau musste abgesperrt werden. Putz an den Wänden bröckelt. Provisorisch verschlossene Fenster wurden mittlerweile von der Stadt einbruchssicher gemacht. Zugänge sind vermauert.

Wie geht es weiter? Im Hecklinger Rathaus gibt es darauf derzeit auch keine Antwort. Der finanziell angeschlagenen Kleinstadt war von kommunalen Finanzprüfern schon mehrfach geraten worden, Immobilien zu verkaufen. Doch einen Interessenten zu finden, ist nicht immer leicht. Im Moment gibt es jedenfalls keinen konkreten Plan, was damit passieren soll.

„Wir müssen über das Volkshaus noch einmal nachdenken“, teilt Bürgermeister Uwe Epperlein (Wählergemeinschaft Hecklingen) auf Nachfrage mit.

Die Immobilie zu verkaufen, könnte schwierig werden, denkt er. „Wir werden noch einmal darüber sprechen, dann auch in Abstimmung mit dem Ortsbürgermeister und dem Bauausschuss“, so Epperlein.

Das Haus von der anderen Seite: Ein Anbau verfällt.
Das Haus von der anderen Seite: Ein Anbau verfällt.
Foto: Nora Stuhr