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Flüchtlinge Ein Schal für die Kanzlerin

Baskiri Razie ist mit ihrer Familie aus Afghanistan nach Deutschland gekommen. Im Gepäck: ein besonderes Talent und einen Traum.

Von Klaus Pohlmann 16.08.2015, 23:01

Stendal l „Ein großer Wunsch von mir wäre, wenn ich für Frau Merkel einen Schal oder eine Decke besticken könnte“, äußerte sich kürzlich die in Afghanistan geborene Baskiri Razie und setzte dabei ein verschmitzes Lächeln auf.

Dass sie damit die Bundeskanzlerin erfreuen könnte, wird jeder bestätigen, der die von ihr kunstvoll mit viel Fantasie und landestypischen Motiven bestickten Tischdecken, Tücher Kissen, Umhänge betrachtet. In ihrer Heimat besaß sie ein Fachgeschäft, arbeitete als Designerin und präsentierte auf Ausstellungen ihre Handarbeiten. Mit sprachlicher Unterstützung durch ihren ältesten Sohn Mohammadi Alive Za erzählt sie stolz, dass sie in ihrer Heimat schon viele Dinge für reiche Familien und sogar für Königshäuser angefertigt habe. In diesem Zusammenhang zeigt sie auf ihren Mann, der als Iraner zuhause als Taxifahrer tätig war, aber auch, eher untypisch für einen Mann, vom „Stickfieber“ erfasst wurde und viel Können und Ausdauer bei dieser Handarbeit beweist. Beobachtet werden die Eltern dabei von der jüngsten Tochter Vali Rojin(5), die auch schon den Umgang mit Nadel und Faden übt.

Der 14-jährige Sohn zeigt indes sein Können im Umgang mit dem Computer. Als ein sehr wissbegieriger Junge wird der Älteste in der Familie eingeschätzt, der schon recht gut die deutsche Sprache beherrscht und als Mathe-As in seiner Heimat viele Auszeichnungen erringen konnte. Am liebsten, so sagt er, würde er in Deutschland auf ein Gymnasium gehen und studieren. Doch das müsse man jetzt erst einmal abwarten. Die Familie ist aber voller Hoffnung.

„Diese Familie, die Asyl beantragt hat, ist vor zirka vier Monaten in Stendal eingetroffen und ist mir besonders ans Herz gewachsen, denn alle sind bescheiden, bemühen sich in Kursen um das Erlernen der deutschen Sprache und sind unseren Gewohnheiten gegenüber sehr aufgeschlossen“, schwärmt Barbara Miesterfeldt, Leiterin des Maranta-Clubs.

Es bleibt zu hoffen, dass der Asylantrag positiv beschieden wird, denn so könnten die Begabungen der Familienmitglieder auf den unterschiedlichsten Gebieten zum Tragen kommen „und auch unser Leben bereichern“, wünscht sich Barbara Miesterfeldt. Bis dahin heißt es aber: abwarten und die Hoffnung nicht aufgeben.