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1. Mai Solidaritätsbezeugungen im Livestream

Der Deutsche Gewerkschaftsbund verlegt wegen Corona die Kundgebungen zum Tag der Arbeit. Sie findet für Stendal im Internet statt.

Von David Boos 01.05.2020, 04:00

Stendal l Peter Bollfraß hat in 28 Jahren als Vorsitzender des Kreisverbandes des Deutschen Gewerkschaftsbundes schon so einiges miterlebt. Aber dass die traditionelle Kundgebung zum Tag der Arbeit am 1. Mai landesweit gestrichen wurde, ist auch für ihn ein Novum. „Einzelne Kundgebungen fielen schon mal dem Regen zum Opfer“, so Bollfraß, „aber in Stendal hatten wir bisher noch immer Glück.“ In diesem Jahr ist es allerdings nicht das Wetter, das dem Gewerkschafter einen Strich durch die Rechnung macht, sondern Corona.

Anstatt sich wie jedes Jahr vor dem Stendaler Tiergarten einzufinden, verabredet sich die Solidargemeinschaft am 1. Mai erstmals im Internet. Unter dem Motto #SolidarischNichtAlleine bietet der DGB auf seiner Webseite ab 11 Uhr über mehrere Stunden einen Livestream an. „Gemeinsam demonstrieren wir digital für Solidarität und soziale Gerechtigkeit“, so heißt es in der Ankündigung. Der 74-jährige führt aus: „Es wird einen Zusammenschnitt aus allen Regionen geben.“ Die einzelnen Verbände tragen kurze Clips bei, in denen sie erzählen „was Solidarität für sie bedeutet“. Es sind auch musikalische Beiträge und eine Gesprächsrunde für die mehrstündige Übertragung geplant.

In Hinblick auf die Zeit nach Corona gibt sich Peter Bollfraß „vorsichtig optimistisch“. Er „vertraue auf die Arbeitgeber“, die sich „hoffentlich solidarisch gegenüber ihren Mitarbeitern“ zeigen würden. Wichtig ist dem Vorsitzenden jedoch, dass in den „systemrelevanten Berufen die notwendigen Lohnerhöhungen“ endlich durchgesetzt würden. Die größten Sorgen macht sich Bollfraß aber um die Hotels und das Gastgewerbe. Sie seien „die ersten, die unter der Situation leiden“, und ihnen stünde bald „das Wasser bis zum Hals“. Auch die kürzlich beschlossene Erhöhung des Kurzarbeitergeldes von 60 auf 80 Prozent hat sich der Gewerkschafter auf die Fahnen geschrieben, wobei er darauf pocht, dass „dies auch rückwirkend gelten müsse“.

Wie der Arbeitsmarkt nach der Corona-Krise letztlich aussehen wird, ist für Bollfraß „noch nicht absehbar“, aber er betont abschließend, dass „nur der DGB das Sprachrohr für die Arbeiterklasse“ sein kann. Deshalb die Empfehlung: am 1. Mai um 11 Uhr den Livestream unter www.dgb.de/erstermai einschalten.