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Nach Insolvenz Techno-Guss wieder „voll am Netz“

Nach Insolvenz und Zusammenschluss mit einer Gießerei in Mölln schaut dieTechno-Guss GmbH optimistisch in die Zukunft.

Von Birgit Schulze 19.09.2015, 01:01

Tangerhütte l 2022 soll im Wüstenstaat Katar die Fußball-WM stattfinden. Bis dahin wird noch eifrig gebaut auf der arabischen Halbinsel – unter anderem an neuen Wasserleitungen durch die Wüste. Gewaltige Großarmaturen wie Schieber und Gehäuseklappen für diese Leitungssysteme werden in Tangerhütte gegossen. Auch für den größten Teleskopkran auf dem deutschen Markt, der bei Terex in Zweibrücken gebaut wird, produziert TechnoGuss die Seiltrommeln – Stückgewicht etwa 5,3 Tonnen.

Geschäftsführer Rüdiger Schulz zog im Rahmen des Denkmalstages in Tangerhütte bereits vor zahlreichen Zuhörern Bilanz, will aber auch zu einem Tag der offenen Tür in das Traditionsunternehmen, das die Entwicklung des Ortes zur jüngsten Stadt der Altmark erst möglich machte, einladen.

Wann das sein soll, steht noch nicht fest, die Führungen durch die Werkhallen sollen aber bei vollem Betrieb erfolgen. „Die Menschen, die hier leben, sollten wieder viel mehr darüber wissen, was bei uns gemacht wird“, erklärte er.

Das begeisterte nicht nur „alte Gießereihasen“, die früher selbst „auf der Hütte“, wie der Volksmund sagt, gearbeitet haben. Auch Erzieher Philipp Hanke sagte vor Ort: „Die Kindergartenkinder in Tangerhütte würden auch gerne mal sehen, was in unserer Gießerei so passiert.“ Mit der Gießereigeschichte der Stadt identifizieren sich übrigens nicht nur Tangerhütter, sondern auch viele Menschen aus den Orten ringsum, deren Vorfahren oft selbst in der Gießerei gearbeitet haben. Damals herrschten dort aber noch ganz andere Arbeitsbedingungen.

Wenn an den modernen, mit Elektroenergie betriebenen Mittelfrequenztiegelöfen heute die Funken sprühen, dann ist das flüssige Metall mit mehr als 1300 Grad Celsius bereit, in die vorgefertigten Formkästen eingefüllt zu werden. Doch zuvor wird immer wieder die Temperatur nachgemessen, werden Probeabgüsse entnommen und die Schlacke abgezogen. Dann fließt das Material aus den mit Schamottsteinen ausgemauerten, thermischen Kofferpfannen in die vorgesehene Form. Welche Arbeitsschritte nötig sind, bis eine gewaltige Seiltrommel oder ein Armaturenteil gegossen ist, die auch noch modernsten Qualitätsstandards entsprechen, das sollen sich Besucher auch einmal selbst ansehen können.

In den vergangenen Monaten machte Techno-Guss durch Zahlungsprobleme und schließlich die Insolvenz des Unternehmens Schlagzeilen, inzwischen sind die schweren Zeiten überstanden. Durch den Zusammenschluss mit der Gießerei „Heidenreich und Har­beck“ in Mölln geht es weiter. „Wir sind wieder voll am Netz und wir schauen positiv in die Zukunft“, sagt Rüdiger Schulz. Mit aktuell 185 Mitarbeitern sei das Unternehmen gut aufgestellt. Derzeit werden rund 68 Tonnen Flüssigeisen pro Tag produziert.