Der Rollator rostet in der Ecke

Schinne l Gestern feierte Margarete Jäger in Schinne ihren 100. Geburtstag. Zahlreiche Gratulanten gaben sich im Dorfgemeinschaftshaus die Klinke in die Hand. Unter den Geschenken befand sich auch eine Foto-Collage, die Hans-Werner Manke, Ehemann von Enkelin Gabriele Manke, gefertigt hatte. Darauf waren Aufnahmen von Margarete Jäger als Schulkind um 1922 in der Schinner Schule sowie ein Familienfoto mit dem Ehemann und den beiden Söhnen zu sehen. Die Gnade des hohen Alters ist zumeist mit schmerzhaftem Verlust verbunden. So sind bereits der Ehemann, die Geschwister und die beiden Söhne der Jubilarin gegangen.

Vor zwei Jahren nahm Margarete Jäger noch an den Schinnscher Karnevals-Veranstaltungen sowie den Seniorentreffs teil und war im Dorf sogar noch mit dem Fahrrad unterwegs. Mittlerweile traut sie sich das Radfahren nicht mehr zu, ist aber noch gut zu Fuß unterwegs. „Der Rollator rostet in der Ecke“, erzählte gestern amüsiert die Verwandtschaft.

Margarete Jäger (zwei Kinder, vier Enkel, sechs Urenkel, vier Ururenkel) stammt aus Scharpenhufe. „Zur Schule mussten wir immer nach Pollitz laufen“, erinnerte sich gestern die Jubilarin. 1921 zog die Familie dann nach Schinne. Hier war Margarete Jäger zunächst als Kindermädchen bei der Bäckersfamilie Merkel angestellt, später arbeitete sie in der Landwirtschaft. „Meistens war ich im Schweinestall“, erzählte Jäger.

Einen Tipp für das Erreichen eines hohen Alters hatte die gebürtige Altmärkerin gestern nicht parat. Bis vor Kurzem hat sie zum Abendbrot immer noch Bier getrunken. Und vor allem „viel in Bewegung bleiben“ scheint ein wirkungsvolles Rezept für das Erleben des 100. Geburtstages zu sein. So pflegt Margarete Jäger zum Beispiel noch regelmäßig die Blumen vor der Tür. Für ihre täglichen Wege auf dem Hof benötigt sie maximal einen Stock. Und der Rollator bleibt ja sowieso in der Ecke stehen.