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Geschichte Zeitreise durch Stendals Altstadt

Wie die Stendaler einst gelebt haben, erzählt Detlef Koch im Buch „Stendal – Seine Gechichte(n) und seine Bürger".

Von Nora Knappe 28.07.2015, 03:00

Stendal l Was ist eigentlich ein Staven? Was hat es mit Karnipp und Bierspünderstraße auf sich? Und woher kommt der Name Schadewachten? Dem Ursprung der Straßennamen in Stendals Altstadt geht Detlef Koch in seinem Buch „Stendal – Seine Geschichte(n) und seine Bürger“ auf den Grund. Von A wie Altes Dorf bis W wie Wüste Worth bewegt sich der Leser in 43 Kapiteln anhand der Straßennamen durch die Altstadt und begibt sich dabei auf eine Reise durch die Jahrhunderte.

Die Geschichte Stendals ist für Detlef Koch, der seit 35 Jahren im Theater der Altmark arbeitet, sein „größtes und schönstes Hobby“. Irgendwann fragte er sich eben auch, warum die Straßen eigentlich so heißen, wie sie heißen. „Und was das Leben in ihnen ausmachte.“ So kam er auf die Idee, neben der Namenserklärung das alltägliche Leben der Stendaler vom 13. Jahrhundert bis heute zu beschreiben. „Wie haben sie gewohnt, was haben sie angehabt, was gab es zu essen, was haben sie gearbeitet, was hat ihnen Sorge bereitet? Damit möchte ich eine bildhafte Geschichte der Stadt erzählen.“

Manchmal hat sich Koch an Ereignissen orientiert, die tatsächlich stattgefunden haben, manches ist erdacht, aber nicht unwahrscheinlich. Und es kommen im Buch nicht nur Personen vor, die es wirklich gegeben hat, sondern auch von Koch erfundene. „Alle Figuren sind normale Leute“, sagt der Autor. Ob nun das junge Ehepaar in Zeiten des Zweiten Weltkriegs oder der Oberamtmann, der irgendwie in Zusammenhang mit einem Selbstmord steht, oder der Wachposten am Tangermünder Tor, der sich in eine junge Frau verliebt hat, die er nur vom Sehen kennt, oder eben die zahlreichen Handwerksleute, die innerhalb der Altstadtmauern lebten und wirkten. „Ich mache Stendal damit nicht zu einer Märchen-Fachwerkstadt, sondern zeige die Stadt so, wie sie eben war. Jede Zeit hat etwas Schönes und etwas Schlechtes.“

Dreieinhalb Jahre hat Koch (54) an dem Buch gearbeitet, allein zwei Jahre für die Recherche gebraucht. Erst wollte er es gar nicht schreiben, wurde dann aber von einer Freundin ermutigt. Und schließlich hat es ihm sogar über eine schwere persönliche Zeit hinweggeholfen. „Das Buch hat insofern vor allem ideelle Bedeutung für mich. Wenn es fertig ist, ist das für mich wie: Damit hast du dein altes Leben hinter dich gebracht.“

Ende August soll das 330 Seiten starke Buch mit zahlreichen historischen Fotos, Drucken und Zeichnungen erscheinen. „Es hätte eigentlich schon drei Monate früher rauskommen können, aber mir fehlte noch eine einzige Geschichte, die zum Mönchenstab.“ Lange hat Koch grübeln und nachforschen müssen, was es wohl zu dieser Straße – die lediglich die Hausnummer 1 hat – zu erzählen gäbe. „Und dann auf einmal hatte ich eine Idee“, sagt er und deutet an: „So eine Gasse kann nur der Ort für ein heimliches Liebestreffen sein.“

Eine Probeleserin habe ihm gesagt, dass sich die Geschichten toll zum Vorlesen eigneten. Wer das testen will, kann am 13. Oktober zur Buchvorstellung ins Theater der Altmark gehen.