Rathaus Stendal Hoch die Fahnen!

Manchmal sind sie da, manchmal nicht. Wann die Flaggen vor Stendals Rathaus gehisst werden, weiß Hausmeister Detlef Walter ganz genau.

Von Nora Knappe 15.09.2015, 01:01

Stendal l Hängen müssen sie an bestimmten Tagen, zu bestimmten Anlässen. Was sie dann aber da oben machen, hängt vom Wetter ab. Bei Windstille oder starkem Regen hängen sie einfach nur schlaff oder schwermütig am Mast; bei lauem Lüftchen zucken sie schwächlich mit dem Saum; bei kräftigem Sturm flattern und knattern sie ungestüm und scheinen sich loßreißen zu wollen. Manchmal aber sind sie auch einfach gar nicht da. Ob die Flaggen an den Masten vor Stendals Rathaus hängen oder nicht, ist keine willkürliche Entscheidung – dafür gibt es eine klare Anweisung vom Land Sachsen-Anhalt (siehe Infokasten rechts). Staatliche Gedenk- und Feiertage, Tage der Wahlen ebenso wie Unglücke sind Anlass zur Beflaggung.

Dann ist Detlef Walter gefragt. Der 49-Jährige arbeitet für die Stadt Stendal als Hausmeister, angestellt im Amt für Technische Dienste. Deshalb ist er auch nicht nur für das Rathaus zuständig, sondern kümmert sich auch um die Musik- und Kunstschule, um Stadtarchiv und Bauamt, Friedhofsverwaltung und teilweise Bibliothek und Volkshochschule: kleine Reparaturen erledigen, Umzüge betreuen, Heizungen und Fahrstühle kontrollieren, die interne Post an Schulen sowie Büromaterialien ausfahren.

Und eben auch die Flaggen vor dem Stendaler Rathaus aufziehen. Das ist für Detlef Walter ganz unpathetisch einfach Teil seiner Arbeit. „Das gehört eben dazu“, sagt er. „Nur wenn es ein trauriger Anlass oder eine Katastrophe ist, dann denkt man an die Menschen, die betroffen sind.“ Sehr beliebt sei diese Aufgabe wohl nicht, „denn es ist ja meistens ein Feiertag oder ein Sonntag“, sagt Walter. Er macht es trotzdem gern und wundert sich nur, dass manche Leute gar nicht wissen, warum geflaggt wird. „Das finde ich schade, dass dafür das Verständnis fehlt.“

Spätestens halb acht am Morgen sollten die Fahnen oben sein, bis abends etwa 20 Uhr sollten sie dort bleiben. An welchen Tagen er die Fahnen aus dem Schrank holen muss, weiß Detlef Walter mittlerweile so gut wie auswendig. Schließlich ist er dafür seit 1991 verantwortlich. „Anfangs wurden die Fahnen noch links und rechts vom Rathaus-Balkon in Halterungen gesteckt“, erzählt er, „das war immer etwas kompliziert.“

Seit Mitte der 90er Jahre gibt es die vor dem Rathaus in den Boden eingelassenen Hülsen für die Flaggenmasten. An einem hängt in diesem Jahr übrigens Tag für Tag eine weiße Fahne mit Stendals 850-Jahre-Logo. Eine Sonderanfertigung für das Jubiläumsjahr. Die muss Detlef Walter aber nicht jeden Tag neu hissen, die bleibt gleich oben.

Platz ist für vier Flaggen. Dass alle – also Europa- und Deutschlandfahne, Sachsen-Anhalts Landesflagge und Stendals Stadtfahne – parallel aufgezogen werden, kommt jedoch äußerst selten vor. „Wenn Frau Merkel nach Stendal kommt zum Beispiel“, sagt Walter.

Sein nächster Einsatz an den Flaggenmasten ist am 3. Oktober, dem Tag der Deutschen Einheit. Dann ist Detlef Walter wieder Teil der bundesweiten Beflaggungsmannschaft. Damit die zeremoniösen Bannerstoffe auch vor Stendals Rathaus im Winde wehen.