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Prüfungen „Tischlern macht einfach Spaß“

In Stendal haben 11 von 13 Tischler-Lehrlingen am Sonnabend ihre Prüfung bestanden. Die Innung begutachtete die Gesellenstücke.

Von Nora Knappe 25.07.2015, 15:20

Stendal l Die Haustür muss schließen und wasserdicht sein, die Schublade muss leichtgänging auf- und zugehen, und dafür muss natürlich alles korrekt bemessen und zusammengefügt worden sein. 11 von 13 Tischler-Azubis des Landkreises Stendal haben die Kriterien erfüllt, die an ihre Gesellenstücke gestellt wurden.

An diesem Sonnabend nahmen die Prüfer der Tischler-Innung Stendal der Kreishandwerkerschaft Altmark die Türen, Tische und Schränkchen genauestens unter die Lupe und bewerteten sie, bevor Eltern, Verwandte und Freunde bei einem Rundgang in der Mensa des Berufsbildungswerks ebenfalls alles anschauen konnten. Drei Wochen Zeit hatten die Lehrlinge, die in Tischlereien in der gesamten Ostaltmark ausgebildet wurden, um ihren Gesellenstücken den letzten Schliff zu geben – der Entwurf per Zeichnung ging dem voraus.

Und das war nicht unbedingt von heute auf morgen gemacht. Florian Lindecke zeigt ein ziemliches Stück Luft zwischen Daumen und Zeigefinger, um zu verdeutlichen, wie viele Entwurfszeichnungen er angefertigt hat. Am Ende ist dabei ein raffiniertes Möbelstück entstanden: eine rollbare Minibar mit Glasplatte als Ablagefläche, herunterklappbaren Seitenborden, Glasregal und Schublade vorn sowie dem Getränkefach mit Türen hinten. „Meine Eltern brauchten etwas in der Art für ihren Wintergarten, und der hell-dunkle Kontrast aus Ahorn und Nussbaum wirkt etwas moderner und passt gut zu den anderen Möbeln“, erklärte der 21-jährige Haldenslebener, der seine Ausbildung bei Kiebitzberg in Havelberg gemacht hat und jetzt zum Studium nach Hannover geht. Berufsschullehrer für Tischler möchte er werden.

Damit schlägt Florian Lindecke nur einen von mehreren möglichen Wegen ein, die sich Tischlern eröffnen. „Die Ausbildung ist keine Sackgasse“, meinte Obermeister Wolfgang Berndt im Volksstimme-Gespräch. „Man kann sich entwickeln, kann den Meister machen oder den Bachelor oder sich selbstständig.“

Die anhaltend und weiter zu erwartend geringe Zahl an Tischlerlehrlingen jedoch bereitet ihm Sorge: „Dieses Jahr waren es 13 Prüflinge, in unseren besten Zeiten hatten wir 75. Die, die bestanden haben, haben in der Region beste Chancen, aber die Zahl reicht nicht, um alle Aufträge erfüllen zu können. 

Der Beruf Tischler, sagt Berndt, sei aus seiner Sicht attraktiv, „weil man damit gestalten und seine Fertigkeiten auch privat nutzen kann“. Am Ende habe man nicht nur ein Teil, sondern ein komplettes Produkt selbst erschaffen. „Tischlern macht einfach Spaß.“