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Portrait „Stendal? Gott, ist das weit weg!“

Linda Lienhard ist die neue Schauspielerin am TdA und macht sich gerade mit ihrer neuen Heimat bekannt.

28.09.2015, 23:01

Stendal l Linda Lienhard ist ein Naturmensch. Sie ist gerne draußen, an der frischen Luft, dort, wo man Leute trifft und beim Spazierengehen Ruhe findet und einfach mal entspannen kann. So gesehen, ist die neue Schauspielerin am Stendaler Theater der Altmark doch in der Rolandstadt goldrichtig. Nicht, weil hier alles ruhig und ausgeglichen ist, in diesem Sinne ist wohl Stendal eine Stadt mit Hochs und Tiefs, so, wie jede andere auch.

Linda Lienhard kommt aus der Schweiz, genauer gesagt, ist sie in Basel geboren und aufgewachsen, ist also eher in der Großstadt beheimatet. Als sie das erste Mal bewusst über einen Umzug nach Stendal nachdachte, waren ihre ersten Gedanken: „Oh Gott, ist das weit weg!“ Und dann macht sie sich einfach auf den Weg: „Ich freue mich sehr auf meinen neuen Job und die neue Heimat. Ich habe in der kurzen Zeit, die ich hier bin, so viel Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft erfahren, dass mich das positiv überrascht hat. Die Schweizer sind ja doch eher reserviert.“

Linda Lienhard ist 1987 in Basel geboren und dort auch aufgewachsen. Nach der Schule studiert sie anfangs Romanistik und Anglistik. „Ich wollte entweder Sprachwissenschaftlerin oder Lehrerin werden, da war ich mir noch nicht sicher“, erzählt sie.So richtig hat ihr die gewählte Berufsrichtung doch noch nicht gefallen, „es war mit zu trocken“, sagt sie.

Was folgt, ist ein Praktikum am Schauspielhaus in Zürich. „Ich bin als Kind schon gerne ins Theater gegangen. Und bei dem Praktikum bin ich dann mit dem Theatervirus infiziert worden, wie man so schön sagt.“ Ein ganzes Jahr wird sie am Zürcher Schauspielhaus bleiben und sich in den Bereichen Schauspiel, Theaterpädagogik und Regieassistenz ausprobieren.

Und dann steht ihr Entschluss fest: „Ich wurde an der Zürcher Hochschule der Künste aufgenommen, habe dort Schauspiel studiert und genau das gefunden, was ich immer gesucht habe“, erzählt sie weiter. „Am Theater darf ich lauter Dinge tun, für die ich privat zu schüchtern bin. Das mag paradox klingen, denn man tut es ja vor hunderten von Leuten, aber mir fällt das leichter.“

Linda Lienhard bekommt erste Rollenangebote am Theater in Freiburg und dem Landestheater in Tübingen. Und hier, im fernen Baden-Württemberg, hört sie das erste Mal von Stendal. „Ein Freund hat mir das TdA empfohlen“, sagt sie. „Und dann habe ich mich ganz klassisch per Initiativbewerbung beworben – und Glück gehabt. Die Stelle ist mein erstes, festes Engagement und ich freue mich wahnsinnig darauf.“

Seit Beginn der neuen Spielzeit ist Linda Lienhard in Stendal. Im Theater der Altmark folgt sie auf Michaela Maxi Schulz.Ihr erstes Projekt ist die Rolle der Polly Peachum in der „Dreigroschenoper“ von Bertold Brecht. Die Proben haben am Montag begonnen.

Ansonsten freut sich Linda Lienhard ganz besonders auf eine Herausforderung: die „Nora“, aus dem Stück „Nora oder Ein Puppenheim“, einem Stück von Henrik Ibsen. „Die Nora ist eine ganz tolle Figur. Sie macht eine wunderbare Entwicklung durch, sozusagen vom Püppchen zur selbstbewusst denkenden Frau. Das ist für mich schon eine Traumrolle.“

Zwei Jahre dauert vorerst ihr Engagement in Stendal. Was hat sie sich für diese Zeit vorgenommen? „Ich möchte vor allem zufrieden sein mit dem was ich mache. Das ist mir sehr wichtig“.