1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Stendal
  6. >
  7. Ex-Mieter verklagt Prokuristen

Stendal Süd Ex-Mieter verklagt Prokuristen

Detlef S. hat Anzeige gegen den Prokuristen der Raks AG, Ramazan Yagan, wegen Betrugs erstattet.

Von Thomas Pusch 13.10.2015, 01:01

Stendal l Die Geschütze, die der Stendaler Detlef S. gegen den Prokuristen der Raks AG, Ramazan Yagan, auffährt, sind schwer. Betrug wirft er ihm vor, Unterschlagung ebenso. „Der kann sich doch hier kein schönes Leben machen, was auf Lügen aufgebaut ist“, lautet seine Überzeugung. Und so geht er nun gegen den Vertreter der Vermieterfirma in Süd gerichtlich vor.

Am 25. September erstattete er Anzeige bei der Staatsanwaltschaft Stendal. Zuvor hatte er auf eigene Faust versucht, sich an Yagan direkt zu wenden. Im vergangenen Jahr zog S. aus seiner Wohnung in der Bremer Straße in Süd aus. Dass das Wasser durch die Stadtwerke abgestellt worden war, bedeutete für ihn den notwendigen Umzug. S. ist mit 52 Jahren bei weitem kein alter Mann, jedoch schwer herzkrank. Mit einem Wassereimer mehrere Etagen zu Fuß zu einer von den Stadtwerken eingerichteten Zapfstelle zu gehen, war für ihn schier unmöglich. Seiner Meinung nach verstieß die Handlung der Stadtwerke, die eine Reaktion auf die ständig wachsenden Ausstände der Raks AG waren, gegen Artikel 1 des Grundgesetzes, der die unantastbare Würde des Menschen festschreibt.

Auch da schlug S. den Rechtsweg ein und wandte sich ans Amtsgericht. Er wollte, dass die Stadtwerke die Trinkwasserversorgung in Süd wieder aufnehmen. „Ich finde das eine Frechheit und Schikane von den Stadtwerken“, sagte er vor der Verhandlung gegenüber der Volksstimme. Nicht nur das Abstellen des Trinkwassers steht im Mittelpunkt seiner Kritik, sondern auch, dass die Gewinde an den Wasserhähnen abgeflext wurden. „Das machen wir so lange, bis der Letzte ausgezogen ist“, habe einer der Monteure gesagt.

Doch sein Ansinnen wurde nicht von Erfolg gekrönt, vorrangig, weil er sich den falschen Gegner ausgesucht hatte. Die Stadtwerke waren mit Geschäftsführer Thomas Bräuer und Rechtsanwalt Klaus-Jürgen Adamietz vor Gericht erschienen. „Es geht um vier Objekte in Süd, zwei in der Bremer Straße, zwei in der Hanseallee“, erklärte Bräuer. Mittlerweile seien Ausstände in Höhe von 150 000 Euro aufgelaufen. Das wiederum sorgte bei S. für Verständnis. „Wenn die Schulden so hoch sind, muss etwas getan werden“, meinte er. Und folgte dem Ratschlag von Richter Ralf Eickelkamp, den Antrag auf einstweilige Verfügung zurückzuziehen, da sein Ansinnen zwar verständlich, die Stadtwerke aber der falsche Ansprechpartner seien.

Den meinte S. nun in dem Prokuristen des Vermieters gefunden zu haben. Durch den Umzug seien ihm Kosten entstanden. „Da gab es Möbelstücke, die waren verschimmelt und vergammelt, weil ja nicht mehr geheizt werden konnte“, sagte er im Gespräch mit der Volksstimme. Auch technische Geräte wie Waschmaschine und Herd habe er sich neue besorgen müssen. Den Umzug selbst habe er auch einer Firma überlassen müssen. Das machte eine Gesamtforderung von mehreren tausend Euro. Hinzu kamen die Nebenkosten, die S. geleistet hatte, die aber wie von allen anderen Mietern in Süd auch nicht an die Stadtwerke weitergeleitet worden seien, warum es überhaupt erst zu den Ausständen gekommen sei.

Die Gesamtforderung von über 3000 Euro wollte er Yagan nun stellen und machte sich auf die Suche nach dem Mann, der sich in den Medien stets als Rechtsanwalt tituliert hatte. „Der ist aber gar kein Rechtsanwalt“, stellte S. schließlich fest. Bei der Rechtsanwaltskammer Düsseldorf ist er nicht verzeichnet. Diese Auskunft bestätigte die Pressestelle der Kammer gestern gegenüber der Volksstimme.

So ging S. am 25. September mit noch einem weiteren Vorwurf zur Stendaler Staatsanwaltschaft. Er erstattete Anzeige gegen Yagan, der sich als Rechtsanwalt ausgegeben habe ohne einer zu sein, das sei Betrug. Außerdem wirft er ihm Unterschlagung der Mietnebenkosten vor. Am Montagvormittag ließ er sich von der Staatsanwaltschaft das Aktenzeichen geben, unter dem der Vorgang geführt wird.

Yagan war zu einer Stellungnahme bisher nicht zu erreichen. Mittlerweile ist seine Handynummer beim zuständigen Betreiber nicht mehr bekannt, Anrufer werden per Ansage an die Auskunft verwiesen.