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Religion Der Pfarrer als Lehrer

Religionsunterricht wird mangels Lehrern oft von Pfarrern erteilt. Im Landkreis Stendal ist Matthias Schröder an drei Schulen im Einsatz.

Von Nora Knappe 03.11.2015, 00:01

Stendal l Pfarrer Matthias Schröder arbeitet für die nächsten sechs Jahre nur noch zu einem Viertel als Pfarrer in der Evangelischen Stadtgemeinde Stendal. Zu Dreiviertel ist er als Schulpfarrer im Einsatz – und zwar seit September, mit Beginn des neuen Schuljahres. Schulpfarrer heißt nichts anderes, als dass er Religionsunterricht gibt – und zwar an drei Schulen im Landkreis Stendal: der Diesterweg-Sekundarschule Stendal sowie den Sekundarschulen in Tangermünde und Osterburg.

Matthias Schröder ist damit einer von insgesamt 59 kirchlichen Mitarbeitern in der Propstei Stendal-Magdeburg, die an öffentlichen Grund- und Sekundarschulen und Gymnasien dafür sorgen, dass Religionsunterricht erteilt werden kann. Denn Religionslehrer gibt es zu wenige. Die Schulpfarrstellen – in der Propstei sind es derzeit zwölf, im Kirchenkreis Stendal ist es eine – werden von den Kirchenkreisen in Absprache mit dem Land eingerichtet, wenn dieses Bedarf anmeldet. Verhandlungspartner ist dabei im nördlichen Sachsen-Anhalt die Schulbeauftragte der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.

Matthias Schröder hat bereits neun Jahre an einer privaten Berufsschule in Stendal Religionsunterricht gegeben, so dass er weiß, „wie es ist, vor einer Klasse zu stehen“. Dennoch werde es eine neue Erfahrung sein, pädagogisch mit Fünft- bis Zehntklässlern zu arbeiten.

Anders als mancher meinen mag, ziele Religionsunterricht „nicht darauf ab, Menschen zur Kirche zu führen“, sagt Schröder. „Wir beten nicht und es ist kein verkappter Konfirmationsunterricht.“ Die Kirche, erklärt er, übernehme damit lediglich „einen Teil des wertevermittelnen Unterrichts, vergleichbar mit dem Ethikunterricht“. Zwar hätten beide Fächer zuweilen sich überdeckende Inhalte, dennoch sei es ihm ganz persönlich wichtig, „dass man weiß, mit wem man es beim Lehrer zu tun hat“. Eine Weltanschauung habe schließlich jeder, so Schröder, und im Religionsunterricht ist klar: „Der, der vorne steht, ist ein Christ.“

Schulpfarrer unterstehen zwar der Dienstaufsicht des Superintendenten, müssen sich aber an den Fachlehrplan für Religionsunterricht halten. Im Inhaltsverzeichnis von Schröders Lehrbuch stehen Kapitel wie „Sinn des Lebens“, „Was ist der Mensch?“, „Verantwortung“, „Liebe“, „Sucht“, und genau wie im Ethikunterricht geht es neben dem Christentum auch um Judentum, Buddhismus und Hinduismus sowie den Islam. Das Schöne am Religionsunterricht sei für ihn, so Schröder, „dass Fragen zu Gott möglich sind“.

Matthias Schröder wird auf der Herbstsynode des Kirchenkreises am Sonnabend in Tangermünde feierlich in seine Stelle als Schulpfarrer eingeführt.